Tichys Einblick

Maischberger: Viel Corona. Weniger Trump.

Von der Stimmung her war die letzte Sendung des Jahres – bis auf eine Ausnahme - bisweilen sehr ruhig, da sich alle einig waren: Ein schärferer Lockdown muss sein.

Srennprint ARD: Maischberger

Thematisch scheint sich Frau Maischberger an der ÖRR-Debatte vorbei in die Weihnachtspause hangeln zu wollen. Von der Stimmung her war die letzte Sendung des Jahres – bis auf eine Ausnahme – bisweilen sehr ruhig, da sich alle einig waren: Ein schärferer Lockdown muss sein.

Auf die Frage, wer denn der Gewinner der Woche sei, nannte die Chefredakteurin der „Welt“ Dagmar Rosenfeld Karl Lauterbach. Er sei der „Christian Drosten der Sozialdemokraten“. Für den humorigen Journalisten Peter Zudeick ist hingegen der Glühwein der Gewinner, der sich „vom Menetekel des schlechten Geschmacks zum Top-Thema in der Presse“ gemausert habe.

„Am besten würden wir alle zuhause bleiben – ab heute!“

So deutlich sprach sich die Virologin Melanie Brinkmann für einen härteren Lockdown aus und warf der Politik vor, zu langsam gehandelt zu haben. Als Zielvorgabe wünschte sich Brinkmann eine 7-Tage-Inzidenz von 35 bis 50. „Je weiter wir unter diese Zahlen kommen, desto mehr Freiheiten können wir uns erlauben“, erläuterte sie.

Auch Gemeinwohlnachrichtensprecher Ingo Zamperoni, der die Erfindung des Corona-Impfstoffes als Mehrwert der Zuwanderung begrüßte, war der Meinung, lieber „jetzt konsequent zu sein als das immer wieder zu verschleppen“. Um seiner Forderung nach einem harten Lockdown Ausdruck zu verleihen, zitierte Zudeick hingegen den Regisseur Alexander Kluge: „In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod.“ Dabei waren sich Zudeick und Rosenfeld einig, dass man die Schulen aus einem möglichen harten Lockdown raushalten sollte.

„Warum sind wir nicht in der Lage, die Älteren so zu schützen, wie Sie es angekündigt haben?“

Der zugeschaltete Gesundheitsminister Jens Spahn wiegelte zum Thema Schulschließungen ab, da diese sowieso zwei Wochen geschlossen seien. “Im Moment stehen einige an den Glühweinständen, andere kämpfen als Pflegekräfte um die Patienten – das ist keine gute Arbeitsteilung”, kritisierte der Minister und versprach spätestens im Herbst 2021 ausreichend Impfstoff für die gesamte Bevölkerung. Auf die Frage, wieso aber trotz Ankündigung nicht die Alten geschützt werden, erhielt Maischberger keine klare Antwort des Ministers.

Für Maischbergers Verhältnisse waren die Frage an Spahn jedoch ungewohnt bohrend. „Zuerst einmal, Frau Maischberger, es gibt präventive Reihentestungen und die werden im Übrigen auch vom Bund bezahlt.“, antwortete Spahn. Maischberger erwiderte jedoch, dass kein Erfolg zu sehen sei und warum eigentlich nicht alle Orte in Deutschland die Pandemie so gut im Griff haben wie Tübingen, wo es nur einen einzelnen Verdachtsfall gäbe.

Letztlich waren die Argumente so deutlich, dass Spahn nur abweisend antworten konnte. Statt sinnhaft zu antworten, wich er aus, lenkte ab und wiederholte bei Nachfragen stoisch das vorher Gesagte. Das produziert Politikverdrossenheit. Ein Eingeständnis der eigenen Fehler wäre ein gutes Zeichen für eine Wahrhaftigkeit der Politik gewesen. Diese Chance hat Spahn in seinem Interview vertan.

„Wir erleben die größte Krise in Friedenszeiten seit dem zweiten Weltkrieg“.

Sagt Joe Kaeser, der sich 2021 als Vorstandsvorsitzender von Siemens zurückziehen wird, und er möchte keine politische Kritik üben und damit der „Politik nicht die Arbeit wegnehmen“. Er habe „Vertrauen in die Menschen, die diese Verantwortung“ für entsprechende Entscheidungen tragen. Angesichts großzügiger staatlicher Subventionen ist man dazu selbstverständlich moralisch verpflichtet.

Natürlich darf Trump auch diese Woche nicht ganz fehlen. Es wurde gefragt, ob Joe Biden überhaupt die gesamte Amtszeit im Weißen Haus bleiben würde. Zamperoni berichtete an dieser Stelle von den Sorgen seines amerikanischen Schwiegervaters, wenn anstelle Bidens die Vizepräsidentin Kamala Harris an die Macht käme. Dabei wurde ein Ausschnitt aus der Doku „Trump, meine amerikanische Familie und ich“ gezeigt, in dem Zamperoni seinen Schwiegervater zu Biden befragt.

Die letzte Maischberger-Sendung des Jahres fasste 2020 inhaltlich gut zusammen: Corona und Trump.

Ich wünsche Ihnen – trotz aller widrigen Umstände in diesem Land – ein besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Liebsten und einen guten Rutsch in das neue Jahr. Alles Gute und bis zum nächsten Mal.

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