Tichys Einblick
Gegen Laschet für Baerbock

Versuchter Rufmord mit und bei Anne Will

Ohne Belege jemanden des Antisemitismus zu beschuldigen? Bei Anne Will ist das möglich. Luisa Neubauer, Aktivistin der Grünen und von Fridays for Future, greift zur übelsten Methode - und die Moderatorin schweigt dazu. Es ist ein Vorgeschmack auf die Wahlkampfstrategie des Gebühren-Senders.

Screenprint ARD / Anne Will

Eigentlich hatte Anne Will gestern Abend die Arena in ihrem Sinne sehr gut vorbereitet. Bei keinem der Gäste war davon auszugehen, dass sie der CDU besonders nahestehen. Genüßlich sollte der Stier erst gehetzt und dann zu Tode gestürzt werden. Doch Armin Laschet war für seine ansonsten eher behäbigen Auftritte erstaunlich frisch und sogar offensiv.

Es offenbart sich eine Strategie der ARD

Ein Anderer wäre nach dem Einstieg der so gar nicht netten Gastgeberin innerlich schon in die Knie gegangen. Schlechte Umfragewerte für die Union, miserable persönliche Werte für ihn, abgewatscht von der Kanzlerin, ohne Mehrheit an der Basis der Partei und in der Bevölkerung. Kurzum – Laschet der Loser, schon jetzt ein Mann von gestern. Doch siehe da, der gebürtige Rheinländer ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Keine Fahrigkeit, kein Gestammel und im weiteren Verlauf sogar auch ausgewiesene Sachkundigkeit. Die es nicht gut mit der CDU meinen, und das ganze Will-Team gehört dazu, wollen ihn als eine Neuauflage des „Oggersheimer Riesen“ Helmut Kohl diffamieren. Ein Kohl ist Laschet aber wirklich nicht. Dazu ist er viel zu sehr ein Kind der nach Linksverbinderin Angela Merkel. Nur in einem erinnerte er an den Kanzler der Deutschen Einheit: in der Unaufgeregtheit, mit der er selbst grobe Angriffe der aufgeregten Schnellsprecherin Luisa Neubauer von der fridays for future-Front mit einem Lächeln versachlichte und Souveränität zeigte.

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Dann kam das Dauerthema AfD. Zum x-sten Male wiederholte der frischgebackene CDU-Bundesvorsitzende das bekannte Mantra: keine Gespräche, keine Kooperationen und schon gar keine Koalition. Mal ganz davon abgesehen, dass Maaßen nicht Mitglied der AfD ist, sondern seit Jahrzehnten der CDU angehört, ist die Absicht, über die Person Maaßen den CDU-Kanzlerkandidaten als AfD-Unterstützer zu brandmarken, unverschämt und dümmlich zugleich.

Laschet verwies auf die innerparteiliche Demokratie. Aber davon hatte Neubauer noch nie gehört, geht es nach ihr, dann geht es wie bei der Millionärsfamilie am Abendbrottisch: Papa pfeift und die 7-Jährige Tochter pariert? Jetzt näherte sich die Sendung ihrem Höhepunkt. Aufgeregt fragte Neubauer: „Warum haben Sie dann nicht die Kandidatur des ehemaligen Verfassungsschutzchefs Maaßen verhindert?“, und schob nach: „ein Mann, der hetzerische und antisemitische Ansichten verbreitet.“

Anne Will spannte den Rücken in Erwartung des Todesstoßes. Laschet reagierte leise, aber klar und deutlich. „Maaßen ist kein Antisemit.“ Wenn es derartige Belege gäbe, solle man ihm diese vorlegen. Wo der Antisemitismus-Vorwurf zutreffe, würde die Bundespartei ein Ausschlußverfahren einleiten, wie das ja in der Vergangenheit auch schon praktiziert wurde. Es folgte ein für Neubauer und Will peinlicher Moment. Drei mal wiederholte Neubauer den Vorwurf. Es folgt der Methode: Irgendetwas wird schon hängen bleiben. Drei Mal blieb sie die geforderten Fakten schuldig.

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Als Laschet etwas zaghaft wenigstens Belege einfordert, will sie die von Laschet sehen: „Das müssen Sie doch wissen“. Im Zweifel also schuldig, wie ein mittelalterliches Gottesgericht. Der Vorwurf des Antisemitismus ist in der deutschen Politik wohl der Schwerwiegendste. Ihn ohne Belege vorzutragen eine Ungeheuerlichkeit, die so nicht stehenbleiben darf. Doch Will blätterte nervös in einem Wust aus Zetteln auf ihrem Schoß und nuschelte auf den Rufmord in ihrer Sendung so etwas wie „Ich finde hier jetzt auch nichts“. Es klingt wie eine indirekte Bestätigung, wo ein klares Wort angebracht gewesen wäre: Belege, oder Entschuldigung.
Anne Will spielt mit bei der Verleumdungsstrategie

Damit machte sich Will den Vorwurf indirekt zu eigen. Weggucken geht hier nicht. Entlarvend Will gegen Ende:   „Ich weiß Belege auch nicht aus dem Hut zu zaubern.“ Das ist auch nicht ihre Aufgabe – sie sollte sie von Neubauer einfordern oder zur Entschuldigung auffordern. Man darf gespannt sein, ob Will beim nächsten Mal die Belege nachreicht oder, wie es sich für eine gute Journalistin gehörte, Maaßen in die Runde einlädt. Zum Abrunden des Ganzen gab es dann noch mal einen kurzen Schlagabtausch zum Thema Klimapolitik mit altbekannten Positionen, wobei deutlich wurde: Neubauer klopft Sprüche ohne Kenntnis von Fakten und Mitverantwortung ihrer Partei, der Grünen zur Erweiterung des Braunkohletagebaus im Rheinland.

Zwei Erkenntnisse brachte der gestrige Abend: Unfreiwillig offenbarte Neubauer ihr Demokratieverständnis, in dem sie Laschet aufforderte, ohne Rücksicht auf demokratische Abläufe von oben nach unten Hans-Georg Maaßen per ordre de mufti verhindern zu müssen. Und die Zweite: Der Hauptgegner für das öffentlich-rechtliche Fernsehen im kommenden Bundeswahlkampf ist Laschet. Denn nur eine geschwächte Union bringt Merkels Wunschnachfolgerin Baerbock auf den Thron. Und die ARD scheint zu jedem Mittel inklusive der Verleumdung bereit zu sein.  Zu beobachten war ein versuchter Rufmord unter Beteiligung einer ARD-Moderatorin. Oder ist Anne Will der Lage nicht mehr gewachsen? Ist sie überfordert? Dann ist ein Wechsel der Moderatorin unvermeidlich. Dafür tragen die Intendanten der ARD die Verantwortung. Man wird sehen, ob sie der gerecht werden.



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