Tichys Einblick
Correctiv-Affäre

Nun zeigt auch das erste Massenmedium Zweifel an der Correctiv-Geschichte

Der NDR sendet nun das, was TE schon länger berichtet: Die Correctiv-Geschichte ist alles andere als unangreifbar. Der Anwalt eines Teilnehmers nimmt die Vorlage gern auf. Und verweist auf die Unsicherheit von Correctiv, die nun eine PR-Agentur angeheuert haben.

IMAGO

Was früher fast ausschließlich bei neuen Medien wie TE stand, erreicht mehr und mehr die Massenmedien. Bereits die ZDF-Sendung „Berlin direkt“ hatte in den letzten Wochen und jüngst den letzten Tagen für Aufsehen gesorgt, weil die Sendung zweimal gezielt ganz entgegen dem üblichen Narrativ sendete – einmal kritisch über Robert Habecks Wirtschaftspolitik, das nächste Mal zu Nancy Faesers „Demokratiefördergesetz“. Nun schlug die NDR-Sendung „Zapp“ in eine ähnliche Bresche: Dort wurde die Frage nach der Glaubwürdigkeit des Correctiv-Artikels gestellt.

Das verwundert: Denn die letzten zwei Monate hatten durchgängig alle großen Medien, inklusive der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, selbst keinen Zweifel an den Details der Correctiv-Berichterstattung geäußert. Ganz im Gegenteil blendet der Zapp-Bericht sogar einen Tagesschau-Beitrag ein, der die „Deportationspläne“ betonte. Zwar mag sich die NDR-Sendung nicht dazu durchringen, den „Geheimplan gegen Deutschland“ zu bewerten. Dass „Zapp“ aber auch ausführlich Kritiker zu Wort kommen lässt und zumindest von einem Journalismus spricht, über den sich diskutieren lasse, sind bemerkenswerte Entwicklungen.

So kommen in dem Beitrag nicht nur Ulrich Vosgerau und dessen Rechtsanwalt Carsten Brennecke zu Wort, sondern auch Felix Zimmermann, der eine Mittelposition einnimmt, aber insgesamt Correctiv-kritisch erscheint. Marcus Bensmann findet als Correctiv-Vertreter Gehör, der an einer Veranstaltung im sächsischen Freiberg teilnimmt; seine Fragen werden zusätzlich von den kritischen Nachfragen der Veranstaltungsteilnehmer eingerahmt. Auch das eine bemerkenswerte Schieflage zu Ungunsten des Correctiv-Beitrags.

Auch Brennecke selbst ist offenbar über den Beitrag überrascht und kommentiert bei X: „Das ‚System Correctiv‘ in der Krise: Jetzt nimmt auch das NDR-Medienmagazin Zapp die manipulative Inszenierung des Correctivberichts zum Potsdam-Treffen kritisch aufs Korn.“ Brennecke bezieht sich dabei auch auf eine Aussage im NDR-Bericht, demnach sich nicht nur Worte wie Remigration und Deportation verselbstständigt hätten. So heißt es: „Kritiker lesen daraus: Zu viel Schlussfolgerungen, zu viel Meinungen im Text.“

Brennecke verweist noch auf einen anderen Punkt: dass die Selbstsicherheit von Correctiv ins Wanken gerät. Die PR-Agentur MSL berät von nun an die „Rechercheplattform“. Die Suche nach externem Rat zeige, dass Correctiv-Chef David Schraven mit der Krise überfordert sei, so Brennecke.

Gegenüber der FAZ hatte Schraven die Anheuerung von MSL folgendermaßen begründet: „Ich habe damit gerechnet, dass die Recherche gerichtlich infrage gestellt wird, das ist normal und richtig. (…) Womit ich nicht gerechnet habe, ist dieser breit angelegte Angriff und all die ,Litigation PR‘, wie man das heute nennt.“ Man habe sich die Frage stellen müssen, wie man damit umgehe. Man habe aus diesem Grund „professionelle Berater“ engagiert.

Correctiv werde neben Wigan Salazar auch von Marco Vollmar betreut, so ein Bericht des PR-Report. Vollmar arbeitete beim SWR, WWF und NABU. In der Agentur arbeitet außerdem der Ehemann von Annalena Baerbock, Daniel Holefleisch. Er ist dort seit dem 1. Mai 2022 „an Bord“.

Auch von anderer Seite bestätigt sich ein Verdacht. Das Bundesinnenministerium hat erneut versucht, eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Leif-Erik Holm (AfD) bezüglich des Informationsstandes der Bundesregierung zum Potsdamer Treffen vor der Correctiv-Veröffentlichung abzuwiegeln. War der Verfassungsschutz involviert? Und ja, was wusste er?

Das BMI unterstreicht, dass die „Interessen der Bundesrepublik Deutschland“ in Gefahr seien, sollte darüber etwas ans Tageslicht geraten, von „geheimhaltungsbedürftigen Informationen“ ist die Rede. Auf diese könne geschlossen werden, sofern sich die Frage des Abgeordneten „auf eine bestimmte Veranstaltung mit einem bestimmbaren Teilnehmerkreis sowie einem bestimmbaren Kreis an Personen“ beziehe, „die vorab Kenntnis von einer bestimmten Veranstaltung gehabt haben“. Und: „Die erbetenen Informationen betreffen gerade auch Akteure aus dem parlamentarischen Raum.“

Neuerlich: Wenn das BfV nicht involviert war, warum dann ein solcher Nebel des Schweigens?

Damit zeigt sich nicht nur, dass dasselbe Milieu, das die Correctiv-Affäre verursacht hat, dieses nun wieder kitten soll. Oder dass die Rolle des Bundesverfassungsschutzes weiterhin klärungsbedürftig bleibt. Sondern auch: Die Diskussion über das, was in Potsdam wirklich geschehen ist, hat zu Ungunsten von Correctiv kein Ende gefunden. Im Gegenteil bröckelt die Deutungshoheit weiter und weiter, die der selbst ernannte „Faktenchecker“ für sich beansprucht.

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