Tichys Einblick
Brief einer Eritreerin

„Zum Glück leben wir hier – Der Staat darf nicht erpressbar sein“

Eine Eritreerin meldet sich zu Wort. Sie ist entsetzt über das Gießener Geschehen und die Eskalation in Stockholm. Beides nährt einen schlimmen Verdacht: Stecken ausländische Mächte hinter der angeblichen „eritreischen Opposition“, die sich so gewaltbereit zeigte?

Auch beim Eritrea-Festival in Stockholm am 3. August 2023 kam es zu massiven Ausschreitungen.

IMAGO / TT
 

Das diesjährige Eritrea-Festival in Gießen musste von einem gewaltigen Polizeiaufgebot flankiert werden, um in Sicherheit ablaufen zu können. Die Gefahr ging nicht von dem Festival selbst aus, sondern von anderen Gruppen. Eine gewaltbereite Terroreinheit (Brigade Nhamedu) wollte das Festival – als „Demonstranten“ getarnt – durch Drohungen verhindern oder durch Gewalttaten sprengen. Grüne Politiker wollten nachgeben, doch ihre Verbotsentscheidung war nicht gerichtsfest. Es ist die Gewalt, die in Deutschland keinen Platz hat, die friedliche Pflege von Herkunft und Kultur schon.

Angeblich gibt es 80.000 Eritreer in Deutschland. Aber es ist keineswegs sicher, dass sie wirklich alle aus Eritrea stammen. Asylbetrug durch falsche Identitäten dürfte auch hier eine Rolle spielen, weil eine angebliche Diktatur sich eben besser als Fluchtgeschichte macht. Inzwischen drängen auch geopolitische Motive in den Vordergrund der Ereignisse – etwa die Rolle der unfriedlichen Provinz Tigray, die auch hinter den gewaltsamen Anti-Eritrea-Protesten quer durch die westliche Hemisphäre stecken könnte.

Die Briefeschreiberin möchte anonym bleiben, weil sie sonst um ihre Sicherheit fürchtet. Ihr Name ist der Redaktion bekannt. Das besagt schon einiges. Sie fordert dazu auf, beide Seiten zu hören – nicht nur die der gewaltbereiten Festivalgegner.


Ich als Eritreerin, die seit 40 Jahren in Deutschland lebt, habe das Geschehen in Gießen mit Entsetzen verfolgt. Die sogenannte „Demonstration“ in Stockholm übertraf aber meine Vorstellungskraft. Das ähnelte eher einem Anschlag, mit einer Demonstration hat das nichts zu tun.

Das Demonstrationsrecht halte ich für sehr wichtig. Aber nicht so. Gewaltsame Demonstrationen lehne ich ab. Was ich allerdings sehr irritierend finde ist, dass der Fokus der Medien sich sehr stark auf die Regierung Eritreas konzentriert. Dabei werden die Besucher einfach als Regierungsanhänger abgestempelt, und die Demonstranten werden zwar verurteilt, aber meiner Meinung nach bringt man diesen ungerechtfertigt Solidarität und Verständnis entgegen. Mir fehlt hier eine auf Recherche basierende Berichterstattung.

Daher meine Stellungnahme zur Situation.

Zum Glück leben wir hier, so dass wir unsere Stimme erheben können. Das gibt aber keinem das Recht, andere daran hindern zu wollen, die eigene kulturelle Veranstaltung zu besuchen. Und hier spreche ich bereits einen entscheidenden Punkt an. Beim Eritrea-Festival handelt es sich um eine kulturelle Veranstaltung, bei der unterschiedlichste Menschen aus unterschiedlichen Generationen und Berufen zusammenkommen.

Diese Veranstaltung findet seit über 40 Jahren in Europa, seit 30 Jahren in Deutschland, davon seit zehn Jahren in Gießen und seit 25 Jahren in Stockholm statt. Bis vor zwei Jahren lief alles ohne größere Zwischenfälle ab. Hier wird die Bevölkerung und die Polizei von Gießen mir zustimmen. Immer wieder haben Menschen neben der Veranstaltung friedlich demonstriert. Plötzlich haben wir jedoch seit zwei Jahren neben der Veranstaltung eine Demonstration, die von Gewaltausbrüchen geprägt ist, mit Steinen, Stöcken und Messer bewaffneten Demonstranten. In Stockholm brannten sogar Autos.

Hier stelle ich mir allerdings zwei Fragen: Warum gibt es seit zwei Jahren diese Gewaltexzesse? Welche Agenda verfolgen die Demonstranten und wer hat ein Interesse daran, die eritreische Community zu spalten, den guten Ruf der Eritreer in der Diaspora zu diffamieren? Eben in dieser Zeit hat die sich in Äthiopien befindliche Provinz Tigray einen blutigen Bürgerkrieg verloren. Daher muss die Frage erlaubt sein: Waren die Demonstranten überhaupt alle Eritreer?

Nach Deutschland kamen in den letzten zwölf Jahren viele Menschen vom Horn von Afrika. Darunter befanden sich sehr viel Menschen, die eigentlich aus Äthiopien, speziell aus der Provinz Tigray stammen, aber als angebliche Einwohner Eritreas einen Asylantrag stellten. Damit wird auch in den diversen Social-Media-Plattformen geprahlt. Hierzu müssen Sie wissen, dass die Bewohner der Provinz Tigray die gleiche Sprache sprechen wie viele Menschen in Eritrea.

Hier wird etwas unter dem Deckmantel des Demonstrationsrechtes in Europa und Nordamerika ausgefochten, was hier nicht hingehört. Sie sollten im Hinblick auf die politische Agenda dieser sogenannten „Demonstranten“ recherchieren, hier empfehle ich Ihnen einschlägige YouTube-Kanäle, auch wenn Sie hierzu eine Übersetzung benötigen. Bei diesen Demonstrationen geht es schon lange nicht mehr um den Präsidenten Isayas Afewerki, sondern was viel wichtiger ist, um die Souveränität und die Flagge Eritreas. Die Leidtragenden hier sind die friedlich feiernden Menschen sowie die Kinder, die die Kultur Ihre Eltern kennen lernen wollen.

Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt sagte: „Der Staat darf nicht erpressbar sein.“ Daher bitte ich Sie, beide Seiten zu hören, zumindest nicht die Gruppe der sogenannten „Demonstranten“ zu verharmlosen. Dieses Jahr waren es Stöcke, Messer, Steine und brennende Autos. In den Niederlanden werden normale eritreische Passanten auf der Straße angepöbelt und geschlagen. Als nächstes tauchen die Militanten-Gruppen in den Kirchen, auf Hochzeiten und Taufen auf.

Die Lösung kann nicht sein, diese Veranstaltungen zu verhindern, sondern die verursachenden Gewalttäter und ihre politischen Hintermänner zu entlarven. Es gibt sowohl in Deutschland als auch in Schweden Gesetze, die wir alle beachten müssen, um ein friedliches Leben zu gewährleisten. Wenn diese gewalttätige Gruppe die Demokratie hier mit Füßen tritt, glauben Sie, dass diese später eine Demokratie in Eritrea ins Leben rufen werden? Wohl nicht! Deshalb mein Appell an alle, die über dieses Thema schreiben: Recherchieren Sie bitte zu den gewalttätigen Gruppen und den Hintermännern.

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