Tichys Einblick
Aktivistin für Klima und PR

Greta Thunberg verkauft bei Maischberger ihr Buch

Deutschland klebt wieder an den Lippen von Greta Thunberg. Sogar Friedrich Merz (CDU) und Marco Buschmann (FDP) zitieren sie jetzt in ihrem Sinn. Dabei will die 19-Jährige nur ein Buch verkaufen.

Screenprint: ARD/maischberger

Greta Thunberg war lange abgetaucht. Jetzt ist sie zurück. Gibt Interviews in Serie: dem Stern, der Elle, der ARD-Talkshow Maischberger… Warum? Braucht der Klimaschutz sie wieder als Sprecherin? Lässt sie sich jetzt vor den Karren der Atomlobby spannen, weil sie nun der Verlängerung der Betriebszeiten das Wort redet – wie Maischberger vorab bekannt gegeben hat, um für die Show zu werben? Welche Botschaften hat der schwedische Teenager für seine Anhänger?

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Die Antwort ist profan. So profan. Es geht um Geld: 36 Euro. So viel kostet „Das Klima-Buch“ bei Amazon, das Greta Thunbergs Namen als Herausgeberin trägt. 36 Euro für Menschen, die Botschaften über das Schonen von Ressourcen auf totem Baum lesen wollen. Das Klima-Buch ist aber auch auf Kindle erhältlich. Da gewinnen alle: Kein Papier muss eingekauft, kein Druck bezahlt und kein aufwendiger Vertrieb organisiert werden. Trotzdem spült das Ganze stolze 19,99 Euro pro Leser in die Kassen der Firma Thunberg. Und das Klima. Natürlich. Das Klima profitiert von der digitalen Variante. Denn darum geht es Greta Thunberg und den Menschen hinter ihr ausschließlich. Das Klima. Wer 19,99 Euro bezahlt, kann das digital nachlesen. Für 36 Euro gibt es toten Baum.

Greta Thunberg, das Klima-Buch. Das mag kein origineller Name sein. Aber das ist eine Lektion, die Journalisten schon seit 20 Jahren lernen müssen: Überschriften müssen in der digitalen Welt nicht mehr schön sein. Nicht mehr schlagende Zeilen. Sie müssen die Schlüsselwörter enthalten: „Greta – Thunberg – Klima – Buch“. Das ist Google-Optimierung vom Feinsten. Aber die PR hinter der hauptberuflichen „Klima-Aktivistin“ war ja schon immer Premium. Weltweit führende Experten haben die Beiträge zugesteuert, heißt es in der Werbung. Aber sie habe es als Buch zusammen getragen. Das Meisterwerk der Google-Optimierung, das die richtigen Schlagwörter hat, um sich zu verkaufen: „Greta – Thunberg – Klima – Buch“.

Die Atom-Falle
Greta Thunberg wird zum PR-Albtraum für deutsche Grüne
Thunberg kann diese weltweit führenden Wissenschaftler führen. Dank ihres Asperger-Syndroms. Das helfe ihr, sagte sie im Interview mit dem Magazin Elle, „Bullshit“ zu durchschauen. Das Asperger-Syndrom Thunbergs als eine Gabe, die den Wissenschaftlern nicht zur Verfügung steht. Deswegen brauchen sie Thunberg als Führerin der Klimabewegung. Da entsteht ein Mythos. So wie Mythen schon immer den Weg Thunbergs begleiten. Schon der Beginn ihres „Schulstreiks“ ist eine Legende: Da entscheidet eine 15-Jährige, sich vor das Parlament zu setzen und fürs Klima zu streiken. Da möchte ein Filmteam eine Langzeitdokumentation drehen, hat aber keine Idee welche. Und – badauz – kommt das Filmteam an der Schülerin vorbei und zusammen starten sie einen Film, der zum weltweiten Erfolg wird. Auch dank leichter Unterstützung von PR-Experten: Greta – Thunberg – Klima – Buch.

Ein schlechter Film, wie Thunberg selbst findet. An ihrem Dasein als öffentliche Person zweifelt sie gegenüber Maischberger. Der Plot des Films sei zu einfach, gesteht sie: Kleines Mädchen rettet die Welt. Das sei ein Klischee. Ein schlechter Film. Wenn es denn inszeniert wäre. Aber im Sinne der PR ist ein Klischee nicht schlecht. Einfach verkauft sich besser: Greta – Thunberg – Klima – Buch. Auf ihr Buch spricht Maischberger Thunberg selbstverständlich an. Profis unter sich. Sie wissen, wie das Geschäft läuft. Daher stellt Maischberger ihr Fragen wie „Verzweifeln Sie manchmal an uns Menschen?“ So ehrerbietig hätte sich die Moderatorin vermutlich nicht mal gegenüber dem Papst gezeigt oder dem Dalai Lama. Ja nicht einmal gegenüber Helmut Schmidt.

CDU-Vorsitzender
Bei Maischberger: Friedrich Merz versteckt sich hinter Greta Thunberg
Nun sitzt dieser lebende Mythos Greta vor Maischberger. Eine 19-Jährige, die immer noch wie ein Kind aussieht. Von ihrer Essstörung weiß die ganze Welt. Ihre Mutter Malena Ernman hat die Krankheit ihres Kindes ausführlich in dem Buch „Szenen aus dem Herzen“ geschildert. Das können alle nachlesen. 18 Euro kostet das Buch immer noch und ist unter anderem bei Thalia erhältlich. Ein Schnäppchen im Vergleich zu: Greta – Thunberg – Klima – Buch. Auf ihre Essstörung spricht Maischberger Thunberg nicht an. Ihr Gast ist die Schwedin auch nicht. Maischberger musste stattdessen bei der Klima-Aktivistin antreten. Thunberg ist ein Weltstar, da kann sie einer ARD-Moderatorin die Bedingungen diktieren.

Und Greta verkündet:
„Wir brauchen einen Kulturwandel.“ Amen!
„Die Klimakrise zwingt uns, unser Verhalten zu ändern.“ Amen!
„Wir müssen nur das ganze Bild betrachten.“ Amen!
„Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir uns in einer Notlage befinden.“ Amen!
„Wir brauchen Milliarden von Klima-Aktivisten.“ Amen!
„Wir müssen wirtschaftliche Vorhaben auf Eis legen.“ Amen!
„Ohne Druck von außen wird es nicht zu maßgeblichen Veränderungen kommen.“ Wahrlich, Greta hat gesprochen.

Das sind einfache Botschaften. Überschriften. Keine Lösungen. Aber dafür einfach. Und einfach ist gut. Zumindest in der PR: Greta – Thunberg – Klima – Buch.

Konkret wird Thunberg selten. Denn dann darf ihr plötzlich jeder widersprechen. Etwa wenn es um Energiepolitik geht. Zum einen ist sie aus dem Totschlag-Argument herausgewachsen, ein Kind solle man nicht so hart attackieren. Zum anderen sagt sie nun, bestehende Atomkraftwerke sollen weiterlaufen. Zumindest wenn sonst ein Blackout drohe oder Kohlekraftwerke wieder aktiviert werden müssten, um eben diesen Blackout zu verhindern. Ein Minimal-Kompromiss. Aber für Gläubige der grünen Religion in Deutschland schon ein Schisma. Eine Glaubensspaltung. Die reine deutsche Lehre trifft auf weltweite Minimal-Vernunft – und ist damit überfordert.

Ergebnis Umfrage:
Mehrheit in Deutschland sieht Greta Thunberg negativ
Mit Thunberg sind die deutschen Intellektuellen aller Richtungen überfordert. Die Grünen, weil die Schwedin nicht mehr die reine Lehre vertritt. Die Bürgerlichen, weil sie Thunberg jetzt als Säulen-Heilige kapern wollen. In der Hoffnung, mit Greta als Deckung den Gegenwind grüner Medien zu überstehen. Als ob das Argument nicht reichen würde, angesichts drohender Blackouts keine Kraftwerke abzustellen. Aber das ist nicht Thunbergs Problem. Das wirft eher ein schlechtes Licht auf den Zustand Deutschlands.

Maischberger fragt Thunberg, wie lange die Atomkraftwerke laufen sollen. Sie weicht aus. Sie weiß es schlicht nicht. In dem Moment ist sie einfach eine überforderte Teenagerin. Aber halt auch ein Mythos. Eine öffentliche Person – öffentlich bis hinein in ihre Krankheitsgeschichte. Eine Säulenheilige, an die viele glauben. Auch Verantwortungsträger. Eine, hinter der sich nun sogar Freie Demokraten und Christdemokraten verstecken, wenn sie Laufzeiten verlängern wollen – und sich das nicht trauen – angesichts medialen Drucks, trotz drohenden Blackouts. Aber das Thunberg vorzuwerfen wäre unfair. Sie ist bei Maischberger, um ein Buch zu verkaufen: Greta – Thunberg – Klima – Buch.

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