Tichys Einblick
Der Kaiser ist nackt

Das Paul-Ehrlich-Institut macht sich lächerlich

Der Plasmidgate-Skandal erweist sich zunehmend als ein Skandal der Aufsichtsorgane, namentlich des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und des zuständigen Fachministers Karl Lauterbach. Von Lothar Krimmel

Paul-Ehrlich-Institut, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, Langen, Hessen

IMAGO / Patrick Scheiber
Die Sachlage ist denkbar einfach: Verschiedene Arbeitsgruppen haben in den letzten Monaten extreme Verunreinigungen von älteren Chargen der modRNA-Impfstoffe mit bakterieller und Plasmid-DNA festgestellt. Sie fordern nichts anderes als eine sofortige unabhängige Prüfung ihrer Ergebnisse.

Und in der Tat: Die Messergebnisse dieser europäischen und nordamerikanischen Labore sind dermaßen beunruhigend, dass eine sofortige Klärung erforderlich ist, ob der Verdacht zutrifft oder nicht. Anstatt jedoch diese unabhängige Prüfung nunmehr unmittelbar zu veranlassen, ziehen sich das zuständige Bundesinstitut PEI und der zuständige Bundesminister Karl Lauterbach auf Positionen zurück, die an Einfalt nicht zu überbieten sind. Auf diese Weise steigern sie die Unruhe bei Patienten und Ärzten und nähren den Verdacht, dass Pharmakonzerne und Aufsichtsbehörden etwas zu verbergen haben.

Lauterbach als Auslöser der Patientenschutz-Aktion?

So äußerte sich Lauterbach am 29. November im Bundestag auf die gezielte Frage des AfD-Abgeordneten Martin Sichert nach den DNA-Verunreinigungen der Covid-Impfstoffe in herablassender Pose und unter großem Beifall der Regierungsfraktionen in etwa so: „DNA? Welche DNA? Ihre Frage ist Unsinn. Die Impfstoffe werden doch aus RNA hergestellt und nicht aus DNA.“

Offensichtlich platzte einigen Patientenschutz-Aktivisten daraufhin der Kragen. Sie starteten am 1. Dezember eine bundesweite Fax-Aktion an die niedergelassenen Hausärzte. In diesem Schreiben stellen sie die beängstigenden Ergebnisse der Wissenschaftler vor und empfehlen den impfenden Ärzten, bis zum labordiagnostischen Beweis deren Unbedenklichkeit keine modRNA-Impfstoffe mehr einzusetzen. Sie begründen dies vor allem mit haftungsrechtlichen Konsequenzen für die impfenden Ärzte, da eine haftungsbefreiende Aufklärung der Patienten derzeit faktisch nicht möglich sei.

Vertrauen ist gut, Kontrolle wäre besser

Wie reagiert das PEI nun auf die dadurch ausgelöste Unruhe in der Ärzteschaft? Nicht etwa mit der sofortigen Veranlassung einer unabhängigen Überprüfung, sondern mit einer Meldung, die alles noch schlimmer macht und geeignet ist, der Öffentlichkeit die letzten Illusionen über eine funktionierende Überwachung der modRNA-Impfstoffproduktion zu rauben.

Zunächst fällt auf, dass das PEI mit keinem Wort auf den skandalösen Sachverhalt eingeht, dass die Zulassung der modRNA-Impfstoffe auf der Grundlage eines völlig anderen Herstellungsverfahrens als demjenigen der industriellen Massenproduktion unter Verwendung von Kolibakterien erteilt worden ist. Stattdessen wird umständlich versucht, den Ablauf der „Qualitätssicherung“ der einzelnen modRNA-Impfchargen zu beschreiben.

Und doch führt am Ende nichts daran vorbei, die Katze aus dem Sack zu lassen und den aufsichtsrechtlichen Offenbarungseid abzulegen:

„Bei Parametern wie dem Rest-DNA-Gehalt im Impfstoff, die vom Hersteller experimentell geprüft werden, überprüft das OMCL die Testergebnisse des Herstellers daraufhin, ob die in der Zulassung festgelegten Grenzwerte in der konkreten Charge eingehalten wurden (Dokumentenprüfung).“

Das PEI treibt damit den Skandal um das eigene Kontrollversagen auf die Spitze. Denn um es laienverständlich auszudrücken, sagt die deutsche Impfaufsichtsbehörde Folgendes: Wir überlassen es den Herstellern zu prüfen, ob die Grenzwerte der DNA-Kontamination in den einzelnen Chargen eingehalten werden. Wenn die Hersteller ihr Okay geben, dann geben wir die Chargen frei.

Den von verschiedenen Laboren weltweit ermittelten Kontaminationen der modRNA-Impfstoffe hält das PEI also allen Ernstes entgegen: Das ist uns egal, denn Biontech, Pfizer und Moderna haben uns gesagt, dass diese Impfstoff-Chargen clean sind! Eigentlich müssten doch gerade Aufsichtsbehörden von Lenin gelernt haben: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Der Kaiser ist nackt!

Dieses Prüfverfahren ist etwa so, als wenn beim medizinischen Staatsexamen den angehenden Ärzten gesagt wird: Ihr geht jetzt nach Hause und bearbeitet die Prüfungsfragen. Dann schickt ihr uns einen Zettel mit der Anzahl der richtig beantworteten Fragen, und wenn die von euch mitgeteilte Zahl über der Mindestpunktzahl liegt, dann seid ihr fertige Ärzte. Das ärztliche Examen als „Dokumentenprüfung“: der entscheidende Schritt zur angstfreien Arztkarriere!

Am Schluss kann sich das PEI dann noch einen weiteren kabarettreifen Hinweis nicht verkneifen: „Die im Schreiben erwähnten Untersuchungen wurden von nicht autorisierten Labors durchgeführt.“

So, so: Die betreffenden Labore, die den Verseuchungs-Skandal ins Rollen gebracht haben, waren also offenbar gar nicht befugt, den Pharmakonzernen und den Aufsichtsbehörden auf die Finger zu schauen. Na, das geht ja gar nicht!. Auch Galilei war bekanntlich nicht autorisiert, das Weltbild der katholischen Kirche anzuzweifeln – und hat dies auch nachdrücklich zu spüren bekommen.

Das Paul-Ehrlich-Institut schreibt also einen Rechtfertigungsbrief, und plötzlich können alle sehen: Der Kaiser ist nackt! Das Märchen von Hans Christian Andersen über des Kaisers neue Kleider und über die unkritische Akzeptanz angeblicher Autoritäten erschien vor 185 Jahren. Nie war es aktueller als in diesen Zeiten der Klima- und der Corona-Verirrungen.

Geniale Logo-Aktion der Patientenschützer

Von ganz besonderer Ironie ist, dass sich das PEI über die Verwendung des Rote-Hand-Zeichens empört, da dieses Logo den offiziellen Warnschreiben des PEI oder der Pharmakonzerne vorbehalten sei. Offensichtlich ist man beim PEI in Langen bei Frankfurt dermaßen verblendet, dass man noch nicht einmal erkennt, dass die Patientenschützer dieses Logo ganz gezielt verwendet haben, um das Totalversagen des PEI bei der Kontrolle der Impfstoffhersteller allen Ärzten deutlich zu machen.

Die mit Empörungsgeste beklagte „Verwechselungsgefahr“ ist nicht im Entferntesten gegeben. Das Faxschreiben ist unzweifelhaft als das Schreiben einer privaten Initiative von Patientenschützern zu erkennen. Was bleibt, ist die nicht autorisierte Verwendung einer eingetragenen Bildmarke, deren Eigentümer der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) ist. Angesichts der Schwere der im Raum stehenden Vorwürfe ist diese geniale Aktion der Patientenschutz-Aktivisten mehr als gerechtfertigt. Der BPI täte daher gut daran, diese Aktion nicht weiter zu verfolgen, um die pharmazeutische Industrie nicht noch tiefer in diesen Skandal zu verstricken.

Klimaschutz ja, Patientenschutz nein?

Die Aktion der Patientenschützer hat – außer vielleicht bei Umsätzen der Pharmaindustrie – keinen finanziellen Schaden angerichtet. Damit steht diese friedliche Aktion im krassen Kontrast zu den Aktionen der Klimakleber, die Tausende von Autofahrern im Stau stehen lassen, kostbare Kunstwerke verschmutzen oder nationale Symbole der Deutschen wie das Brandenburger Tor unter Beifall von Politik und Medien mit Kübeln von Farbe verdrecken. Doch was bei Klimaklebern zur vermeintlichen Rettung künftiger Generationen erlaubt ist und sogar gefeiert wird, soll bei Patientenschützern zur Rettung der heute lebenden Menschen anrüchig und verboten sein.

Bei zahlreichen Medien, die das PEI-Schreiben zitieren, fragt man sich, ob sie dieses überhaupt gelesen und seinen verstörenden Inhalt zur Kenntnis genommen haben. Auch die Spitzenorganisation der Kassenärzte, die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), bekleckert sich nicht gerade mit Ruhm bei der Mitteilung des Sachverhalts an die Kassenärzte.  Schon die Überschrift („Keine Hinweise auf Verunreinigung von mRNA-Impfstoff“) trägt angesichts der im Gegenteil zahlreichen Hinweise nicht zur Beruhigung bei, sondern heizt das Misstrauen eher noch an.

Und unter der Überschrift „Alle Chargen durch das PEI geprüft“ wird keinesfalls ausgeführt, dass das PEI alle Chargen geprüft habe, sondern dass Biontech/Pfizer mitgeteilt habe, dass die Impfstoffe nicht verunreinigt seien. Außerdem prüft diese Mitteilung ja gar nicht das PEI, sondern irgendein beauftragtes Kontrolllabor. Auch bei der KBV wird also in Überschriften etwas insinuiert, was weder im Text noch tatsächlich belegt werden kann.

Ein Machtwort des Kanzlers zum Patientenschutz?

Für jeden klar denkenden Bürger ist offensichtlich, dass der fürchterliche Verdacht der massiven DNA-Verunreinigung der modRNA-Impfstoffe ohne Untersuchung durch unabhängige Prüfer niemals aus der Welt geschafft werden kann. Denn außer dem „Ehrenwort“ der Pharmakonzerne haben die Aufsichtsbehörden absolut nichts in der Hand, was den Verdacht ausräumen könnte.

Wieso heizt man dann von offizieller Seite mit erkennbar ablenkenden und manipulativen Stellungnahmen den Verdacht weiter an, anstatt umgehend den Weg der Prüfung der erhobenen Vorwürfe zu gehen?

Kann dieser aufsichtsrechtliche Skandal nur durch die Justiz beendet werden? Oder spricht der Bundeskanzler endlich auch einmal ein Machtwort, wenn es nicht um Klimaschutz, sondern um Patientenschutz geht?


Dr. med. Lothar Krimmel, Facharzt für Allgemeinmedizin, war von 1992 bis 2000 Geschäftsführer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und damit ein genauer Kenner des Medizinsektors.

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