Tichys Einblick
Merkels Abschied von Israel

UN sehen Tempelberg für nicht jüdisch an – Berlin enthält sich 

Die Vereinten Nationen nahmen eine arabisch-initiierte Resolution an, wonach der jüdische Tempelberg mitten in Jerusalem ausschließlich in seiner arabischen Sprachregelung benannt werden darf. In einer der letzten Amtshandlungen enthielt sich Merkels Regierung der Stimme.

Tempelberg in Jerusalem

IMAGO / Schöning

Zum Jahresende laufen die Vereinten Nationen (UN) immer wieder zur Hochform um die Meisterschaft in Geschichtsklitterung auf. Auch heuer haben sie wieder ein besonderes Geschenk zum ausklingenden jüdischen Lichterfest, Chanukka, bereit. Mit überwiegender Mehrheit nehmen sie eine arabisch-initiierte Resolution an, wonach der jüdische Tempelberg mitten in Jerusalem ausschließlich in seiner arabischen Sprachregelung benannt werden darf. Und wie stimmte die Berliner Merkel-Auslauf-Regierung? Nichts gehört, nichts gesehen, nichts gesagt: Sie enthielt sich der Stimme.

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Wie fast jedes Jahr tagt zum Jahresende die UN-Generalversammlung am New Yorker East River und hat wieder einmal das „Palästina-Paket“ auf der Agenda. Darin heißt es, dass der Tempelberg einzig und allein als „Haram al‑Sharif“, aber nicht als „Temple Mount“ bezeichnet werden darf. Also der Ort, wo 586 BCE – vor schlappen 2.600 Jahren – der jüdische Tempel zum ersten Mal zerstört wurde, nach Adam Riese rund 1.200 Jahre bevor Mohammed auf der historischen Bildfläche erschien und erst 1.300 Jahre später die Felsendom- und die Al-Aqsa-Moscheen erbaut wurden. Nicht weniger als 129 Länder stimmen dieser Resolution zu, 11 sind dagegen und 31 enthalten sich der Stimme, darunter die Noch-Regierung unter Führung Angela Merkels, für die die Sicherheit Israels bekanntlich „deutsche Staatsräson ist“.

Es ändert sich fast nichts, allenfalls die Verpackung: Für Israel und Juden in aller Welt geht in diesen Tagen das Chanukka-Fest zu Ende. Es erinnert an den misslungenen Versuch der Hellenen im Jahre 164 vor unserer Zeitrechnung, Juden von ihrem Judentum zu trennen. Der griechische Anführer Antiochus IV war zumindest noch so human, dass er die jüdische Bevölkerung Jerusalems nicht ausrotten wollte. Er zerstörte nur den jüdischen Tempel. In den Trümmern brannte der Überlieferung zufolge eine Öllampe mit Brennstoff für 24 Stunden ganze acht Tage. An dieses „Wunder“ erinnernd zünden Juden seither acht Tage lang jeden Abend zum Chanukka-Fest eine Kerze mehr an, bis am Ende acht Lichter das Wohnzimmer wohlig erleuchten. 

Und was versuchen Palästinenser, unterstützt durch ihre politischen Komplizen 2.000 Jahre danach? Richtig, genau das Gleiche. Dass die arabischen Staaten diesem Versuch, Juden von ihrem geistigen und geographischen Zentrum zu trennen, zustimmen, mag so sehr nicht verwundern. Aber dass Deutschland – wie die berühmten drei Affen – Augen, Ohren und Mund vor unwiderlegbaren Tatsachen verschließt, muss einen am Restverstand in Berlin zweifeln lassen. 

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Generationen angesehener deutscher und internationaler Historiker, Archäologen haben in den letzten 73 Jahren seit der Gründung Israels und insbesondere seit Jerusalem 1967 die wiedervereinigte Hauptstadt des Judenstaates wurde, an Ausgrabungen und historischen Forschungen mitgearbeitet und mehrsprachige Bibliotheken angelegt. Einhelliges dokumentiertes Ergebnis: Juden leben ununterbrochen – mal als Souverän, öfter als Unterjochte – seit mindestens 3.000 Jahren in Jerusalem und im weitläufigen Gebiet des heutigen Israel. Im ägyptischen National-Museum in Kairo steht als Beweis die mannshohe 3.200 Jahre Merenptah-Stele, auf der deutlich lesbar „Israel“ steht. Und seit wann gibt es ein „Palästina“?

Geschichtsklitterung ist nur ein Wort. Es bleibt aber ein Privileg der UN – zum wiederholten Mal auch im Dezember 2021 –, dieses Wort mit trügerischem Leben zu erfüllen. Im Protokoll der UN-Generalversammlung (GA 12390) wird der Vorsitzende Abdullah Shahid, Repräsentant der Malediven, mit folgenden Worten zitiert: „Vor 74 Jahren wurde eine UN-Resolution angenommen, die die gesetzliche Gründung des Staates Israel und die gesetzliche Gründung eines Staates für das palästinensische Volk vorsah. Die Errichtung eines Staates in Abstimmung mit internationalem Recht ist für die letztgenannten jedoch noch nicht erreicht worden.“ 

Man muss schon ein Profi im Verdrehen von Tatsachen und Weglassen originärer historischer Abläufe sein, um in zwei Sätzen den geneigten Leser in die Irre zu führen. In der Resolution 181 vom 29. November 1947, auf die sich Abdullah Shahid bezieht, kommt die Bezeichnung palästinensisches Volk ebenso wenig vor wie in allen Dokumenten, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu diesem Thema geschrieben wurden. Die Rede ist stets von einem „(unabhängigen) arabischen und jüdischen Staat……der in Palästina errichtet werden soll“. In Palästina lebten damals Juden, Muslime, Christen und andere, die alle einen Pass der englischen Mandatsmacht besaßen. Die Bezeichnung Palästina hat ihren Ursprung vor 2.000 Jahren, als Rom versuchte, Israel auszuradieren, und dabei eine rund Million Juden tötete und/oder als Sklaven verschleppte (Quelle: Josephus Flavius). Ein Bezug zwischen der ursprünglichen geographischen Bezeichnung „Palästina“ und dem palästinensischen Volk ist konstruiert.

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Gegen die Resolution 181 verstießen einzig und allein Araber, die einen Krieg gegen den gerade neu gegründeten jüdischen Staat Israel am 14. Mai 1948 anzettelten. Damit verletzten sie Absatz (c) der UN-Resolution 181, in dem es heißt: „Der Sicherheitsrat sieht jeden Versuch diese Resolution durch Gewalt zu verändern als eine Bedrohung des Friedens, als Bruch des Friedens und als einen Akt der Aggression…“ Der UN-Generalversammlungs-Leiter Shahid hat das ebenso geflissentlich vergessen wie seine Vorgänger in allen UN-GAs im letzten halben Jahrhundert.

Die Times of Israel beklagt die hohe Zahl der Länder, die diese Geschichtsklitterung unterstützen, hebt aber lobend in einer Schlagzeile hervor, dass 2021 immerhin 19 Länder, darunter Tschechien und Ungarn die Seiten zu einer geschichts-konformen Pro-Israel-Haltung gewechselt haben. Merkels Berliner Regierung war noch nicht ganz so weit. Mal sehen, wie die Ampel-Regierung unter Olaf Scholz 2022 Nahost-Geschichte buchstabieren wird.

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