Tichys Einblick
Von draußen gesehen

Tichys Einblick: In Berlin Mitte nicht geliebt, aber gelesen

Die Financial Times publizierte am 9. September einen Bericht über Veränderungen in der Medienwelt, der sich hauptsächlich mit Tichys Einblick und daneben mit der NZZ befasst. Wir referieren daraus.

Die Financial Times verschenkt nichts, daher findet sich der Artikel, aus dem wir hier unkommentiert englischen Originaltext referieren und wo nötig ins Deutsche übertragen, hinter diesem Link, aber nicht kostenfrei.

»Tichys Einblick is a must-read for the Berlin elite — even for liberals who need to see what the enemy is thinking. “A lot of people don’t like us, but they know they have to read us,” Mr Tichy said in an interview.«

TE zu lesen, ist ein Muss für die Hauptstadt-Elite, sogar für „Liberals“ (was in Europa rot-grün-rot bedeutet). „Viele lieben uns nicht, aber wissen, sie müssen uns lesen“, zitiert die Financial Times Roland Tichy aus einem Gespräch.

»Detlef Hübner, a businessman from Hofheim near Frankfurt, is a big fan. “Very slowly, conservative voices have become a minority in the German media landscape, which I find increasingly leftwing, green and pro-regulation in tone,” he said.«

Konservative Stimmen seien schleichend zu einer Minderheit geworden in der Medienlandschaft, die er als verstärkt pro links, pro grün und pro Regulierung empfindet, sage TE-Fan und Geschäftsmann Detlef Hübner aus Hofheim. Und TE sei die Geißel – oder Peitsche – im politisch korrekten, harmoniesüchtigen deutschen Journalismus, dem es an Diversität fehle, so das Weltblatt aus London.

Über 10 Millionen oder 12 Prozent der Bevölkerung schauten nach wie vor Tagesschau, die 8-Uhr-Nachrichten der ARD.

»Nevertheless, a minority feels that established media are too pro-government — a trend that peaked during the refugee crisis of 2015, when most newspapers, TV and radio stations backed Ms Merkel’s decision to keep Germany’s borders open. “It’s a strange form of journalism when journalists defend the government,” said Mr Tichy.«

Eine Minderheit finde die etablierten Medien zu regierungsfromm, ein Trend, der seinen Höhepunkt während der „Flüchtlingskrise“ 2015 erreicht habe, als die meisten Zeitungen, Fernseh- und Radiostationen Frau Merkels Entscheidung unterstützten, die deutschen Grenzen offenzuhalten. „Es ist eine verdrehte Welt, wenn Journalisten die Regierung verteidigen“, sage Herr Tichy.

»A study by the Hamburg Media School and Leipzig University released last year found German media were generally too uncritical in covering the crisis. “Up until late autumn 2015, hardly any editorials dealt with the concerns, fears and also resistance of a growing part of the population,” the report found.

… In a survey released this February by the University of Mainz, 17 per cent of respondents did not trust the media at all.

… “The suspicion that one is being manipulated by the public broadcasters and supposedly all-powerful journalists has moved from the rightwing fringes to the middle of society,” the German media scholar Bernhard Pörksen wrote last year in Die Zeit.«

Eine Studie der Hamburg Media School und der Universität Leipzig im letzten Jahr habe eine generell unkritische Haltung der Medien der Krise gegenüber konstatiert: Kaum ein Leitartikel habe sich mit den Sorgen, Ängsten und auch dem wachsenden  Widerstand eines größer werdenden Teils der Bevölkerung befasst.

Eine Studie der Universität Mainz in diesem Februar habe herausgefunden, dass 17 Prozent aller Befragten den Medien überhaupt nicht glaubten.

Der Verdacht der Manipulation durch die Öffentlich-Rechtlichen und vermutlich alle einflussreichen Journalisten, sei vom rechten Rand der Gesellschaft in ihrer Mitte angelangt, hätte der deutsche Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen letztes Jahr in Die Zeit geschrieben.

Einseitig ist in keine Richtung gut
Medienkritik im Spiegel: "Die Wut der klugen Köpfe"
Ältere Medien, die bereits unter fallenden Auflagen leiden, seien in der Defensive. Als Der Spiegel neulich seine Leser nach ihrer Meinung über seinen Journalismus befragte, seien viele der 3.000 Antworten äußerst kritisch ausgefallen und hätten die Journalisten der Realitätsferne beschuldigt: „… ihr Medienleute lebt in einer linken Blase … es gibt Dinge, die ihr nie infrage stellt, solche wie die Vorstellung, dass die EU eine gute Sache ist“, sagte Isabell Hülsen, Journalistin beim SPIEGEL, die die Antworten analysierte, “sie sagten, euch fällt es leichter, mit dem Chef des IMF in Washington zu reden als mit Leuten in einer Kneipe irgendwo in Ostdeutschland.”

»“We just have to get used to the idea that people are reading very widely now and being exposed to information that contradicts what we write,” said Ms Hülsen. “They come and say ‘I read this on Tichy or in the NZZ or elsewhere, and if I can find this information on the web, so can you’.”«

Wir (Journalisten), sage Frau Hülsen, „müssen uns daran gewöhnen, dass die Leute sehr breit lesen und Informationen finden, die dem widersprechen, was wir schreiben; sie sagen, ich lese das bei Tichy, in der NZZ oder sonstwo; wenn ich diese Informationen im Web finden kann, könnt ihr das auch.“

Und abschließend noch einmal der Unternehmer Hübner: „Eine Medienlandschaft ohne Tichy wäre wie ein Konzert ohne Trompete. Dieses Land braucht Vielfalt.“