Tichys Einblick
Aktueller Bericht

Schwere Kämpfe stehen im Süden der Ukraine bevor

Vor Kiew gelingt der ukrainischen Armee offenbar ein offensiver Erfolg, die russische Armee beginnt sich einzugraben. Gleichzeitig stoßen die Russen angeblich in die seit Langem eingeschlossene Stadt Mariupol vor. Erstmals setzten sie auch Hyperschallraketen ein.

Eine Panzerhaubitze der prorussischen Separatisten bei Luhansk, 19. März 2022.

IMAGO / ITAR-TASS
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine geht in die vierte Woche. Und die Hauptstadt Kiew ist weiterhin in ukrainischer Hand. Eine ukrainische Gegenoffensive hat russische Truppen aus den Vororten Kiews, Irpin, Buscha und Hostomel zurückgetrieben. Der Einsatz westlicher Panzerabwehrraketen und Drohnen setzt russischen Truppen immer wieder empfindliche Verluste zu. Die um Kiew versammelten russischen Invasionstruppen scheinen damit weiter zum Stocken zu kommen. Satellitenbilder zeigen, wie das russische Militär seine Stellungen um Kiew teilweise befestigt.

Im Südosten sind russische Truppen nun wohl in die umzingelte Hafenstadt Mariupol eingedrungen. Seit Tagen schon attackiert das russische Militär die Stadt mit Artillerie und Luftangriffen. Nun gab es wohl einen Einbruch mit Bodentruppen. „In der Stadt finden schon Kämpfe statt. Aber Mariupol bleibt eine ukrainische Stadt“, teilte das Büro des Bürgermeisters dem Wall Street Journal mit. Die östliche Hafenstadt ist für Russland von strategischer Bedeutung, da mit einer Einnahme der Stadt eine durchgehende Landverbindung zwischen der Krim und den russisch besetzten Gebieten in der Ostukraine hergestellt werden könnte.

Im Südwesten, bei Odessa bereitet die russische Armee eventuell einen Angriff vor. Wie in den vergangenen Tagen sorgt die immer wiederkehrende Präsenz von russischen Kriegsschiffen vor der Küste der großen und wichtigen Hafenstadt für Alarmbereitschaft. Doch von einer Invasion bei der befestigten Stadt gehen die Verteidiger nicht aus. Stadtrat Peter Obukhow wirft den Russen „psychologische Tricks“ vor, glaubt aber nicht, dass die Marine eine Invasion wage – vor allem wegen der Befestigungen und der Raketenartillerie vor Ort, die mit bis zu 20 Kilometer Reichweite die Küste abdecken kann.

Obwohl russische Truppen damit vor der ukrainischen Hauptstadt stehen, scheint der Süden der Ukraine zurzeit mehr von russischen Vorstößen bedroht zu werden als Kiew selbst.

Unterdessen haben die russischen Streitkräfte heute nach eigenen Angaben zum ersten Mal Hyperschallraketen eingesetzt und damit ein unterirdisches Waffendepot bei Deliatyn in der Westukraine zerstört. Diese „Kinzhal“ – auf deutsch: „Dolch“ – genannte Rakete wird von Kampfflugzeugen abgefeuert und kann mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit (6000 km/h) fliegen. Sie gilt wegen der damit einhergehenden extrem kurzen Flugzeit nach dem Erkennen als praktisch nicht bekämpfbar durch Abwehrsysteme. Putin hatte die Kinzhal schon vor vier Jahren mit anderen, ähnlichen Hyperschallwaffen vorgestellt.


Von Sebastian Thormann. An diesem Samstag wird die TE-Seite von jungen Autoren betrieben.

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