Tichys Einblick
Zwangsfernsehen

Dunja Hayali: Schlepper-TV

Das Elend der dritten Welt kommt nun endlich dorthin, wo es seinen fiesen neokapitalistischen Ursprung haben soll: in das Europa der satten Weltausbeuter. Richtig wiedergegeben, Frau Hayali?

Screenshot: ZDF/dunja hayali

Der arme Herr Bosbach, er soll nun nach öffentlich-rechtlichem Willen die äußerste Grenze der zivilisierten Welt darstellen. Dahinter nur noch die unzivilisierten Wilden, die Nazis, die Menschenverächter, die Homophoben, die Spielverderber, die Apokalyptiker, die Fremdenhasser, die heimlichen Libyen-KZ-Betreiber, mit einem Wort: Das Weltböse in deutscher Gestalt.

Tatsächlich, seit sich das zwangsfinanzierte öffentlich-rechtliche Staatsfernsehen entschlossen hat, eine irgendwie geartete Opposition nicht mehr abzubilden, in keine Talkshows mehr einzuladen, zu keinem Sommerinterview und auch sonst nirgends, sind es Typen wie Wolfgang Bosbach, die man heranzieht, damit diese ganze Deutschverachtung einer Katrin Göring-Eckardt nicht vollends zu einer Wahlveranstaltung für die AfD entgleitet. Der arme Herr Bosbach soll nun wenige Tage vor seinem Rückzug aus der Politik demonstrieren, dass es da doch noch eine anständige Alternative gibt rechts von solchen Gestalten, wie der Vorsitzenden der Grünen, der Ex-Präses Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Halleluja.

Sie ahnen es schon, es geht mal wieder um Migration, um den Versuch, noch den letzten vor diesem Fake-News-Bildschirm verbliebenen Deutschen zu erklären, was ihre verdammte moralische und rechtliche Pflicht wäre und warum die Schiffe der Nichtregierungsorganisationen vor der libyschen Küste der letzte deutsche Anstands-Außenposten seien, den es mit allen nur erdenklichen Mitteln zu verteidigen gilt.

Was Dunja Hayali hier in ihrer letzten von sieben Sendungen auffährt, dürfte ein Abschiedsgeschenk sein an die AfD, wie diese Partei lange keines mehr bekommen hat. Wer hier nach 22 Uhr noch einigermaßen geistig auf der Höhe war, dem wurde schon im August die Hand vom Zwangsfernsehen zwangsgeführt auf dem Wahlzettel für die Bundestagswahl im kommenden Monat.

Man kann das alles nur in schnellen beliebig ausgewählten Blitzlichtern Revue passieren lassen: Dunja Hayali startet gleich mit einer satten Ladung Michel-Methadon, wenn sie Mantra-artig feststellt, die Flüchtlingszahlen wären doch zurückgegangen, woher also die ganze Aufregung? Katrin Göring-Eckardt beklagte sich allen Ernstes darüber, dass Deutschland seine verabredeten Einwanderungskontingente nicht einhalten würde und dass doch so viele eingerichtete Flüchtlingsunterkünfte leer ständen, wie man ihr mitgeteilt hätte.

Hinter dem Buch gelesen
Einwanderung oder Wanderarbeiter?
Von dezentraler Unterbringung hat die Gute also noch nie gehört, möchte am liebsten die leer geräumten Kasernen und Sporthallen gleich wieder auffüllen mit der nächsten Million Migranten, während man gleichzeitig mit vereinten Kräften daran arbeitet, die angeschlagene Autoindustrie vollends zu vernichten, jene Jobs, die möglicherweise wenigstens noch einen Bruchteil der neuen muslimen Dauerkundenklientel der Jobcenter in Brot und Arbeit hätte bringen können. Dann kommt noch ein junger aufrichtiger Matrose von einem der NGO-Schiffe, der doch nur helfen will und die Welt nicht mehr versteht, die italienischen Behörden nicht und diesen ganzen nun aufflammenden Protest gegen seine Seenotrettung vor Libyen. Muss er ja auch nicht, den Hunderttausende vor den Bildschirmen verstehen schon ganz genau, wenn ihnen auch nur noch eine einzige Denkschleife am Ende des Tages zur Verfügung steht.

„Mohammed erzählt mir seine Geschichte“. Sie kennen diese und andere Dunja-Hayali-Sätze. „Er ist erst 17, aber schon seit drei Jahren auf der Flucht. (…) Sie dämmern auf Pappkartons vor sich hin.“ Ja, es ist furchtbar. Aber wer hätte je gesagt, dass die Welt für jeden ein paradiesischer Ort sei? Der Apfel der Erkenntnis hätte hier suggerieren können, dass man an Ort und Stelle helfen muss, dort, wo die Migranten ihre Heimat haben, anstatt sie mit leeren Versprechen dorthin zu locken, wo ihre Wünsche nie erfüllt werden können, wo nur noch mehr neue Ghettos und Parallelgesellschaften entstehen, bis das viele Geld alle und die letzte noch funktionierende böse Steuerzahler-Industrie restlos abgewickelt ist und nur noch diese erbarmungslose deutsche neue Klimakatastrophen-Sonne scheint.

Der Leichtmatrose mit dem großen Herzen erzählt vom wahnsinnigen Elend der Geretteten, von „Peitschenhieben und Vergewaltigungen“. Aber auch er muss den Zuschauern dann eingestehen, dass das alles kein Seenotelend ist. Es passiert ja nicht in den Schlauchbooten in den wenigen Stunden bis außerhalb der 12-Meilen-Zone. Nein, es ist das Elend des afrikanischen Kontinents. Stringent zu Ende gedacht, müssten wir nun also dieses ganze menschenfeindliche Afrika komplett evakuieren.

Das Elend der dritten Welt kommt nun endlich dorthin, wo es seinen fiesen neokapitalistischen Ursprung haben soll: in das Europa der satten Weltausbeuter. Ein fast fünfzig Jahre alter grüner Traum geht endlich in Erfüllung: Die Parias haben sich auf den Weg gemacht, ihren Henkern und Folterern endlich die Rechnung zu präsentieren. Gut, dass es noch ein paar aufrichtige Deutsche gibt, die das Richtige machen, als wären sie die Zeugen Jehovas und warteten nur aufs jüngste Gericht. Endlich! „Die, die Tore aufstoßen, damit sie nicht niedergerannt werden!“, könnte man in verdrehtem Pathos dieser völlig verdrehten Sendung hinterherrufen. Könnte man. Man kann es aber auch einfach lassen: zuviel Blödsinn, zuviel Fake-News, zuviel Dunja, zuviel Katrin. Zuwenig von allem anderen.