Tichys Einblick
Bela Anda: „definitiv lahme Ente“

Merkel in der internationalen Presse

Den frühere Regierungssprecher Bela Anda habe Merkel als nun „„definitiv lahme Ente“ bezeichnet ... Schon vor diesem letzten Schlag sei „Merkels Partei in den Umfragen abgerutscht und habe bei zwei Regionalwahlen vom Wähler Tritte abbekommen.“

IMAGO / Future Image

Die internationale Presse hält der gestrauchelten Angela Merkel zu Ostern überwiegend galant den Arm hin. Ausnahme die britische „Daily Mail“, die mit unüberhörbarer Häme den früheren Regierungssprecher Bela Anda zitiert, der Merkel als nun „„definitiv lahme Ente“ bezeichnet habe … nur „Monate vor ihrem Rückzug und nach einer erniedrigenden 180-Grad-Wende“. Schon vor diesem letzten Schlag sei „Merkels Partei in den Umfragen abgerutscht und habe bei zwei Regionalwahlen vom Wähler Tritte abbekommen.“

Dem schliesst sich Radio Fiji an: Das sei ein Tag gewesen, der „..noch lange in Berlin nachhallen werde …“. Für Angela Merkel sei dies nun „der kritischste Moment in der Pandemie … und der Abbruch (Anm.: der Osterruhe) eine schwere Niederlage … es gäbe nun Risse im Verhältnis zu den Bürgern … und für die Union sei das wie im Aufzug: am Anfang der Pandemie sei es nach oben gegangen, und nun rausche er nach unten …“

Der „Express“ nennt das einen „Angela-Merkel-Alptraum“ und zitiert aus einem Interview, das “talkRadio” mit dem “Zeit”-Autor Jürgen Kronig geführt hat: „… Angela Merkels Handhabung der Pandemie habe zu Beginn positive Berichterstattung erfahren, sie sehe sich nun aber in Deutschland einer Medienkrise gegenüber … einige ihrer Kritiker „… würden ihre Auffassung, dass „Verbieten Freiheit bedeute“ in die Nähe Orwell’scher Erzählungen rücken.“

Die „Calgary Sun“ meint, dass „… die Entscheidung, ihre Pläne für verlängerte Osterferien über Bord zu werfen … Befürchtungen habe aufkommen lassen, dass ihr die Krise entgleite…2016, ein Jahr vor den Wahlen, die ihr eine vierte Amtszeit einbrachten, habe sie sich schon einmal während eines CDU Parteitages dafür entschuldigt, 2015 die Türen Deutschlands für fast eine Million Migranten, hauptsächlich muslimische Asylantragsteller aus Syrien, geöffnet zu haben. Aber die Kehrtwendung und Entschuldigung vom Mittwoch seien selbst für einige ihrer engsten Alliierten nicht ausreichend.“
„Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident, habe der Bild-Zeitung gesagt, dass diese 180-Grad-Wende die regierenden Konservativen wie Narren habe aussehen lassen…“.

Die „New York Times“ stellt fest, dass Angela Merkels Herangehensweise, wie „..bei einer Reihe von sich widersprechenden Entscheidungen, wie z.B. den Deutschen Flüge nach Mallorca zu erlauben, ihnen aber Reisen im Lande zu verbieten oder entscheidende Änderungen der Politik auf spät in der Nacht oder von jetzt-auf-nachher einberufenen Pressekonferenzen anzukündigen, ihrem guten Ruf geschadet habe.“
Die Zeitung zitiert die 19-jährige Berliner Studentin Leoni Nagler mit ihrer Meinung zum Krisenmanagement der Regierung Merkel über die letzten 12 Monate: “Ich denke, das war schwach – ein Jahr ist vorbei, und wenn überhaupt, sind die Dinge jetzt schlimmer.”

Die „Sun“ macht einen Sprachwitz und lässt Angela Merkel zugeben: “Ich habe aufgemerkt“.

„Les Echos“ meint, dass die Kanzlerin beim Lockdown “angesichts der Kritik den Rückwärtsgang eingelegt habe…der Fehler nähre den Eindruck, dass die Regierung von der Pandemie überfordert sei…“
„Die Kanzlerin deren gelber Blazer im Bundestag im scharfen Kontrast zu den dunklen Ringen um ihre Augen gestanden habe, setze auch auf einen „Paradigmenwechsel… den massiven Einsatz von Schnelltests, welche die Regierung in ausreichender Menge bestellt habe…“ aber, so kritisiert „Les Echos“, „…keinerlei Nachlauf sei vorgesehen, der auch die gute Anwendung der Tests sicherstellen würde…“; Die Kanzlerin habe unterstrichen, dass: „…die Bundesregierung viel Unterstützung, aber eben nicht Alles leisten könne…“. Und indem sie die Zuständigkeiten klar verteilt habe, sei der Eindruck verstärkt worden, dass ihre Regierung überfordert sei.“

Das „sudradio“ ist wie viele andere französische Kommentatoren von der Entschuldigung der Kanzlerin fasziniert:
„die sich die französischen Regierenden zum Vorbild nehmen sollten…die Kanzlerin habe Kirchen und Läden schliessen wollen…nur um nach allen Regeln der Demut am nächsten Morgen zurückzurudern…Merkel habe sich von der Presse, der Opposition, ihrer Partei und den Kirchen durch den Wolf drehen lassen…wie Macron auch …aber das schrecklich exotische sei nun diese einmalige Reaktion der Kanzlerin.“

Auch „telerama“ aus Paris kritisiert, dass Emmanuel Macron fast zur selben Zeit, zu der sich Kanzlerin Merkel im Fernsehen entschuldigt, einem griechischen Sender eines seiner in letzter Zeit rar gewordenen Interviews gegeben habe. Macron habe nur zugegeben, dass „man zu langsam gewesen sei, langsamer als die USA, … fälschlicherweise zu wenig Ehrgeiz an den Tag gelegt habe…“…was sich doch im Stil wesentlich von der Pressekonferenz Merkel’s unterschieden habe…“

Auch der italienische „Corriere della Sera“ schätzt diese „in der Politik so raren Worte: Habe mich geirrt, übernehme die Verantwortung…“

Und „Il Giornale“ beklagt, dass „12 Stunden Online-Konferenz zwischen Merkel und den 16 Ministerpräsidenten überhaupt nichts gebracht hätten…“ Eine „Penelope verkehrt herum, habe die Kanzlerin am Tage das ungeschehen gemacht, was sie nächtens geschaffen habe….und nun : „Problem gelöst? Nicht wirklich. Merkel und Ihrer Regierung steckten nun in Schwierigkeiten, wie die Leichtigkeit, mit der dieser Kurzzeit-Oster-Lockdown präsentiert und ohne eine Alternative zu präsentieren wieder zurückgezogen worden sei, demonstriere.“

„La Stampa“ scheint das von der „SPD-nahen Süddeutschen Zeitung geprägte Bild von „der Schwäche, die sich in Grösse verwandle“ nicht ganz glauben zu wollen „…diese Geste der Kanzlerin, die von der „Bild“ und der „Welt“ bereits in den Geschichtsbüchern gesehen werde…“.

„Today“ fasst „die Krise Angelas“ so zusammen : „so wird Covid nun zum Anfang vom Ende der letzten Europäischen Anführerin“. Man habe “… sie in den letzten Jahre als seine Frau am Ruder, stark, untadelig, respektiert unter den europäischen Staatsmännern* kennengelernt… seit 16 Jahren am Steuer Deutschlands, schien sie unanfällig für Fehler… aber die Landtagswahlen scheinen nun das Ende einer Ära eingeläutet zu haben…“

„El Confidencial“ aus Madrid findet, das historische „Mea Culpa“ der Kanzlerin, welches „ durch die letzten Turbulenzen in einem durch die Pandemie immer erschöpfteren Land“ ausgelöst worden sei, habe „deren Image in die Luft fliegen lassen… so könnten sich die Dinge plötzlich in diesen unsicheren Zeiten ändern…“

Und die „Vanguardia“ bringt die Schlagzeile, die deutsche Kanzlerin „habe die Bürger um Verzeihung gebeten und die Verantwortung dafür übernommen, die Länderchefs dazu gebracht zu haben, eine Verschärfung des Lockdowns zwischen dem 1. und 5. April zu akzeptieren…“

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