Tichys Einblick
Covid-Ausschuss des EU-Parlaments

Pfizer-Vertreterin: Es gab keinen Nachweis über Fremdschutz durch Biontech-Impfstoff

Pfizer-Managerin Janine Small stellte sich den Fragen der EU-Parlamentarier – und schwieg zu den meisten beharrlich. Ein Detail aber gab sie preis: Einen Nachweis, dass der Impfstoff die Übertragung verhindere, gab es nicht. Eilig mühten sich Faktenprüfer: das habe das Unternehmen aber auch nie behauptet.

Am Montag dieser Woche wurden weitere Vertreter pharmazeutischer Firmen vom Covid-Sonderausschuss des EU-Parlaments befragt. Eigentlich hatte auch Pfizer-Chef Albert Bourla an diesem Tag erscheinen sollen. Doch nachdem die erste Fragerunde mit Pharma-Bossen Anfang Oktober zu unangenehmen Wortwechseln geführt hatte, sagte Bourla seine Teilnahme ab. Stattdessen erschien Janine Small, „President of international developed markets“ des Pfizer-Konzerns. Ihr Auftritt erregte, wie nicht anders zu erwarten, herbe Kritik. Überraschend war allenfalls die Breite der Kritik, die von der ID-Fraktion über die Konservativen & Reformer, eine Renaissance-Abgeordnete bis hin zu Linken und Grünen reichte.

Sachlich ging es vorrangig um den Vertrag, den die Kommission mit Pfizer geschlossen hatte, dessen geheime Klauseln, Impfstoffsicherheit und Haftungsfragen und natürlich die Frage nach dem Preis der ganzen Impfstoffbeschaffung.

Während Smalls Befragung kam es zu Unmutsbekundungen verschiedener Abgeordneter, da sich die Pfizer-Offizielle standhaft weigerte, bestimmte Fragen zu beantworten. Die hessische AfD-Abgeordnete Christine Anderson (ID) fasste ihre Eindrücke so zusammen: „Es passiert dasselbe wie immer: Wir bekommen keine Antworten auf unsere Fragen. Deshalb ist dieser Ausschuss vollkommen lächerlich – eine Illusion von Demokratie.“ Es gehe nur darum, die Menschen glauben zu machen, dass die angegebenen schwierigen Fragen besprochen würden. Aber nichts dergleichen geschehe, so Anderson. Ein Änderungsantrag Andersons, der die Nicht-Arbeitsfähigkeit des Ausschusses beschließen sollte und einen wirklichen Untersuchungsausschuss zum Thema forderte, wurde gar nicht erst zur Abstimmung gestellt.

Auch die Französin Virginie Joron vom Rassemblement National (ID) beklagt, dass man zwei Stunden Zeit verloren habe. Small habe letztlich die Auskunft zu allen wichtigen Fragen abgelehnt, etwa zur Preisgestaltung, zur Offenlegung der Verträge, zu den SMS-Nachrichten ohnedies.

Der belgische Abgeordnete Marc Botenga (Linke) beklagte, Small habe es bei „Phrasen“ belassen. Die Frage nach der Steigerung der Impfstoffpreise und deren Gründen habe man vier Mal gestellt. Beim vierten Mal habe die Antwort dann gelautet, dass dies der Vertraulichkeit unterliege. Dieser Wortwechsel lohnt es, genau wiedergegeben zu werden:

Small (führt eine Ausführung zu Ende): „… in einer solchen Geschwindigkeit und Größenordnung.“
Kathleen Van Brempt, Vorsitzende des COVID-Ausschusses (flüsternd): „Der Preis…“
Small: „Oh, der Preis, ok …“ (lacht) „Entschuldigung, aber im Ernst, ich habe das hier notiert. Ich verstehe, dass Sie viel über die Preisgestaltung gesprochen und viele Zahlen genannt haben. Aber aus meiner Perspektive ist es so: Wir können nicht über Preise diskutieren. … Sie werden sehr frustriert sein, ich kann es an Ihren Gesichtern ablesen, aber Preise sind vertraulich.“

Tatsächlich könnten die Kosten für die 1,8 Milliarden Pfizer-Impfdosen für die Jahre 2022 und 2023 (die Hälfte davon als Option) bei 35 Milliarden Euro liegen, behaupten Insider. Der Preis für eine Pfizer-Impfdosis stieg durch den Vertragsabschluss zwischen Pfizer und der EU angeblich von 15,50 Euro auf 19,50 Euro, wie der bulgarische Premierminister Bojko Borissow einst durchstach.

Von der Leyen hat angegeben, Vorverhandlungen mit Pfizer-Chef Bourla im März 2021 geführt zu haben, ohne andere Verhandler einzubeziehen. Der EU-Rechnungshof verlangte von der Kommission Einsicht in eben diese Vorverhandlungen, wollte Zeitpläne, Notizen und die vereinbarten Bedingungen überprüfen. Doch die Kommission übermittelte keine Informationen. „So etwas hat es noch nie gegeben“, kommentierten die EU-Rechnungsprüfer fassungslos. Nun könnten sie laut Informationen der Funke-Mediengruppe eine Rüge für von der Leyen vorbereiten. Im Parlament rufen einige bereits nach dem Staatsanwalt. Die erst im Juni 2021 eingerichtete EU-Staatsanwaltschaft (EPPO) mit Sitz in Luxemburg hat nun tatsächlich Ermittlungen „über den Erwerb von Covid-19-Impfstoffen in der EU“ eingeleitet.

Small: Verhandlungen im Home Office bedingten SMS-Austausch

Nach den SMS zwischen Bourla und von der Leyen befragt, sagte Small: „Ich glaube, jeder versteht, dass wir während der Pandemie alle von Zuhause aus gearbeitet haben. Ich bin sicher, dass Herr Dr. Bourla seine Mobilnummer weitergab, um mit vielen führenden Personen auf der ganzen Welt zu sprechen – zum Beispiel auch mit mir selbst.“ Doch der EU-Kommission sind normalerweise andere Verhandlungsmethoden auferlegt, hob Marc Botenga kritisch hervor.

Daraufhin versicherte Small, dass die Verträge nicht auf diesem Wege verhandelt worden seien. Dafür seien die zu lösenden Fragen auch zu komplex gewesen, zu viele Personen daran beteiligt. Der Covid-Ausschuss beschloss, eine erneute Einladung an Bourla auszusprechen.

Für Michèle Rivasi (Grüne/EFA) ist klar: Pfizer spricht zwar von Transparenz, dabei gebe es kaum etwas Undurchsichtigeres als den Pfizer-Konzern. So sei der Preis der Impfstoffe offiziell nicht bekannt. Auch Rivasi nennt die Zahl 35 Milliarden Euro. Daneben kritisiert sie, dass Pfizer sich weigere, die Verantwortung für Nebenwirkungen zu übernehmen. Pfizer sei heute praktisch der einzige Konzern, der in Europa Impfstoffe herstellt. Die EU-Bestellungen seien „gigantisch“. Insofern sei es inakzeptabel, dass gerade Bourla nicht vor dem Ausschuss erscheint.

Ein weiterer Punkt: die großenteils geschwärzten Lieferverträge. Die Abgeordnete Véronique Trillet-Lenoir (Renew Europe) beklagt, dass man die Produktionsorte des Pfizer-Impfstoffs nicht in Erfahrung bringen konnte, ebenso wenig konkrete Lieferpläne. Eine Impfstoff-Fabrik in Indien könne neben arbeitsrechtlichen und Umweltschutzfragen auch Fragen zur Produktqualität und -sicherheit aufwerfen. Small berief sich auf den Wettbewerbsschutz und behauptete, Pfizer sei „sehr transparent“, alle Verträge könnten von den Abgeordneten eingesehen werden – aber eben nur in geschwärzter Form.

„Wir mussten mit der Geschwindigkeit der Wissenschaft gehen, um zu wissen, was auf dem Markt passiert“

Aber eine Antwort erhielten die Abgeordneten dann doch – auch wenn sie nicht wirklich neu war, höchstens aus dem Mund einer Pfizer-Vertreterin. Der Niederländer Rob Roos (Konservative und Reformer) stellte sozusagen die Frage der Fragen: „Wurde vor der Markteinführung getestet, ob der Covid-Impfstoff von Pfizer die Übertragung des Virus verhindert? Was wussten wir vor der Markteinführung über die Immunisierung?“

Smalls stockte wiederum bei der Antwort: „Nein, diese … wir mussten wirklich mit der Geschwindigkeit der Wissenschaft gehen, um zu wissen, was auf dem Markt passiert.“ Man könnte sagen, dass vollkommen unklar ist, was Small hier sagen will. Was ist die „Geschwindigkeit der Wissenschaft“? Was bedeutet „move at the speed of science“? Warum war wichtig, „was auf dem Markt passiert“? Waren Marktinteressen für Pfizer wichtiger als die tatsächliche Geschwindigkeit der Wissenschaft, also jenes eher gemächliche Tempo, in dem Impfstoffe normalerweise entwickelt werden? Aber mit anderen Worten und kurzum: Smalls Antwort war nein.

Rob Roos sagte in einem Video, diese „Enthüllung“ – dass die verschiedenen Gentherapeutika nicht vor der Übertragung des Virus schützen – entziehe den in verschiedenen Ländern eingeführten Covid-Pässen jede gesetzliche Basis. „Wegen des Mythos, dass ‚man es für andere tut‘, fühlten sich Millionen von Menschen auf der ganzen Welt dazu gedrängt, sich impfen zu lassen.“ Dies habe sich nun als Lüge herausgestellt. Und natürlich führen solche Pässe zu einer „massiven institutionellen Diskriminierung“, weil Menschen der Zugang zu „wesentlichen Teilen“ des gesellschaftlichen Lebens verwehrt wird, wie Roos zuvor gesagt hat. Man muss daran erinnern, dass Menschen wegen dieser Politik der erzwungenen Impfung teils in die Arbeitslosigkeit gingen – wahlweise auch in nicht gerade wenigen Fällen ihre Gesundheit einbüssten.

Roos’ Frage und die Antwort von Janine Small offenbarte etwas, das schon längere Zeit bekannt war. Und doch hatten die Entwickler des Biontech-Impfstoffs ebenso wie Politiker, bekannte Persönlichkeiten und allerhand „Experten“ behauptet, dass man durch die Impfungen die Verbreitung des Virus und so die ganze Pandemie stoppen könne. Es war auch das beherrschende Narrativ der Impfpflicht-Befürworter.

Kurz nach Smalls Aussage und der raschen und hohen Verbreitung der Videosequenz im Internet mühen sich eilig Faktenprüfer z.B von AP und definierten „Irreführende Angaben über die Auswirkungen des COVID-Impfstoffs von Pfizer auf die Übertragung“:

„Behauptung: Pfizer hat vor dem Europäischen Parlament zugegeben, dass es die Fähigkeit seines Impfstoffs COVID-19, die Übertragung des Virus zu verhindern, nicht getestet hat, bevor er auf den Markt kam, was beweist, dass das Unternehmen zu einem früheren Zeitpunkt der Pandemie darüber gelogen hat.

AP’S EINSCHÄTZUNG: Fehlender Kontext. Janine Small, Präsidentin der internationalen Märkte bei Pfizer, sagte am Montag vor dem Europäischen Parlament, dass Pfizer nicht wusste, ob sein Impfstoff COVID-19 die Übertragung des Virus verhindert, bevor er im Dezember 2020 auf den Markt kam. Pfizer hat jedoch nie behauptet, diese Frage vor der Markteinführung des Impfstoffs untersucht zu haben.“

Pfizer habe das nie behauptet. Das würde im Umkehrschluss allerdings bedeuten, dass sich zahllose Politiker und Medien diese offenbar völlig haltlose Behauptung vom Baum gepflückt und sich dann in einem nicht enden wollenden Kreislauf immer weiter gegenseitig zitiert haben. Das wäre dann nicht minder spannend.

Biontech-Besitzer Ugur Sahin im Februar 2021 gegenüber der Bild-Zeitung, dass Personen „nach der Impfung“ weniger oft positiv seien und daher auch nicht mehr potentiell ansteckend. Die Botschaft war klar: Durch die Impfung ausreichend vieler Menschen könne man die Pandemie eindämmen.

US-Präsident Biden sagte im Juli 2021: „Sie werden kein Covid bekommen, wenn Sie diese Impfungen haben.“ Und doch wurde Biden inzwischen, wer weiß, wie oft, positiv getestet. Im Mai 2021 hatte Anthony Fauci gesagt, dass „geimpfte“ Menschen „Sackgassen“ für das Virus wären, was man so verstehen musste, dass sie das Virus nicht weitertragen: „Wenn Sie sich impfen lassen, schützen Sie nicht nur Ihre eigene Gesundheit und die Ihrer Familie, sondern tragen auch zur allgemeinen Gesundheit bei, indem Sie die Verbreitung des Virus vermeiden.“ Der gesunde Volkskörper war seit je ein Lieblingsobjekt der Kollektivisten – doch anscheinend nicht nur.

Der niederländische Premier Mark Rutte und sein Gesundheitsminister hatten den Bürgern – ähnlich wie die Regierenden in anderen Ländern – weismachen wollen, dass sie tatsächlich „antisozial“ seien, wenn sie sich dem Impfstoff verweigern. Die Europäer ebenso wie Menschen weltweit waren und sind (!) einer Rhetorik auf Wunderheiler-Niveau ausgesetzt, die behauptete, dass bestimmte Wirkungen durch die „Impfstoffe“ eintreten würden, eben weil sie erwünscht waren.

Dabei ist es nicht schwierig, frühe Aussagen von Pharma-Verantwortlichen zu finden, die etwa vor einer „Überinterpretation“ der eigenen Ergebnisse warnen. So sagte der Chief Medical Officer von Moderna, Tal Zaks, im November 2020: „Unsere Ergebnisse … zeigen nicht, dass die Impfstoffe verhindern, dass jemand das Virus möglicherweise weiterträgt und andere damit infiziert. Wenn wir damit beginnen, diesen Impfstoff einzusetzen, werden wir keine ausreichenden Daten haben, um zu beweisen, dass er die Übertragung reduziert.“ Doch, so Zaks weiter, er glaube daran, dass der „Impfstoff“ die Übertragung reduziert, und zwar „wegen der Wissenschaft“. Aber da es für diese Annahme keinen Beweis gebe, solle man sein Verhalten nicht aufgrund einer Impfung verändern. Man konnte das damals als Argument für eine Fortsetzung des „social distancing“ nehmen. Dass es darüber hinaus auch das Eingeständnis der Unwirksamkeit der Impfstoffe war, rückte erst etwas später ins Bewusstsein. Die entsprechende Studie teilte die Nachricht von heute schon im Titel mit: „Werden Covid-19-Impfstoffe Leben retten? Die derzeitigen Versuche sind nicht geeignet, darüber Auskunft zu geben“.

Die WHO spricht noch auf ihrer aktuellen Website von einem „begrenzten (modest) Einfluss des Impfstoffs auf die Übertragung“. In der „Zwischenzeit“ müsse man die Maßnahmen zur Erhaltung der öffentlichen Gesundheit stärken: Masken, körperliche Distanzierung, Händewaschen, Atem- und Husthygiene, das Vermeiden von Menschenmengen und gute Belüftung.

Folgerichtig wäre, dass nun Forderungen nach der definitiven Abschaffung von 2G-Optionen im deutschen Infektionsschutzgesetz kommen. Auch die bereits bestehenden Impfpflichten im Pflegebereich, in Krankenhäusern und für Feuerwehrleute müssten umgehend fallen.

Karl Lauterbach sagte noch bei der Einführung der „angepassten Impfstoffe“ im Morgenmagazin des WDR: „… wir gehen jetzt auch wieder davon aus, dass Schutz vor Ansteckung, zumindest für eine bestimme Zeit, gegeben ist.“ Zumindest das Verb stimmt: „wir gehen davon aus“, mit großer Wahrscheinlichkeit. Niemand weiß etwas Genaues. Daneben ruft Lauterbach durchaus noch zur Impfung auf und argumentiert dabei mit dem Selbstschutz.

Und immer noch häufen sich die Nachrichten von Corona-Infektionen direkt nach der Impfung oder Boosterung, wie mittlerweile fast jeder aus dem Bekanntenkreis oder aus dem Berufsalltag der letzten Monate feststellen kann.