Tichys Einblick
Dritte Kandidaten-Runde

Das letzte „Triell“ bei Sat1: Scholz angeschlagen, Baerbock aufgedreht, Laschet langweilig

Small-Talk ohne Höhepunkte, Dialoge ohne Kraft und Leidenschaft, Scholz wirkte angeschlagen, Baerbock aufgedreht, Laschet argumentativ gut, aber leidenschaftslos und gemütlich, die SAT1-Moderatoren genau so schlecht wie bei ARD und ZDF.

Screenprint: SAT1/Das Triell

Die letzte der drei Runden mit den jeweiligen Kanzlerkandidaten von CDU, SPD und Grünen war zugleich auch im übertragenen Sinne des Wortes die Letzte. Schon zu Beginn der Sendung wurde deutlich, welch journalistischen Leichtgewichte hier die Arena betreten hatten. Die erste Frage ging an Armin Laschet: „Was kritisieren Sie denn am rot-grünen Konzept?“ Wer nun dachte, Laschet holt zum Schlag aus, wurde enttäuscht. Es begann ein längeres auswendig gelerntes Statement über nötiges Wachstum, Innovationen und andere gute Vorsätze für seine Kanzlerschaft. Was für ein Glücksmoment für jeden Interviewer. Gewohntes Blabla anstelle von präziser Antwort. Das Journalistinnen-Duo schien dies aber gar nicht zu merken und Laschet signalisierte zugleich, daß ihm an einer polarisierenden und harten Auseinandersetzung gar nicht gelegen war. Wie immer folgte er der Merkelschen Devise: Kritik am Gegner wertet diesen nur auf und schafft Unruhe. Zwar wurden damit eigene Stammwähler eingeschläfert, was aber auch am Machterhalt nichts änderte. Die Tatsache, daß die Union von Wahl zu Wahl immer niedrigere Ergebnisse erzielte, wurde schlicht auf Weisung von ganz oben tabuisiert.

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Offensichtlich reicht die Dominanz der offiziell nicht mehr Vorsitzenden der CDU, mit Sitz im Kanzleramt, immer noch so weit, daß selbst im Angesicht der Katastrophe ihre Weisungen strikt befolgt werden. Und so schnurrte Katerchen Laschet weiter. Dann beschworen die Damen die gravierende Armut im Lande. Lieblingsthemen für Scholz und Baerbock. Mindestlöhne hoch, Hartz IV-Regelsätze hoch, und überhaupt mehr soziale Gerechtigkeit. Das Geld dafür solle man sich von den so oft zitierten „Reichen“ holen. Laschet hingegen setzte auf die Dynamik der Markwirtschaft, die das wichtigste im Kampf gegen soziale Missstände schaffe, nämlich Arbeitsplätze. Nicht der Staat könne und solle alles festlegen und bestimmen. An dieser Stelle verlor Scholz zum ersten Mal seit Beginn des Wahlkampfes die Contenance. Ein sichtlich angeschlagener und erschöpft wirkender SPD-Kandidat unterstellte seinem Kontrahenten „mangelnde Nähe zu den Menschen“. Ein Angriff unter der Gürtellinie, auf den die Interviewer natürlich nicht reagierten. Vielleicht war es das, was Laschet neue Kraft verlieh und ihm den ersten Volltreffer bescherte. Leise aber deutlich wies er auf die Mehrheit der Bevölkerung hin, die mit ihrer Arbeit jeden Tag all das Geld aufbringen müsse, um den Sozialstaat zu garantieren. Dabei rief er noch einmal für alle in Erinnerung, daß Hartz IV kein Beruf ist, sondern eine besondere Lebenslage sei, aus der jeder selbst schnell wieder herauskommen wollen müsse. Man hörte die Bravo-Rufe vor Deutschlands TV-Geräten.

Nun endlich kam das Thema, auf das alle wohl sehnsüchtig gewartet hatten: der drohende Untergang der Welt in Folge des Klimawandels. Konsens bei allen im Studio, daß es Fünf vor Zwölf sei, und man nun endlich sofort etwas tun müsse. Baerbock geriet in Verzückung, denn das ist ja ganz und gar ihr Thema. Das schnelle Raus aus der Kohle und der Kernkraft, das Ende des Verbrennungsmotors und der massive Ausbau regenerativer Energieträger dürften nicht alles sein, was jetzt geschehen müsse. Laschets Zwischenruf „Aber bitte keine Verbote“, wurde überdeckt durch die Frage eine der Journalistinnen, was denn mit Urlaubsflügen und Essgewohnheiten anders werden müsse. Baerbock wäre nicht Baerbock und durch Flops, wie der Ankündigung eines Aufschlages von 16 Cent auf den Benzinpreis, durch Wählerunmut bestraft worden, wenn sie auf den berechtigten Vorstoß dieser Frage eingegangen wäre. Wieder hakten die Damen vom Desk nicht nach.

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Doch jetzt kam der cleverste der Gäste zum trickreichen Freischuss. Zum wiederholten Mal wies Scholz darauf hin, daß nur bei ausreichender Stromversorgung, und der dafür notwendigen Infrastruktur, die Klimaziele erreicht werden könnten, da der zu erwartende Stromverbrauch durch die neuen Technologien wesentlich höher sein werde, als prognostiziert. Als er begann, für das Jahr 2045 dramatische Zahlen zu nennen, die bislang übrigens von der CDU geheimgehalten worden seien, rief Baerbock: „Aber das weiß man doch alles.“ Scholz, als ihr künftiger Koalitionspartner, entgegnete überlegen-spöttisch: „So, weiß man das?“. Was Scholz mit Sicherheit heute schon weiß, ist die Tatsache, daß die angestrebten Ziele auf Grund unserer Rechtslage im Baubereich niemals erreicht werden können und er deshalb schon jetzt seine Unschuld als frühzeitiger Mahner vorsorglich festschreibt. Alter Fuchs ist eben alter Fuchs! Laschet nickte zustimmend und wies gleichzeitig die Vorwürfe gegen die CDU zurück.

Jetzt ging es ausnahmsweise mal um die Bedrohung der inneren Sicherheit. Leider konnte man angesichts des eben gerade noch verhinderten islamistischen Terroranschlags auf die Synagoge in Hagen nicht gleich zur Herausforderung des Rechtsextremismus kommen. Immerhin fiel das Wort „Abschiebung von Gefährdern“ deutlich bei Laschet, schon sehr viel leiser bei Scholz und gar nicht bei Baerbock. Dann wurde im Konsens der Rechtsextremismus als größte Gefahr für die Demokratie in dieser Zeit bewertet. Dass man aber deshalb die schweren linksextremistischen Antifa-Ausschreitungen vom Wochenende in Leipzig, mit versuchter Erstürmung eines Polizeigebäudes, und Millionenschäden (immerhin schwerer Landfriedensbruch) gleich gar nicht erwähnte, bleibt wohl dem Verständnis der beiden Journalistinnen überlassen.

Ähnlich journalistisch unprofessionell ging es dann beim Stichwort Corona zu. Lautstark und emotional wurde die hohe Zahl der Impfverweigerer kritisiert. Nicht einmal im Ansatz wurde die Frage aufgeworfen, ob nicht die widersprüchliche und oft nicht nachvollziehbare, von Pannen begleitete Corona-Politik der Regierung das Vertrauen zwischen Staat und Bürgern beschädigt haben könnte. Ebensowenig wurde auf die Einseitigkeit in der Berichterstattung, unter Auslassung jeder Kritik, aufmerksam gemacht.

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Spätestens an dieser Stelle war festzuhalten, daß auch im privaten Fernsehen die Gleichschaltung der Meinungen, wie sie bei ARD, ZDF und Deutschlandfunk gang und gäbe sind, auch die privaten Medien beherrscht. Kurzum – mieser Journalismus!

In der Bilanz aller drei Sendungen bleibt festzustellen – kein Wort zur Außenpolitik, zu China und Russland, zu den Verwerfungen im Bündnis! Kein Wort zur steigenden Gewaltkriminalität und dem schockierenden Zuwachs schwerer sexueller Verbrechen gegen Frauen durch Zugewanderte aus anderen Kulturkreisen (durchschnittlich zwei Gruppenvergewaltigung am Tag, nach BKA-Statistik), wachsender Zustrom harter Drogen nach Deutschland! Keine Frage zur Stellung der Familie und der Situation unserer Kinder und damit auch zum Bildungssystem. Fazit: Beim Aufzählen der Krisenbereiche in unserer Gesellschaft gehört zwingend auch der Verfall des Journalismus dazu.

Am Ende kam das dicke desselben: Baerbock bekannt sich ausdrücklich zu einer rot-rot-grünen-Koalition, und Scholz wollte eine solche mit den Linken nicht ausschließen. Wie ein verschmähter Liebhaber stand das Armin Laschet da – das Spiel machen die anderen. Und dabei hatte er sich doch so schön grün-rot-geschminkt. Und das im letzten „Triell“.

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