Tichys Einblick
Auch der ist ein böser Amerikaner!

Nach der Wahl ist nicht vor der Wahl: Jetzt geht es gegen Biden

Die Liebe der deutschen Medien für Joe Biden droht nun, schnell zu erkalten. Georg Restle, Sturmhaubitze des deutschen Haltungsjournalismus, schaltet um. Trumps Ende darf schließlich nicht das Ende des Antiamerikanismus sein.

Screenprint: ARD/Monitor
Joe Biden wurde medial zum nächsten US-Präsidenten ausgerufen. Und so unkritisch und unerwähnt viele seiner Ausfälle oder etwaigen Skandale vor der Wahl aus dem Scheinwerferlicht der großen Medien herausgehalten wurden, umso schneller beginnt das Sägen an dem Stuhl des ausgerufenen Wahlsiegers der Democrats.

Daher hat sich nun auch Georg Restle vom WDR-Format „Monitor“ mit ihm beschäftigt. Und da fällt man anscheinend aus allen Wolken. Hoppla, Biden ist ja gar kein Musterlinker, sondern ein erfahrener Establishment-Politiker? Fast scheint es so, als würde auch Restle aus allen Wolken fallen. Fast.

In einem Beitrag mit dem Titel „Rückkehr der US-Falken“ beschäftigt sich Restle mit der Vergangenheit des ehemaligen Senators und Vizepräsidenten. Gegen Donald Trump wirke Joe Biden zwar „wie eine demokratische Lichtgestalt“ – doch viele, die ihm heute zujubeln, könnten morgen schon schwer ernüchtert sein. Als Senator im Außenausschuss und später als Obamas Vize-Präsident gestaltete Biden die US-Außenpolitik über Jahre nämlich entscheidend mit. So unterstützte er jede US-Militärintervention der letzten 20 Jahre und darüber hinaus. Und auch jetzt, beim Aufbau seines „Transition Teams“, umgibt sich Biden mit Personen, die der „Monitor“-Redaktion so gar nicht gefallen. Da gibt es zum Beispiel zwei einst hochrangige Mitglieder der Obama-Regierung. Die ehemaligen Mitarbeiter im Pentagon hatten sich in den vergangenen Jahren als Consultants selbstständig gemacht und sind nun wieder Teil von Bidens Team. Nach der Politik arbeiten gehen? Das geht ja nach linkem Politikverständnis alleine schon wegen des Wortes „arbeiten“ nicht. Richtig wäre es gewesen, die beiden hätten sich nach dem Ausscheiden aus dem Amt sofort die Haare Blau-Grün gefärbt und sich als „Orange Man bad“-Aktivisten betätigt.

Joe Biden medial zum president-elect ausgerufen: Was sich ändert und was bleibt
Aber „Monitor“ hat schon recht, wenn sie Biden als einen „Falken“ bezeichnen: Nicht nur, aber gerade in der Außenpolitik vertritt (oder vertrat) der medial gekrönte nächste Präsident immer wieder Positionen, die die Partei heute weit rechts von sich gelassen hat. Ohne dessen Überzeugungsarbeit bei den Democrats im Kongress hätte zum Beispiel, so sind auch „Monitor“-Experten überzeugt, keine Zustimmung des US-Parlaments zum Irakkrieg gegeben. Das alles ist keine neue Erkenntnis. Doch nachdem Joe Biden Trump besiegt haben soll, ist er für die US-feindliche Presse eben nur ein weiterer US-Präsident, den es herunterzuschreiben gilt.

Mit der Liebe deutscher Journalisten für Joe Biden war es nie weit her. In den Augen vieler Linker hatte der moderate Democrat wohl nur eine Aufgabe: Trump zu besiegen. Das hätte nämlich kein Linksausleger geschafft. Nur ein zentristisch aussehender Politiker wie Joe Biden, der auch für Mitte-Rechts-Wähler und Konservative annehmbar erscheint, konnte Donald Trump in wichtigen Staaten wie Wisconsin oder Michigan besiegen. Aber genau das ist eben das Problem mit Joe: Er ist für Mitte-Rechts-Wähler und Konservative annehmbar. Mit der Treue der Medien, auch der amerikanischen, dürfte es also jetzt vorbei sein.

Für die Presse ist Biden offensichtlich das, als was Trump ihn im Wahlkampf immer wieder dargestellt hat: Ein Präsident, der nach Willen des eigenen Lagers lieber früher als später Platz machen soll für den jungen, linken Flügel in seiner Partei. Und in Deutschland wird aus der „Anti-Trump-Presse“ wird wieder die stinknormale, antiamerikanische Presse – alles so wie früher also.

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