Tichys Einblick
Bei Maybrit Illner

Boris Palmer hält Entlassungen von ungeimpftem Pflegepersonal für möglich

Mal wieder wird im ZDF kontrovers diskutiert: Welche Variante des Impfzwangs ist am effektivsten? Ist die nächste Corona-Welle über alle Maaßen gefährlich oder am gefährlichsten? Es bleibt spannend. Berufsverbote für Ungeimpfte dürfe man jedenfalls nicht mit Strafe verwechseln.

Screenshot ZDF: Maybrit Illner

Oft wird sich darüber aufgeregt, dass dieser Wahlkampf so inhaltsleer wäre. Doch die Sache hat auch etwas Gutes: nämlich dass die ganze Corona-Panikmache wenigstens zum Teil runtergeschraubt wird. Auf keinem Wahlplakat der großen Parteien wird Corona thematisiert. Das kann das ZDF allerdings so gar nicht ertragen: Panik sells.

Karl Lauterbach ist daher natürlich am Donnerstag Abend bei Maybrit Illner im Studio. Aber damit nicht genug – man hat Illner förmlich umzingelt von „Experten“, von denen man ohne Corona nie etwas gehört hätte. Und die wollen natürlich verhindern, dass sie bald wieder in der medialen Versenkung verschwinden.

Im Düsseldorfer Schauspielhaus
Merkels Zufriedenheit
Sie bringen dann auch eher weniger Toleranz für Stimmen auf, die ihnen bei ihren perfekt abgestimmten Narrativen in die Quere kommen. Es sollte in der Sendung – laut Titel „Wahlkampf in Corona-Zeiten – ist die Pandemie etwa vorbei?“ – eigentlich darum gehen, ob die Politiker im Wahlkampf zu wenig nötige Maßnahmen durchsetzen könne und ob die Pandemie vielleicht sogar frühzeitig für beendet erklärt werden könnte – allerdings artete das schnell in eine ganz andere Richtung aus. Wie kann man die ungehorsamen Ungeimpften möglichst schnell dazu bringen, nach unserer Pfeife zu tanzen? Dabei gab es unterschiedliche Lösungsansätze – es muss wohl kaum angemerkt werden, dass Lauterbach mit eigentlich allen einverstanden war.

Aber natürlich ist das alles gerechtfertigt. Denn wie der Intensivmediziner und Pneumologe Klaus Kluge sagt: „Die Patienten werden immer jünger“. Tja, ist das nicht selbstverständlich? Letztes Jahr wurden wir noch alle kollektiv als Großvatermörder bezeichnet. Lauterbach meint, die Inzidenz der Ungeimpften liege in manchen Städten „irgendwo bei 500 oder 600“. Ist ja auch fast das gleiche. Und ich geb dann bei meiner nächsten Steuerklärung an, dass ich irgendwo zwischen Obdachlos und Multimilliardär bin. Also ungefähr.

Kontrovers debattiert: Welche Variante des Impfzwangs ist am tollsten?

In Italien zum Beispiel, gibt es bereits eine Impfpflicht für medizinisches Personal. Boris Palmer kann sich das tatsächlich gut für Deutschland vorstellen. „Dann stellt man sie unbezahlt frei und wenn es dann immer noch nicht greift, ist auch mit Abmahnung und Entlassung im Notfall arbeitsrechtlich alles möglich“, so der Tübinger Oberbürgermeister bei Illner. Er teile die Auffassung von Frau Baerbock.

Dann ging es Illner um eine Maßnahme, die auf nahe Sicht wohl wahrscheinlicher ist, nämlich die 2G-Regelung. Dabei wird eine Sequenz von Söder eingeblendet, wie er sagt, die 2G Regelungen würde ja sowieso kommen, also sollte man doch gleich ehrlich darüber reden. Illners Gast Stefan Kluge kann Söder da nur zustimmen, auch er glaubt, dass es wohl früher oder später darauf hinaus laufen würde.

In der zugeschalteten Sequenz kommt nicht nur Söder sondern auch Hendrik Streeck zu Wort. Er kritisiert, dass 2G ja offensichtlich den Anschein erweckt, dass ein Negativ-Getester gefährlicher ist als ein Geimpfter.

Sendung 09.09.2021
Tichys Ausblick Talk: „Umbruch nach der Wahl oder wird einfach weiter gemerkelt?“
Der Kompagnon von Söder und Gesundheitsminister von Bayern, Klaus Holletschek hat da eine klare Meinung: Denn schließlich gäbe es ja „keinen gesundheitlichen Grund“, der gegen eine Impfung spräche. Keinen Einzigen. Was uns nicht tötet, macht uns härter, nicht wahr? Es sei denn es tötet uns doch, dann muss man aber auch nicht mehr von Gesundheit sprechen. Oder man leidet nach der Impfung an Müdigkeitsanfällen. Dann ist man zwar auch nicht hart, aber wenigstens kann man in den Club gehen.

Die einzige, die in die Runde noch etwas – naja Vernunft ist ein zu starkes Wort – sagen wir, weniger Radikalität reinbringt, ist an der Stelle die Soziologin Jutta Allmendinger. Die erklärt nämlich, dass Anreize immer besser funktionieren als Verbote, wenn man jemanden zu etwas bewegen will. Doch da muss Holletschek erneut einschreiten. Denn: dass man bei gesellschaftlichem Ausschluss, Berufsverbot, Einschränkung sämtlicher Grundrechte, trotz Gesundheit von einer „Strafe“ spricht, triggert ihn total. „Ich finde den Begriff Strafe nicht richtig.“ Er sieht es eher als die Pflicht des Staates, hier einzugreifen und die drohende Gefahr aus dem Verkehr zu ziehen. Strafe klingt da so hart.

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