Tichys Einblick
Wer sitzt da im hessischen Landtag?

Hessen-Wahl und linke Doppelmoral

Ein Mitglied der Linksfraktion Hessen im noch amtierenden Landesparlament, dessen genauere Betrachtung lohnenswert sein könnte, fiel dem Autor bereits seit längerem ins Auge.

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Nach der Wahl in Bayern steht nun auch eine Wahl in Hessen an. Ein Mitglied der Linksfraktion Hessen im noch amtierenden Landesparlament, dessen genauere Betrachtung lohnenswert sein könnte, fiel mir persönlich bereits seit längerem ins Auge: Gabriele Faulhaber. Die friedensbewegte 65-Jährige, ein ehemaliges Mitglied der DKP, zog 2016 als Nachfolgerin für Barbara Cárdenas Alfonso in den Landtag. Auffallend ist nicht allein ihre sehr eigene Sicht auf das weltpolitische Geschehen, sondern auch ihre Doppelmoral. Wie gebannt saß ich vor dem PC, als ich ihre zahlreichen Facebook-Beiträge las. Die offensichtlichen Widersprüche waren dabei äußerst unterhaltsam, zugleich aber auch besorgniserregend, denn sie tat genau das, was sie ihren politischen Gegnern auf der rechten Seite konstant unterstellt: Falschmeldungen und Propaganda zu verbreiten. Doch beginnen wir mit den Kleinigkeiten:

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Faulhaber ist u.a. tierpolitische Sprecherin ihrer Fraktion und setzt sich gegen Wildtiere im Zirkus ein. So schreibt sie: „Wildtiere wie Bären, Löwen, Tiger und Elefanten sind im Zirkus leider immer noch ein ‚Showelement‘.“ Weiter sorgt sie sich um die „Gesundheitsschäden“ der Tiere. An sich eine noble Haltung, wenn man nicht gerade selbst Bilder aus dem Urlaub hochlädt, auf denen man zu dritt auf einem Elefanten reitet. Sicherlich nicht gerade rückenschonend für den Dickhäuter, aber da es hier keine Zeltplanen drumherum gibt, kann das Tier ruhig für das persönliche Amüsement herhalten.

Auch ihre Haltung zur Toleranz gegenüber anderen Meinungen scheint tagesabhängig zu sein. So schrieb sie einerseits: „Linke sollten aushalten, dass es auch Menschen gibt, die anders drauf sind. […] Denn auch mit politisch wenig gebildeten Menschen muss man reden und sie nicht beschimpfen und abstempeln“, doch kaum ein paar Monate später konstatiert sie:, „Heute: [Vorname und Nachname] von der Freundesliste entfernt. Hetzt gegen Flüchtlinge.“ Da scheint es mit dem Dialog nicht sonderlich gut geklappt zu haben, abgesehen davon, dass es kindisch wirkt, das „Entfreunden“ stolz zu verkünden.

Ihre Haltung zur Migrationspolitik scheint auf den ersten Blick eindeutig: Kein Mensch ist illegal. Sie teilt regelmäßig Beiträge der gleichnamigen Seite und auch eine 10 Jahre alte Pressemitteilung von Sahra Wagenknecht mit der gleichen Aussage findet sich auf ihrer Seite wieder. Abgesehen davon, dass es sich hier um einen Strohmann handelt, da nicht die Menschen illegal sind, sondern meist deren Einreise, teilt sie dennoch eine Petition für ein Einreiseverbot von Donald Trump.

Frau Faulhaber ist nicht nur Pazifistin, sie formuliert auch sehr drastisch gegen jene, die dieser Naivität nicht folgen. An Gauck, der lediglich eine Binse verkündete, als er meinte, dass man zum Schutz Unschuldiger vor Despoten auch zur Waffengewalt greifen müsse, richtete sie folgende Worte: „Begeben Sie sich sofort in die Ukraine, besorgen Sie sich dort eine Waffe und zeigen Sie der ganzen Menschheit, wie man mit Waffengewalt Frieden herbeimordet. Nehmen Sie am Besten ihre verehrte Frau Gemahlin, ihre eigenen Kinder und ihre ganze Familie als Verstärkung mit. Glauben Sie mir Herr Gauck, das Deutsche Volk wird ihnen zutiefst dankbar für ihren selbstlosen Einsatz und ihr gutes Beispiel sein und sie für immer in ehrenvollen Gedenken halten.“ Dass sie derzeit in Frieden leben kann, verdankt sie selbstverständlich den Alliierten, die bekanntermaßen mit „käßmännischen“ Umarmungen die Nazis stoppten. Beim „Antifaschistischen Riesengebirgstreffen“ posierte sie übrigens mit einer Flagge des Guerilla-Kämpfers Che Guevara in der Hand neben einem Flaggenträger der DDR. Beides bekanntlich Vorbilder des gelebten Pazifismus.

Die harten Brocken

Ihr Haus dekorierte sie mit einem Banner, auf dem „Jeder Krieg beginnt mit einer Lüge“ zu lesen ist. Bei einer Tagung der AfD rief sie, dass es kein Recht auf „Nazi-Propaganda“ gäbe und teilt gerne Beiträge von Volker Pispers über angeblich „antirussische Propaganda“. Man könnte dementsprechend glauben, man begegne mit Frau Faulhaber einem äußerst skeptischen und kritisch hinterfragenden Menschen. Es sei denn, es geht um den einzig jüdischen Staat.

Mit den Worten: „Israel wehrt sich nur?“ teilte sie ein Foto, auf dem ein blutüberströmter Junge kniend und mit einer Schussverletzung in der linken Brust zu sehen ist. Die Person, die dieses Bild hochlud, schrieb dazu: „Dieser unbewaffnete palästinensische Junge gab, nachdem er von der israelischen Polizei erschossen wurde, seinem Mörder seinen letzten eiskalten Blick. Warum geht dieses Bild nicht viral und wird nicht von den Leuten auf Facebook geteilt? Warum..?? Warum..?? Warum..???“ Warum? Weil es sich bei dem Foto um einen Ausschnitt aus dem Film Mamlakat al- Naml (auf deutsch: „Königreich der Ameisen“) handelt.

METZGERS ORDNUNGSRUF 34-2018
Grüne im Höhenrausch
Wenn es gegen Israel geht, teilt Gabriele Faulhaber auch mal die weitverbreitete Kartenfälschung „Palestinian loss of Land“, die derart oft widerlegt wurde, dass ich an der Stelle nur auf die ausführliche Widerlegung von Shany Mor verweisen möchte. Faulhaber verbreitete ebenfalls ein Bild, das Kinder zeigt, die Raketen signieren. Die Bildunterschrift des Beitragsverfassers suggeriert durch „#GazaUnderAttack #SavePalestine“, dass es sich um Raketen gegen Gaza handelt, es wurde außerdem veröffentlicht und geteilt während der Operation „Protective Edge“ gegen die Hamas aus dem Jahr 2014. „Pervers, finde ich“, kommentierte Faulhaber dazu. Doch auch hier verbreitete sie erneut eine Falschmeldung. Das Bild stammt nämlich aus dem Libanon-Krieg von 2006 gegen die Hizbollah. Die Kinder – so The Guardian mit Verweis auf eine ihrer Autorinnen – stammen aus Kiryat Shmona, einer Stadt nahe der libanesischen Grenze, die von Raketen der Hizbollah getroffen wurden. Wenn man das Bild betrachtet, erkennt man den Schriftzug „For Nazrala with Love“. Hassan Nasrallah ist der Anführer der Terrororganisation Hizbollah und das Bild erinnert im Gesamtkontext eher an das „Happy Easter Adolph“-Bild zweier amerikanischer Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg, die ihre Artilleriemunition damit zierten, aber nicht an eine Geschmacklosigkeit israelischer Kinder.
Unkritische Verbreitung „alternativer Erklärungsmodelle“

Es gibt Seiten und Referenten im Netz, denen ein gewisses Geschmäckle anhängt. Christoph Hörstel und Daniele Ganser beispielsweise stellen zumindest Fragen hinsichtlich der Mainstream-Erklärung von Geschehnissen und sind dafür auch durchaus bekannt. So schrieb etwa Hörstel auf Facebook hinsichtlich des Charlie-Hebdo Anschlags: „DER ANSCHLAG: Pariser false flag operation (ffo) Es geht schon los: Schon bei einem simplen Banküberfall weiß jeder Täter: auf keinen Fall irgendwelche Ausweise mitnehmen!! Und hier: Riesen-Terror-Anschlag?? Das erinnert fatal an die Funde bei 9/11!“ Und auch Ganser hat Fragen bezüglich Charlie-Hebdo, die er in einem Interview wie folgt formuliert: „Es stellt sich die Frage, ob ein Attentäter seinen Ausweis tatsächlich mit zum Tatort nehmen würde, Für mich ist der Terroranschlag auf „Charlie Hebdo“ ungeklärt. Sicher ist, dass der militärisch-industrielle Komplex davon profitiert.“ Die WELT nennt ihn außerdem einen „Verschwörungs-Praktiker“, da er „die offizielle Version zu den Anschlägen vom 11. September anzweifelt“.

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Auf der Seite von Gabriele Faulhaber finden sich auch Beiträge der Beiden (hier und hier). Zusätzlich teilt sie auch Inhalte von Seiten, die mit verschwörungstheoretischen Namen „Killuminati“, „New World Disorder“ oder „Anti-Illuminati“ daherkommen. Die Seiten stellen ebenfalls die offizielle Version zu den Anschlägen vom 11. September infrage (hier und hier). Und auch Frau Faulhaber scheint zumindest offen für Fragen dieses Ereignisses zu sein. Sie teilte einen Artikel des Stern mit der markanten Überschrift „Der 11. September war eine kontrollierte Sprengung“ und kommentierte dazu: „Schau, schau…“. Der Stern Artikel befasste sich reißerisch mit einem im „Europhysics News“ (EPN) veröffentlichten Feature vierer Wissenschaftler, die bereits zuvor für das Unterstützen der Verschwörungstheorie bekannt waren – das Feature wurde nicht peer-reviewed. In der darauffolgende Ausgabe der Europhysics News gab es einen Artikel, der die Sprengungshypothese widerlegte und es gab diverse Statements der EPN bezüglich der Veröffentlichung.

Doch nicht nur zu 9/11 sah man bei Faulhaber einen konspirativ-angehauchten Beitrag. So teilte sie eine Zeichnung, auf dem im ersten Panel eine Figur mit Uncle-Sam Hut eine ISIS-Aufstellfigur in Syrien platzierte um dann im zweiten Panel Syrien zu beschießen und abschließend im dritten und letzten Panel die ISIS-Aufstellfigur wieder einzupacken und ein kaputtes Syrien zu hinterlassen. Das zusätzlich Pikante an dem geteilten Beitrag: es stammt von der Hamas Nachrichtenagentur „Shehab News Agency“. Diese Nachrichtenagentur gibt nicht einmal den Anschein gemäßigt zu sein. Shehab verbreitete beispielsweise noch am selben Tag des Jerusalemer Synagogenanschlags von 2014, bei dem 6 Menschen starben und 7 Menschen verletzt wurden, ein Bild eines Mädchen, das einen Zettel mit der Aufschrift „für die heldenhafte Operation in Jerusalem“ in der Hand hielt und schrieb dazu „#Dritte_Intifada .. Grüße von einem algerischen Mädchen“. Hinsichtlich der kritischen Nutzung sozialer Medien hat Frau Faulhaber noch einiges nachzuholen.

Ein wenig mehr Selbstreflexion und Zurückhaltung täten Frau Faulhaber sicherlich gut. Es bleibt zu hoffen, dass sie den Wiedereinzug nicht schafft. Ihre Chancen stehen jedenfalls eher schlecht, da sie nicht auf der Landesliste gelandet ist und als Direktkandidatin für Wetterau II wird es wohl auch nicht gerade einfach für sie werden.


Tim Schott


Wahlwette Hessen:

Wer über alle genannten Parteien hinweg am nächsten an den Ergebnissen landet, gewinnt.

Ihre Wetten nehmen wir ab sofort entgegen.

Annahmeschluss ist der Wahlsonntag (28.10.2018 ) um 16:30 Uhr. Das Wettergebnis wird am Wahlsonntag um 17.45 Uhr veröffentlicht.

Auf die Gewinner wartet:

1. Platz: eine Flasche Champagner von Tante Mizzi
2. Platz: zwei Bücher aus dem Shop nach Wahl
3. Platz: ein Buch aus dem Shop nach Wahl

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