Tichys Einblick

John Cleese sagt der „Cambridge Union“ nach Ankündigung einer „schwarzen Liste“ ab

Der berühmte britische Debattierklub "Cambridge Union" ("Defending Free Debate") hatte eine Liste von nie wieder Einzuladenden angekündigt. Monty-Python-Komiker John Cleese hat sich "vorsorglich" selbst auf diese Liste gesetzt.

MAGO / ZUMA Press

Ein ganz werbewirksames Skandälchen bevor der frühere Monty-Python-Komiker John Cleese mit seiner neuen Sendung startet: Der Präsident des historischen Studentischen Debattierklubs „Cambridge Union“ („Defending Free Debate“), Keir Bradwell, hatte in einer E-Mail angekündigt, einen Debattenteilnehmer, der durch eine provokante, Hitler nachempfundene herabsetzende Hassrede über „entartete Kunst“ unangenehm in dem Detattenzirkel aufgefallen war, künftig nicht mehr einzuladen. Der Gast, Kunsthistoriker Andrew Graham Dixon, hat sich seitdem für seinen Auftritt entschuldigt, der lediglich darauf abgezielt habe, „die tiefgründig böse Natur Hitlers und seines Regimes zu zeigen“.

Trotzdem hatte Bradwell angekündigt, künftig eine „schwarze Liste“ mit solchen Sprechern anlegen zu wollen, die man nie wieder einladen wolle, und die auch mit anderen Debattier-Klubs geteilt werden sollte. Die Cambridge Union hat eigenen Angaben zufolge 70.000 Mitglieder weltweit und existiert seit rund 200 Jahren.

John Cleese hat auf diese Nachricht damit reagiert, seinen für Freitag geplanten Auftritt in Cambridge (wo er selbst studiert hat) unter dem Hinweis abzusagen, dass „er sich nun vorsorglich selbst auf die schwarze Liste setze, bevor jemand anderes die tue“. Der 83-jährige Kabarettist hatte in seiner Zeit bei der Satiretruppe „Monty Python“ selbst den Diktator nachgemacht, und hoffe nun darauf, dass die Studenten einen anderen Auftrittsort für das Gespräch mit ihm finden, wo „woke“ Regeln nicht angewandt würden.“

Peinlicher wurde die Nachricht für Bradwell dadurch, dass er zugeben musste, während des in die Kritik geratenen Auftritts „ziemlich betrunken“ gewesen zu sein und aus Schüchternheit gegenüber den Zuschauern die Hitler-Parodie
als vorsitzender Präsident des Klubs nicht früher gestoppt zu haben.

Bradwell habe mittlerweile, so der Telegraph, unter dem Eindruck herber Kritik, wohl „eine stalinistische Liste“ anlegen zu wollen, sein Vorhaben zurückgenommen.

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