Tichys Einblick
Rundfunkgebühren

Schafft das ZDF ab

Auto, Haus und sogar das tägliche Brot. Immer mehr müssen um ihren Wohlstand fürchten. Die öffentlich-rechtlichen Sender schwadronieren derweil von 25 Euro Rundfunkgebühr. Zeit für richtige Reformen.

IMAGO / Michael Gstettenbauer

Es gibt Konstanten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Dazu gehört, dass die Redakteure in ihren Kommentaren Verzicht predigen, dass sie sich selbst diesen Verzicht nicht zumuten wollen und obendrein das Ende von ZDF-Filmen à la Inga Lindström: Orgelbauer, liebender Vater, Globetrotter – und der neue Flirt von Hanna … Doch ständig grätscht Mutter Billie dazwischen. Wie das wohl ausgeht?

Glosse
Zehn Möglichkeiten, wie das ZDF Geld sparen könnte
Das Zweite ist längst zu einer Verwahrstation für Anspruchslose geworden, ein Bällebad für Senioren: Aufgewärmte Show-Ideen wie „Da kommst du nie drauf!“, die so wirken sollen, als ob „Genial daneben“ oder „Sag die Wahrheit“ etwas Neues wären, wenn man sie zusammenschmeißt. Passenderweise übernimmt die Show den Alt-Rapper Smudo als Rateonkel, der schon bei „Sag die Wahrheit“ anspruchslosen Zuschauern Zeit von der Uhr genommen hat. Solche Shows schmecken wie ein Pfefferminztee aus einem siebenmal aufgebrühten Teebeutel. Oder halt wie Rosamunde Pilcher: Helen und Versicherungsagent Liam verlieben sich ineinander, als sie versuchen, ihren Mann aufzuspüren. Wie das wohl ausgeht?

Das ZDF ist eine Premiummarke. Zumindest was seine Kosten betrifft: 2,12 Milliarden Euro hat das Zweite laut Statistischem Bundesamt 2021 allein aus dem „Rundfunkbeitrag“ erhalten. Zum Vergleich: Das ist drei Mal mehr als der FC Bayern München umgesetzt hat. Mehr als doppelt so viel Umsatz, wie Burger King erwirtschaftet hat und fast doppelt so viel Umsatz wie der der „Fischer Group“. Der Staat zwingt den Gebührenzahler, einen zweiten Sender zu finanzieren, der ihn so teuer kommt wie eine Burger-Kette und wie einen technologischen Weltmarktführer zusammen. Premium. Also die Kosten.

Das Programm ist lieblos zusammengewürfelter Ramsch. Dahin gerotzte Meterware. Allein in den beiden Wochen vor Ostern zeigt das ZDF folgende Krimi-Formate: die Rosenheim-Cops, SOKO Kitzbühl, Arctic Circle, Theresa Wolff, Notruf Hafenkante, SOKO Wismar, SOKO Hamburg, Ein Fall für Katharina Tempel, SOKO Stuttgart, Der Alte, Inspector Barnaby, Der Staatsanwalt, Die Chefin, SOKO Köln, SOKO München, SOKO Leipzig, SOKO Linz und „Letzte Spur Berlin“. Und das nur im Hauptprogramm. Vielfalt als Einfalt.

Jahresbilanz
ZDF-Intendant Norbert Himmler schweigt eisern zu Böhmermann
Das Zweite Deutsche Fernsehen wurde auf Betreiben von Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) gegründet. Allerdings ging sein Plan nicht auf: Er wollte ein zentral gelenktes Staatsfernsehen. Die Verfassungshüter verhinderten dies, weil Medien Ländersache sind. Damit hat sich das ZDF auf zwei Ebenen überholt. Erstens, weil Adenauers Plan der zentralen Steuerung nicht aufgegangen ist. Zweitens, weil die ARD dezentral mehr Staatsfernsehen liefert, als ein Land vertragen kann. Deswegen gilt: Das ZDF kann weg.

Die einseitige politische Schlagseite des ZDF ist breit dokumentiert – wie Jan Böhmermann über Frauenrechtlerinnen hergefallen ist, gut in Erinnerung. Auch dass Norbert Himmlers Politkommissar keine Ausgewogenheit kennt. Geschenkt. Doch bis heute haben diese Frauenrechtlerinnen im ZDF keine Chance zur Gegenrede erhalten. Vielfalt scheint dem Intendanten nur wichtig zu sein, wenn es darum geht, seinen Sender zu erhalten, samt seinem fürstlichen Gehalt, seinen noch fürstlicheren Pensionsansprüchen oder seinem Dienstwagen. Die einfachsten journalistischen Regeln, wie das Recht, sich gegen Vorwürfe verteidigen zu dürfen, scheinen dem Intendanten indes nicht wichtig zu sein. Deswegen gilt: Das ZDF kann weg. Himmler auch.

Himmler argumentiert mit der Marktführerschaft als Überlebensrecht des mit 2,1 Milliarden Euro Zwangsgebühren finanzierten Senders. Doch was ist das für eine Marktführerschaft? Das ZDF ist vielleicht mehr als doppelt so teuer wie Burger King, doch die hören wenigstens nachts auf, Fast Food unter die Leute zu bringen. Das ZDF-Programm ist der Burger der Unterhaltung: Krimis, tagelange Sportübertragungen und Endlos-Shows. Sättigt nicht, aber füllt, selbst wenn die Mayo schon ranzig schmeckt.

„Reschke Fernsehen“
Der vergiftete Humor von ARD und ZDF
Doch während die gelb geduldete rot-grüne Bundesregierung den Bürgern gerne ins Privatleben regiert, ihnen (echte) Burger regulieren will, Alkohol, Zigaretten, Stromverbrauch und Internetkonsum, so haben Linke nichts gegen das Opium-Programm des ZDF. Wer sich vor Inga Lindström parken lässt, ist ein braver Untertan. Wer Inga Lindström schaut, der denkt nicht viel: Nach ihrer Scheidung zieht sich Greta mit ihrer Tochter zurück und will von Männern nichts mehr wissen. Doch dieser Vorsatz gerät ins Wanken, als sie Sven kennenlernt. Wie das wohl ausgeht?

4,69 Euro erhält das ZDF von jeder Rundfunkgebühr. Die wenigen guten Sendungen ließen sich in ein gemeinsames zweites ARD-Programm überführen. Das wird gemeinsam von den bisherigen Dritten betrieben, die in diesem Programm aufgehen. Außerhalb der Hauptzeiten senden die Dritten gemeinsam, nur in einer Schiene von 15 bis 23 Uhr strahlen sie je nach Bundesland regionale Beiträge aus. Wenn ein Sender wie der RBB meint, so viele regionale Sendeplätze nicht bedienen zu können, wird der ebenfalls abgeschafft. Wer seinen Programmauftrag nicht erfüllen kann, ist überflüssig. So überflüssig wie das ZDF. Das kann weg. Schafft es also endlich ab.

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