Tichys Einblick
Bundeswehr - vom Regen in die Traufe

Der „gute“ König von Jordanien

Deutsche Soldaten werden von jordanischen misshandelt, amerikanische erschossen. Die Muslimbruderschaft und ihr Mentor, der König, bauen eine anti-westliche, jordanische, katarische und iranische Allianz auf.

© Sean Gallup/Getty Images

Der Bundestag soll über die Verlegung der Bundeswehr-Aufklärungs-Jets von Incirlik  nach Jordanien entscheiden. Gerade jetzt zeigt ein Video, wie auf dem Flughafen in Kabul jordanische Soldaten Bundeswehrsoldaten angreifen und misshandeln. Doch das ist kein Einzelfall: es kam in der Vergangenheit mehrfach zu Gewaltexzessen von Mitgliedern des jordanischen Militärs gegenüber Ausländern.

Die schreckliche Tat hat sich bereits vor über zwei Jahren ereignet: am 28. Dezember 2014 fingen mehr als ein Dutzend jordanische Soldaten einen Konvoi ab, der den damaligen Bundeswehr-General Hans-Lothar Domröse bei seinem Besuch in der Hauptstadt Afghanistans schützen sollte. Die Jordanier drohen den Deutschen mit vorgehaltener Waffe, schlagen drei Soldaten – einen davon so schwer, dass er ins Koma fällt.

Warum so lange zu diesem Fall geschwiegen wurde, darüber lässt sich nur rätseln. Angeblich hätten die deutschen Soldaten den Jordaniern einen Streich gespielt. Was für eine Art von Streich sollte das gewesen sein? Warum kamen die Geschädigten nicht zu Wort? Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich um eine Schutzbehauptung handelt.

Fakt ist – die Bundesregierung hält den jordanischen König Abdullah II. für einen Freund und Verbündeten.

Ursula von der Leyen sieht einen Militärstützpunkt im haschemitischen Königreich Jordanien als eine willkommene Alternative zum Fliegerhorst im türkischen Incirlik:  Das Bundeskabinett soll am Mittwoch den Abzug der Bundeswehr aus der Türkei beschließen, so Außenminister Sigmar Gabriel, nachdem dort erneut Bundestagsabgeordneten Besuche untersagt wurden.

Außerdem unterhalten auch andere Länder, wie z.B. die USA und Großbritannien in Jordanien Militärstützpunkte und die royale Familie wird dafür wahrlich königlich belohnt.

Im Dezember 2016 reiste Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach Amman und übergab bei ihrem Besuch 16 Schützenpanzer vom Typ „Marder“ für 12,8 Millionen Euro sowie 126 Lastwagen und Kleinbusse für militärische Zwecke im Wert von 13,1 Millionen Euro. 2017 folgt eine weitere Lieferung von 25 Panzern. Insgesamt plant die Bundesregierung 100 Millionen Euro für die „Ertüchtigungsinitiative“ ein.

Während der Monarch und seine Gemahlin in einschlägigen Hochglanzmagazinen pausenlos als pro-westlich bejubelt und als Kämpfer für  Menschenrechte mit Preisen überhäuft werden, bietet sich an Ort und Stelle ein ganz anderes Bild.

Im vergangenen Jahr, am 3.11.2016 wurden drei amerikanische Soldaten in Jordanien ermordet. Die Schüsse wurden auf Amerikaner abgefeuert, als diese eine Kaserne im Süden des Landes betraten. Ein jordanischer Offizier wurde ebenfalls getroffen.

Wer wird schon wählerisch sein wollen?
Jordanien - wirklich ein besserer Partner als die Türkei?
Die Amerikaner waren in Jordanien auf einer Trainingsmission. Das U.S.-Militär unterhält in der Regel etwa 2.000 U.S.-Kräfte auf jordanischen Boden, um die Ausbildung des jordanischen Militärs und Operationen gegen den IS im benachbarten Irak und Syrien zu unterstützen.

An der offiziellen Version des jordanischen Militärs, kamen sehr schnell Zweifel auf.
Die Aufzeichnung der Videokamera lieferte den schockierenden Beweis, dass ein jordanischer Soldat, ein Verbündeter, grundlos auf die Green Berets geschossen hatte.

Jordanische Offizielle beschuldigten die Amerikaner, sie wären nicht am Tor stehen geblieben. Doch der Videobeweis widerlegte diese Behauptung: Die Aufzeichnung der Sicherheitskamera zeigt, dass mehrere amerikanische Fahrzeuge am helllichten Tag am Eingang der Kaserne ordnungsgemäß gestoppt hatten, in der die Green Berets stationiert waren.

Das erste Fahrzeug ließ man passieren, aber dann eröffnete ein jordanischer Wachsoldat plötzlich das Feuer auf das zweite Fahrzeug und tötete beide Insassen. Die Amerikaner im dritten und vierten Fahrzeug sprangen heraus und erwiderten das Feuer. Der Jordanier tötete einen von ihnen, bevor er von dem anderen amerikanischen Soldaten verwundet wurde.

„Der Soldat, der die Amerikaner tötete, führte das Gesetz aus! Die arroganten amerikanischen Soldaten weigerten sich, am Tor zu stoppen und bekamen, was sie verdienten.“, verlautete es aus den königlich-jordanischen Medien.

Es kam noch schlimmer: Der Mörder Muarek Abu Tayeh wurde als Held in den jordanischen Medien dargestellt. Aber wer ist Abu Tayeh? Tayeh ist kein Held, er ist ein feiger Mörder und ein jordanischer Soldat aus einem Beduinenstamm, der seit etwa hundert Jahren der Haschemiten-Familie treu ergeben ist.

Bereits ein Jahr zuvor eröffnete ein jordanischer Offizier das Feuer in einer Anti-Terror-Einrichtung und tötete zwei amerikanische Trainer, sowie einen weiteren aus Südafrika. Das Regime des Haschemiten-Königs bezeichnete den Mörder als Mann mit psychischen Problemen und natürlich als einen Einzeltäter.

Die New York Times veröffentlichte einen umfangreichen Artikel, dass das Regime in Jordanien gestohlene US-Waffen an gewalttätige, radikale Gruppierungen und Terroristen verkauft hat. Eine dieser Waffen wurde später von einem jordanischen Beamten von hohem Rang verwendet, um um eben diese amerikanischen Trainer und den Südafrikaner zu töten.

Aber damit nicht genug: die britische Daily Mail berichtete, dass Waffen aus einem britischen Armee-Lager in Jordanien gestohlen und direkt an den IS verkauft wurden.

Sogar CNN ließ verlauten, dass König Abdullah II. bin al-Hussein nach der Türkei auch der zweitgrößte Käufer von Erdöl ist, das von ISIS gefördert wird.

Im März entließ König Abdullah II. den Massenmörder Ahmed Daqamseh aus der Haft, fast genau zwanzig Jahre, nachdem er sieben israelische Schüler der achten und neunten Klasse ermordet hatte. Am 13. März 1997 hatte er auf der „Island of Peace“ in Naharayim auf eine Gruppe Schulkinder das Feuer eröffnet. Er tötete hinterrücks sieben Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren und verwundete ebenso viele. Ein Militärgericht hielt ihn damals für geistig instabil und verurteilte ihn zum lebenslanger Haft, was in Jordanien 25 Jahre bedeutet. Jordanische Minister und das Parlament hatten für seine frühe Freilassung plädiert.

Damals, nach der Ermordung der Kinder reiste Jordaniens König Hussein – der verstorbene Vater des gegenwärtigen Königs Abdullah II. – nach Israel und machte Kondolenzbesuche bei den Familien der Mädchen, eine Geste, die damals viele Israelis berührte.

Seit seiner Entlassung wird Ahmed Daqamseh in den regimetreuen Medien als Held gefeiert. Tausende von Jordaniern verehren den Kindermörder für seine Tat. Seine Mutter lobte ihn 2001 gegenüber Al-Jazeera, sie sei so stolz auf ihn. Offen gibt er zu, dass er seine Mordtat in keinster Weise bereut, ganz im Gegenteil – in zutiefst rassistischer, judenhassender Manier sagte er zu Al-Jazeera:

„Die Israelis stellen menschlichen Abfall dar, der von den Völkern der Welt in unsere Mitte erbrochen worden ist. Leider sind sie nach Mekka und Medina in das reinste Land gekommen. Der Müll muss beseitigt werden, sei es durch Verbrennen oder durch Begraben; der Tag wird kommen, wenn es nicht von unserer Generation getan wird, so Allah will, werden die kommenden Generationen diesen menschlichen Müll verbrennen.“

Die Muslimbruderschaft ist Teil des politischen Systems in Jordanien. Abdullah II. Scheich Zaki bin Rashid, Abgeordneter der Muslimbruderschaft in Jordanien und ehemaliger Leiter der islamischen Aktionsfront, und sein Mentor, der König, bauen gerade eine anti-westliche, jordanische, katarische und iranische Allianz auf.

Laut UNHCR beherbergt Jordanien 650.000 Kriegsflüchtlinge aus Syrien und nicht 1,5 Millionen, wie das Königshaus behauptet.

Die meisten Flüchtlinge sind in einem Lager namens Zaatari untergebracht. Die Spesen für Wasser, Nahrung, Elektrizität und Ausbildung werden allesamt von den Vereinten Nationen, der EU und den USA bezahlt; vom Königshaus erhalten die Flüchtlinge rein gar nichts.

Kanzlerin Merkel hat nach eigener Aussage 840 Millionen Euro gegeben, um Abdullahs Arbeit mit Flüchtlingen zu unterstützen.

In den deutschen Medien wird König Abdullah von Jordanien immer noch als der moderate Friedensfürst gefeiert – doch man sollte wissen – dass in einem Polizeistaat wie Jordanien nichts, aber rein gar nichts ohne den Segen des Königshauses geschieht.


Sharon Oppenheimer, israelische Autorin und Filmemacherin, arbeitet in Tel Aviv und Berlin.