Tichys Einblick
NDR Zapp-Talk

ARD-Vorsitzender Kai Gniffke: „Es geht um journalistische Exzellenz“

Nach dem Zapp-Talk vom 1. März 2023 kann man sich sehr gut vorstellen, wie einseitig und realitätsentrückt die Diskussionen in Sendeanstalten und Rundfunkräten ablaufen müssen, wenn ausschließlich Köpfe wie Gniffke, Raab oder Jäkel beieinander sitzen. Die High- und Lowlights ihrer Redebeiträge in Kurzform. Von Michael Plog

Screenprint: youtube/NDR

Raab rechtfertigt die GEZ-Gebühr. Die Anderen seien schließlich auch teuer. „Amazon, Netflix, etc. – die Mediennutzungskosten addieren sich. Und im Vergleich zu einem Zeitungsabo ist es günstig.“

Warum arme Leute, etwa Studenten, dasselbe zahlen müssen wie Reiche, erklärt Raab allen Ernstes so: „Sie können nicht alle Studierenden über einen Kamm scheren. Es gibt Studenten, die durchaus auskömmlich noch nebenbei das Start-Up haben und gut finanziert sind.“

Er zerreißt sich das letzte Hemd für uns
Zapp-Talk im NDR: Kai Gniffke gibt sich die Ehre - und die Blöße
Medienmanagerin Jäkel, die den Konzern Gruner&Jahr erfolgreich in Grund und Boden gewirtschaftet hat, hat zu vielen Problemen einen sehr schlauen Tipp. Sie drückt es in coolem Managersprech aus: „All diese Fragen müssen wir mal ventilieren.“

Gniffke mag keine Umfragen: „Es kann uns nicht leiten, dass wir jetzt Umfragen machen: ‚Was hätten’s denn gern?‘“

Jung bemängelt, dass jeder Beitragszahler mit monatlich 25 Cents die Tagesschau finanziert und mit 74 Cents irgendwelche Sportrechte, aber satte 1,19 Euro monatlich für die betriebliche Altersvorsorge der ARD zahlen muss. Gniffke darauf : Da löffeln wir die Suppe aus, die halt nunmal angerührt worden ist.“

„Warum dürfen ARD und ZDF die Zahlungen an die FIFA geheimhalten?“, fragt Jung. Gniffke: „Sie werden nicht geheimgehalten. Sie werden dem Verwaltungsrat mitgeteilt.“ Jung: „Werden sie öffentlich gemacht?“ Gniffke: „Das dürfen wir nicht.“

Gniffke über GEZ-Gebühren: Wir reden über das Geld der Menschen, die jetzt gerade wieder streiken, die Müllwerker, wir reden über das Geld von Krankenpflegern und Polizistinnen, das uns anvertraut worden ist. Und mit diesem Geld müssen wir sorgsam umgehen.“

Als Jung die SPD- und CDU-Freundeskreise in den Rundfunkräten kritisiert, versucht Raab es mit Whataboutism. Sie will Jung mit dessen staatsbürgerlichen Freiheiten packen: „Sie dürfen ja auch wählen…“ Er fährt ihr kalt ins Wort und findet mit einem Satz sofort den Stummschalter: „Sie gehören zum SPD-Freundeskreis beim ZDF, ne?“
Stille…
Nachfrage: „Richtig? Sie sind Fernsehratsmitglied, oder?“
Raab trotzig: „Ich bin nicht Fernsehratsmitglied … mehr.“
Jung beharrlich: „Nicht mehr, aber Sie waren im SPD-Freundeskreis, ne?“ Raab: „ Es gibt keinen SPD-Freundeskreis beim ZDF.“
Jung: „Wie nennen Sie’s denn?“
Raab: „Der nennt sich, äh, der nennt, äh, der wird von einer Person getragen, und da sind Mitglieder aus mindestens vier verschiedenen Richtungen drin. Die Welt ist nicht rot oder schwarz.“
Jung: „Bei ARD und ZDF schon.“

Gniffke ganz ernst: „Ich bin extrem faktenverliebt.“

Gniffke immer noch ganz ernst: „Es geht um journalistische Exzellenz. Ich rede über den Journalismus der Zukunft.“

Epilog

Vor allem bei den verhaltensauffälligen Ausfällen Gniffkes fühlt sich der Zapp-Zuschauer an den Auftritt des heutigen ARD-Vorsitzenden auf der „re.publica“-Konferenz 2018 erinnert. Auf die einseitig negativ wirkenden Berichte über die AfD angesprochen, sagte er damals: „Da hatten wir schon einen gewissen missionarischen Eifer. Zwischen den Zeilen kam es aus jeder Pore: Ihr sollt die bitte doof finden.Und deswegen haben wir es immer noch wie so ein Stigma drangehängt: ‚Die rechtspopulistische AfD‘. Was hat dieses Etikett gemacht? Es hat genau diese Wirkung entfaltet: dass die Leute sich stigmatisiert fühlten. Ich merke das, wenn ich so einen Text schreibe. Es schwillt mir der Kamm bei so ein paar Dingen. Das müssen wir uns abgewöhnen.“

Hat er nicht. Das ist die Erkenntnis nach diesem Zapp-Talk. Also: weiter versuchen! Bitte noch mehr Hemden zerreißen, Herr Gniffke, Sie tun es für die Menschen da draußen!

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