Tichys Einblick
Kurzatmig und hilflos

Bei Maischberger eine Corona-Selbsthilfegruppe

Leider stellte Frau Maischberger am einzig interessanten Punkt auf Themenwechsel, als Herr Jörges Frau Schwesig zur Rolle der SPD und der Ausschaltung der Parlamente kritisch zu befragen anfing.

Screenprint ARD/Maischberger
Bei Frau Maischberger sind wieder einmal selbsternannte Fachleute gestrandet, so die „Islamwissenschaftlerin” und Lehrerin für islamischen Religionsunterricht mit grünem Parteibuch Lamya Kaddor. Sie wurde unter anderem dadurch bekannt, dass fünf ihrer ehemaligen Schüler in den Dschihad nach Syrien aufgebrochen sind. Schade, dass Frau Maischberger nicht zu Unterhaltungszwecken Henryk Broder dazu eingeladen hatte.
„40% der Bevölkerung feiert kein Weihnachten“

Kaddor kritisierte die politische Kommunikation rund um den Corona-Gipfel. Für sie war es eine „Kraftprobe“, so viele Stunden auf Ergebnisse zu warten, die absehbar waren. Außerdem sei die Corona-Zielperspektive „Weihnachten“ fragwürdig in Anbetracht dessen, dass dieses Fest 40 Prozent der Einwohner Deutschlands nicht feiern würden. Ja, liebe Christkinder, Sie lesen richtig. Weihnachten hervorheben für mögliche Lockerungen in einem christlich geprägten Land geht gar nicht. Eine spannende Zahl im Übrigen, für die eine Datenbasis interessant wäre, Frau Kaddor.

„Die Corona-Politik ist kurzatmig und hilflos“

Der Journalist Hans-Ulrich Jörges beginnt satirisch und bezeichnete die Corona-Politik der Regierung als „kurzatmig“. Er bemängelte hierbei das Fehlen einer langfristigen Strategie. Sichtlich aufgebracht fragte er die per Videoschalte zugestellte Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns Manuela Schwesig (SPD): „Warum nehmen Sie freiwillig an diesem Lockdown teil, obwohl er gar nicht notwendig ist?“ Schwesig erwiderte, sie wolle die 7-Tage-Inzidenz von weniger als 50 in Mecklenburg- Vorpommern nicht gefährden. Jörges blieb jedoch beharrlich und sprach Schwesig auf die mangelhafte Einbeziehung der Parlamente an. Es sei doch kein Zustand, dass wir jetzt ein Dreivierteljahr von sechzehn Länderchefs und -chefinnen sowie einer Bundeskanzlerin freihändig regiert werden und das ohne Parlamente. Das stimme nicht, entgegnete Schwesig. Es hätte einen Coronagipfel, eine Sondersitzung im Landtag sowie Zusammenkünfte mit dem Mecklenburg-Vorpommern-Gipfel gegeben. Leider würgte Maischberger diese Diskussion mit einem Themenwechsel ab, ebenso wie den Versuch von Jörges, Schwesig zu fragen, wofür eigentlich die SPD noch stehe.

„Inbegriff des neugrünen Spießertums“

„Was hat Sie diese Woche besonders geärgert?“, erkundigte sich Maischberger. Der „Spiegel“-Kolumnist Markus Feldenkirchen nannte den „grassierenden Geschichtsrevisionismus“, wohingegen dem Journalisten Jörges das Wohnzimmer vom Parteitag der Grünen einfiel. Das nachgestellte Zimmer erinnere ihn an eine Wohnung im Prenzlauer Berg. Für ihn seien die Grünen außerdem der „Inbegriff des neugrünen Spießertums“ und am biederen Sofa vom Parteitag der Grünen würde man erkennen, dass die Grünen mit der CDU koalieren wollen.

Der Darmstädter Lungenarzt Cihan Çelik hatte in der Klinik immer wieder mit schweren Corona-Verläufen zu tun und erkrankte schließlich selbst. Bei Maischberger berichtete er, wie er mit der Diagnose umging und erläuterte, dass wir in Deutschland momentan ein „besorgniserregendes Plateau erreicht“ hätten. Das Niveau der Infektionsfälle steige zwar nicht, sei aber sehr hoch.

Störung bei der Ausstrahlung – Hat der Praktikant den falschen Stecker gezogen?

„Glauben Sie, wir kriegen das in Deutschland noch in den Griff, diese Pandemie?“, fragte Maischberger den Epidemiologen Dirk Brockmann. Dieser antwortete, dass der weitere Verlauf der Pandemie in unserer Hand liege. Auf die Nachfrage, ob die Senkung der erlaubten Kontakte von zehn auf fünf tatsächlich so viel ausmache, rechnete Brockmann vor, inwiefern dies das Infektionsrisiko senken würde. Doch mitten in seiner Erklärung kam es zu einer mehrere Minuten andauernden Störung. Endlich einer, der faktenbasiert erzählt und dann kommt eine Störung. Hat der Praktikant etwa den falschen Stecker gezogen? Ich wittere eine Verschwörungstheorie. Als endlich wieder ein Bild erschien, wurde bereits über ein anderes Thema diskutiert. Auffallend hierbei, dass es weder zu Erklärungsversuchen noch zu Entschuldigungen kam. Auch verpasste Aussagen wurden nicht wiederholt.

„Das ist der Nährboden für Extremismus!“

Wie naiv von mir zu denken, der Musiker Smudo von den „Fantastischen Vier“ sei zu Gast bei Maischberger, um über die vom Shutdown stark getroffene Kulturbranche zu sprechen. Smudo stellte vielmehr in eine Art Dauerwerbesendung seine Corona-App „luca“ vor, mit der man mithilfe von QR-Codes z.B in Restaurants „einchecken“ kann. Bei einer Infektion kann das Gesundheitsamt eine Warnung an alle Geräte senden, die den QR-Code gescannt haben Nach dem Deutschrap retten Fanta4 jetzt wohl auch die Gesundheitsämter. Rapper Smudo blickte außerdem mit Sorge auf die wachsende Zahl der „Corona-Leugner“ und nannte Corona-Leugnerei „Fascho-PR“.

Auch heute durfte das Trump-Thema nicht fehlen. Maischberger zeigte einen kurzen Videoclip, in dem John McCain, Kandidat der Republikaner im Jahr 2008, Barack Obama zu seinem Wahlsieg gratulierte. So eine Geste würden wir nie von Donald Trump sehen, erklärte der Journalist Feldenkirchen, denn Trump fehle „die innere Größe.“

Behalten Sie bitte in diesen Zeiten Ihre innere Größe bei und machen Sie es gut. Bis zum nächsten Mal.

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