Tichys Einblick
Rumms in der Silvesternacht

Gesprengter Fahrkartenautomat in Hamburg und Randale in Wien

Nachdem die Polizei einer deutschen Stadt im Vorhinein auf Krawalle vorbereitet hatte, blieb es vergleichsweise friedlich in der Neujahrsnacht. Nicht so jedoch in Wien, wo Geschäfte beschädigt und Polizisten angegriffen wurden.

imago images / Gottfried Czepluch

Ein Fahrkartenautomat an einer Hamburger S-Bahnstation sollte offenbar gesprengt werden – mit sogenannten Polen-Böllern. Doch dafür reichte die Sprengkraft dann doch nicht. Der Automat wurde zwar beschädigt, aber das Geld blieb drin. Es reichte also nur für einen kleinen Artikel in der Bild-Zeitung. Da gab es nach den Silvesternächten der Vorjahre mehr zu berichten.

In Wien sah das allerdings laut Presseberichten noch etwas anders aus: In Österreichs Hauptstadt gab es zwar Ausgangssperre und Lockdown, aber mehrere dutzend „Böller-Chaoten“, wie sie heute.at nennt, zogen durch den zehnten Wiener Bezirk und ließen sich, wie die Zeitung schreibt, „nicht davon abhalten, illegale Pyrotechnik abzufeuern.“

Dabei gingen Fensterscheiben zu Bruch. Eine Bäckerei ebenso wie ein Juwelier-Geschäft wurden in Mitleidenschaft gezogen, der Übergang von der zerstörten Scheibe zum Diebstahl soll sich hier fließend vollzogen haben, der „Eissalon Tichy“, wir wollen es hier natürlich erwähnen, war ebenso in Mitleidenschaft gezogen, die Scheiben zerstört. Beamte wurden in Wien mit Böllern beworfen.

Und weil die normalen Kracher nicht zu bekommen waren im Baumarkt, machten die illegalen auch hier doppelt rumms und der Schreck war auch bei den schreckgewohnten Beamten doppelt groß.

In Essen-Altenessen wurden Polizeibeamte von einer Gruppe von etwa 50 Randalierern mit Feuerwerkskörpern beworfen, wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtet. Die Polizei war zuvor von Anwohnern gerufen worden, weil die Randalierer Mülleimer angezündet hatten. Festgenommen wurden zwei 16-Jährige „syrischer und syrisch-türkischer Abstammung“.

Schon Tage vor Silvester hatte die Polizei in Hagen auf sich aufmerksam gemacht: sie wolle Silvester für Ruhe sorgen. Nun ist Silvesterruhe zunächst einmal ein Oxymoron. Also die Zusammenfügung zweier sich widersprechender Begriffe: Silvester lässt man es krachen, da wird traditionell laut und alkoholreich das vergangene Jahr ausgetrieben.

Die Polizei hat immer viel zu tun an Silvester, auch die Krankenhäuser sind aufgrund mangelhafter oder mangelhaft eingesetzter Knallkörper überlastet. Die Corona-Maßnahmen und das Feuerwerkverbot haben diesen Berufsgruppen einen ruhigeren Jahreswechsel in Aussicht gestellt, auch viele ältere Semester waren im Vorfeld ganz zufrieden, dass den jungen Wilden Silvester verhagelt wurde, was ja auch für den sensiblen Bello und das zarte Rotkehlchen in der Hecke die bessere Wahl wäre. Nun ja, die Alten sind so, die Jungen so.

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Tatsächlich kennt die Hagener Polizei ihre Pappenheimer wie auch anderswo in der Bundesrepublik: Angriffe auf Polizei- und Rettungskräfte wollte man dieses Jahr nicht dulden. Der Hagener Polizeidirektor machte das Fass gleich noch ein bisschen weiter auf: „Wir haben es mit Intensivtätern zu tun.“ Speziell bezog sich Hubert Luhmann hier auf den Stadtteil Altenhagen, hier würde ein Drittel der polizeibekannten Intensivtäter wohnen. Ein modernes migrantisches Ghetto also? Schon in den Tagen vor Silvester wurden seine Beamten aus diesen Reihen bereits mit Böllern angegriffen.

Viele knallfreudige junge Männer mussten sich wegen des Feuerwerksverkaufsverbots in Deutschland in Polen bzw. bei ihnen bekannten Polen in Deutschland mit den Dingern versorgen. Und diese so genannten Polenböller sind nochmal ein anderes Kaliber als jene aus China: Die chinesischen machen nur puff, die polnischen Knaller rummsen so richtig laut, Sprengstoff versus Knallbonbon. Soviel zu einem lau durchgeführten Corona-Maßnahmen-Verbot eines Silvesterfeuerwerks. Lau, weil damit automatisch auch viele sonst gültige Sicherheitsauflagen sabotiert wurden.

Der Hagener Polizeidirektor sprach im Vorfeld sogar von einem „Krieg gegen die Polizei“. Nun sind Polenböller richtig laut, aber sicher noch keine Kriegswaffen. Und es wäre hilfreich, würde auch ein Herr Luhmann von der Politik die entsprechende Schützenhilfe bekommen, auch außerhalb der Silvestertage noch klarer und deutlicher sagen zu dürfen, um welche Klientel es sich hier handelt, wer diese Intensivtäter sind von denen er spricht: junge kriminelle Migranten, junge illegale Zuwanderer und Asylbewerber.

Ja, es gäbe sogar schriftlich belastbare Aussagen, dass diese Klientel es sich zum Ziel gemacht hat, „möglichst viele Polizisten in der Silvesternacht zu verletzen.“ Also in etwa der Vortrag von Luhmann, wie ihn die Polizei schon von gewaltbereiten Linksextremisten und rechten Hooligans kennt. Gruppe drei sind nun gewaltbereite junge Migranten – und es gibt mit der so genannten Migrantifa schon Verschmelzungen aus zwei Lagern.

Schauen wir, wie erfolgreich die vorgewarnte Polizei in Hagen schlussendlich war. Bilanz der Polizei in Hagen: „Silvesternacht verlief weitestgehend friedlich.“ Friedlich bedeutet für Hagen: Es gab zwischen 18 Uhr und 3 Uhr nur 115 Einsätze. Häufigster Grund übrigens das verbotene Abrennen von Feuerwerkskörpern auf öffentlichen Wegen und Plätzen – natürlich. Polizeichef Luhmann war hochzufrieden, die zahlreichen Kontrollen hätten für ein „positives Resümee“ gesorgt. 22 Platzverweise wurden ausgesprochen, in drei Fällen Feuerwerkskörper sichergestellt. In besagtem Problemviertel Altenhagen gab es eine vorübergehende Festnahme, weil mit einer Schreckschusswaffe geknallt wurde, eine weitere Person wurde mit nicht geringen Mengen an Betäubungsmitteln „angetroffen“. Das alles ist, wollen wir ehrlich sein, eigentlich nichts.

Nachher lobte sich die Hagener Polizei selbst, man hätte „umfassende Aufklärungsarbeit“ geleistet zu den neuen geltenden Verbotregeln. Sogar mehrsprachige Flyer und Plakate wurden im Stadtgebiet verteilt. Von dem im Vorfeld befürchteten Kriegsszenario wollte anschließend niemand mehr so recht etwas wissen. Da hat es auch unter den Migranten also eher puff als rumms gemacht.

Darf man böllern eigentlich schon als Aufstand gegen die Corona-Maßnahmen oder gar als Aufstand gegen Merkel werten? Eigentlich nicht. Denn die jungen Leute, die in Deutschland ihre Polenböller in die Mülltonnen stecken, weil das den Rumms so schön verstärkt und es so lustig ausschaut, wenn der Deckel hochfliegt, machen das nicht aus politischen Motiven. Und die Kritiker der Corona-Maßnahmen böllern auch eher nicht, diese überwiegend nicht mehr so jugendliche Klientel bollert lieber im Facebook und in den Kommentarspalten der Altmedien, vorausgesetzt, dass man sie dort noch lässt.

Hagens oberster Ordnungshüter sprach von einer Kriegserklärung einer bestimmten Klientel gegen die Polizei. Später bleib dieser Krieg aber aus. In Summe war es sogar vergleichsweise friedlich in ganz Deutschland. Das allerdings war schon einmal ganz anders: Noch im vergangenen Jahr meldeten beispielsweise die Stuttgarter Nachrichten, die sonst nicht für einen übertriebenen Alarmismus bekannt sind: „Silvester Randale: Verachtung bis zum Hass auf den Staat“. Schwere Silvesterkrawalle beschäftigten damals sogar das Bundesinnenministerium, insbesondere Auseiandersetzungen zwischen jungen Migranten und der Polizei.

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Müdes Neujahrsböllern: Friedrich Merz irgendwie gegen Zuwanderung
Deutsche Diplomaten waren allarmiert von regelmäßigen Randalen im benachbarten Strassburg und hatten in einem Report für das Innenministerium darüber berichtet. Die mutmaßlichen Täter dort seien, so die Diplomaten, „männlich, zwischen 15 und 20 Jahre alt mit einem Migrationshintergrund, vor allem aus den Maghreb“, sie würden aus der zweiten oder dritten Generation von Eingewanderten stammen und seien meistens schon in Frankreich geboren. Diese in Jugendgangs zusammengeschlossenen Männer würden sich gegenseitig Überbietungswettbewerbe liefern, die deutsche Sektion dieser Kriminellen hatte 2015 in der Silvesternacht von Köln vorgelegt und vielfach damit geprahlt, dass die Deutsche Polizei nichts gemacht hätte, nur drei von ihnen seien tatsächlich verurteilt wurden – bei satten 1200 Strafanzeigen und beinahe 700 weiblichen einheimischen Opfern.

Silvester 2020 in Deutschland lief viel ruhiger ab. Die eine oder andere bekanntgewordene Randale wäre allerdings auch nicht geeignet, die wirklichen Verwerfungen zu erzählen. Die nämlich stehen jedes Jahr in den Kriminalitätsstatistiken der Länder und des Bundes so sie dort überhaupt zu Papier gebracht wurden. Eine weitere Hürde: Stehen sie dort schwarz auf weiß, gelingt es der Politik diese mit Hilfe der Altmedien noch herunterzuspielen und ein niedrigeres Niveau als 1992 zu behaupten. Das geht, wo man sich verweigert die wirklichen Hotspots zugewanderter Kriminalität zu benennen. So macht es zwar immer öfter zugewandert rumms, aber Politik und Medien sprechen weiter beschwichtigend von einem leisen puff. Der große Knall kommt aber gewiss.

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