Tichys Einblick
Staatsversagen

Berlin kollabiert endgültig: Raub von 20.000 Aufenthaltspapieren samt Siegel

Auch hier zeigt sich der deutsche Staat wehrlos und macht sich zum Gespött, wenn gravierende Diebstähle für eine Reihe alternativer Einbürgerungsmöglichkeiten sorgen.

imago images / Steinach

Die Welt hatte schon 2014 einen illegalen Bauchladen in Thailand ausgemacht, wo ein deutscher Pass für 2.700 Euro zu haben war, ebenso wie passende Kreditkarten, Krankenkarten und was man sonst noch so braucht, um auf dem Papier ein echter Deutscher zu sein, um Einlass ins soziale Herz Europas zu erlangen.

Nun könnte man denken, dass solche Betrügereien immer öfter der Vergangenheit angehören, wenn nicht nur Geldscheine, sondern auch Ausweise immer aufwendiger fälschungssicher gemacht werden.

Bei Ausweispapieren allerdings gilt es zwei Dinge zu beachten: Zum einen die Kontrollqualität, denn nur wer auch weiß, wonach er schauen muss oder entsprechende Gerätschaften zur Unterstützung hat, kann eine Fälschung vom Original unterscheiden.

Aber noch viel entscheidender: Die Blanko-Originale, die Siegel bzw. Stempel für Ersatzausweise, für Pass- und Aufenthaltsverlängerungen und weitere Interimsentscheidungen, im Land bleiben zu dürfen, müssen auf eine Weise sicher verwahrt werden, dass alles menschenmögliche von Staats wegen unternommen wird, dass sich nur Personen als Deutsche ausweisen können, die sich rechtmäßig hier aufhalten dürfen. Es darf für einen Staat kaum weniger Wichtigeres geben, was mehr Obacht verlangt. Diese Dokumente und Siegel müssten doch eigentlich geschützt sein, sprichwörtlich wie in Fort Knox.

Alles Pustekuchen. Denn auch hier zeigt sich der deutsche Staat wehrlos und macht sich zum Gespött, wenn nicht nur gravierende Diebstähle aus der Vergangenheit für eine Reihe alternativer Einbürgerungsmöglichkeiten gesorgt haben, sondern wenn aktuell und wiederum im Herzen von Berlin im ganz großen Stil Papiere der Aufenthaltsgenehmigung samt der dazugehörigen Siegel usw. entwendet wurden, scheinbar mit einer Leichtigkeit und Lässigkeit, als ginge es um das Pfandflaschenlager beim Kiosk um die Ecke. Nur dass die Folgen für das Land und die Deutschen gravierend sein dürften, wenn es neuerlich (am Osterwochenende, April 2019) gelungen ist, in der Berliner Ausländerbehörde in ganz großem Stil abzuräumen:

Der Tagesspiegel fasst die Unfassbarkeit so zusammen:

„Die Einbrecher waren in der Nacht zu Ostersonntag über das Fenster einer Herrentoilette des Landesamtes für Bürger-und Ordnungsangelegenheiten am Friedrich-Krause- Ufer eingebrochen. In einem für Einreisen von Ausländern zuständigen Sachbereich brachen die Täter einen Tresorschrank und Kassetten auf. Es handelte sich um einen sogenannten Passschrank. Daraus wurden zahlreiche Dokumente und Siegel entwendet. Offenbar um Spuren zu verwischen, sind in mehreren Büroräumen Feuerlöscher entleert worden.“

Aber erst ein Warnhinweis der Bundespolizei zeigt das ganze Ausmaß der Katastrophe für Berlin und die Bundesrepublik, wenn erklärt, nein, wenn fast kleinlaut eingestanden werden musste, dass nicht weniger als 20.000 Dokumente abhanden gekommen seien.

Darunter Papiere für Niederlassungs- und Aufenthaltserlaubnis, Blanko-Reisepässe und Kinderreisepässe. Die Bundespolizei spricht von einer „besonderen Lage“, was noch harmlos klingt, rechnet man einmal gegen, was es den deutschen Steuerzahler kostet, wenn es einer entsprechenden Anzahl von illegal „eingedeutschten“ Personen tatsächlich gelänge, sich samt Familien auch noch in die sozialen Sicherungssysteme zu begeben.

Aufmerksamere Beamte (offensichtlich eine unterbesetzte Spezies in Berlin) mit speziellen Kenntnissen vermelden, dass „vermehrt Ausländer auffallen“, die sich unerlaubt im Bundesgebiet aufhalten würden und im Besitz illegal erlangter deutscher Aufenthaltstitel sind. Immer wieder Berlin, wenn dort schon im Oktober 2017 Blankodokumente, Stempel und durchnummerierte Siegel entwendet wurden, mit denen Duldungspapiere verlängert und gefälscht werden können.

TE telefonierte nachmittags mit einem Kontakt in der Berliner Justiz, wo wir zunächst auf den Personalmangel in fast allen Bereichen hingewiesen wurden und wo uns weiter erklärt wurde, dass man dort noch einmal überrascht gewesen sei, wie einfach auch dieser Diebstahl wieder möglich gewesen sei. Zwar wolle man sich nicht an Spekulationen beteiligten, aber es gäbe nicht so viele potentielle Interessenten an dem speziellen Diebesgut. So wird am ehesten ein Clan-Diebstahl angenommen, darauf würde schon die relative Abgebrühtheit der Vorgehensweise ebenso hinweisen, wie auch die zu unterstellenden umfangreichen Möglichkeiten, die Papiere später verkaufen zu können.

Zwar kann es unser Kontakt in Berlin nicht ausschließen – Spekulationen sollen doch bitte weiter Journalistensache bleiben – aber er hält es für eher unwahrscheinlich, dass etwa Linksradikale Kräfte hier zugeschlagen haben, um etwa eine illegale Einreise von Zuwanderern umfangreicher organisieren zu können. Die seien seiner Einschätzung nach einfach nicht taff genug und vor allem bei Weitem nicht so gut organisiert, wie man es von den bekannten Kriminellen aus den Familienlans kennt. Wir sollen dabei nur an den Raub der Goldmünze aus dem Bode-Museum und an weitere spektakuläre Diebstähle denken, die eigentlich in der heutigen Zeit als unmöglich durchführbar gelten sollten, aber dennoch immer wieder geschehen.