Tichys Einblick
Wer zahlt für den Diesel-Skandal?

Bei Illner: Für Merkel-Grün in Diesel-Blabla

Ganz wenig Diesel hier, versprochen! Stattdessen begrüßen wir Doktor Braun aus dem Kanzleramt und den forschen Cem Özdemir von den Grünen. Illners Unterstützung vor der Hessen-Wahl.

Screenprint: ZDF/maybrit illner

So also sieht also Illners Traumkoalition aus in Bund und Land (in Hessen gibt’s die ja schon – bis Sonntag), forsch fordernde Grüne und drömmelige Merkelianer, die denen überall hin folgen, bis die Lichter ausgegangen sind. Schönen Dank!

Jedenfalls verpackte Illner ihre Wahlwerbesendung für Merkel-Grün in Diesel-Blabla, was wir mit Hinweis auf diverse ähnlich lautende Diesel-Sendungen, die wir ausufernd besprochen haben, so weit wie möglich überspringen werden.

Die Diesel-Lage beschreibt am Besten der Gesprächsausschnitt zwischen dem VW-Chef Diess und dem VW-Kunden Schmitz.

Schmitz: ‘Ich fahre einen Tiguan und im Prospekt steht, der NOX-Ausstoß liege bei 130 mg. Dabei liegt der um ein Vielfaches darüber. Selbst mit meiner neuen Software deutlich über den 130 mg. ‘
Diess: Nickt verständnisvoll und schaut aufmerksam wie ein Autoverkäufer.
Schmitz: ‘Ich will doch bloß, dass ich mit meinem Auto überall fahren kann. Sauberes Geld für ein sauberes Auto. Machen Sie mir einen Vorschlag.‘
Diess: ‘Da könnte ich Ihnen einen guten Gebrauchten anbieten. Inklusive Finanzierungsangebot.‘
Schmitz: ‘Geben Sie mir Ihre Telefonnummer‘.
(Ja, die Nummer hätten Viele gerne gehabt, sie wurde aber nicht eingeblendet.)

Herbert Diess war in den letzten Tagen aufgefallen, weil er mal etwas deutlicher geworden war, was den Standort Deutschland und die Automobilindustrie angeht. Nämlich, dass die Regulierungswut den doch arg gefährde. Bei Illner aber hatte der Automann wieder in den Vertriebsmodus geschaltet. Er fand die Diskussion zwar etwas zu emotional, schließlich sei die Stickstoffbelastung seit den 90ern um 70% reduziert worden, aber im Grunde nickte er jedem bejahend zu, ganz gleich, was der sagte.

Bundestrend: neue Zahlen
Hessen vor Desaster der CDU?
Die deutschen Autobauer sind aus einem bösen Traum erwacht. Jahrzehntelang funktionierte das Zusammenspiel zwischen Politik und Industrie ausgezeichnet, zu beiderseitigem Vorteil. Es wurden gut bezahlte Arbeitsplätze und Aufsichtsratsposten geschaffen, die Politik setzte Grenzwerte, die einzuhalten waren, wenn nötig mit Tricks. Den Warnschuss aus Kalifornien haben die Vorstandsetagen trotz Milliardenstrafen nicht verstanden. Hier hatten linke Regierungen, linke Richter, plus Aktivisten, plus Hollywoodhysteriker und Begleitpresse angefangen, ihr Utopia von der emissionsfreien Welt bei gleichzeitig laufendem SUV-Motor umzusetzen. Eine Autoindustrie hat Kalifornien nicht, Diesel stellen fast nur die Deutschen her, die Japaner verkaufen den Hybrid (mit deutlich schlechterer Umweltbilanz, aber was wissen schon die Richter?). Dafür hat Hollywood den Schaumschläger Elon Musk und seine Tesla-Versprechungen, und ein paar Tesla-Autos fahren ja schon.

Dass derselbe Zirkus über Brüssel schließlich auch Deutschland erreichen könnte, damit rechneten die deutschen Autobauer nicht. Sie fühlten sich zu sicher, dachten die Grünen wollen nur spielen. Hatte nicht der SPD-Finanzminister Steinbrück einst die Banken das Cum-Cum, bzw. Cum-Ex-Gesetz schreiben lassen? Nun gingen über die Deutsche Umwelthilfe (der Name ist nicht Programm) und die Grünen Fanatiker und Sektierer ans Werk, Gerichte und Presse spielten begeistert mit bei der Brave New World – und der Dieselfahrer hat jetzt den Salat, obwohl er ein amtlich genehmigtes Auto fährt.

Der Kollege Holger Douglas hat sehr anschaulich beschrieben, welcher Irrsinn da zu besichtigen ist. Auf einer normalerweise viel befahrenen Straße schnellten die Messwerte in die Höhe. An einem Sonntag, als keine Autos fuhren. Deswegen lassen wir das hier jetzt auch mit den Messwerten und messen stattdessen die Personen.

Was getan werden müsste
Diesel, Stickstoffoxide & Co.
Merkel hatte den Narkosearzt und Kanzleramtsminister Doktor Braun geschickt, der hochsympathisch, gleichwohl Angriffslust und Kampfeswillen eines Anästhetikums verbreitete. Nach den USA wären alle „perplex gewesen“ so der Doktor. Aber wie seine Chefin redete Braun dann an den Dingen vorbei „Jeder soll ein Mobilitätsversprechen bekommen“, „Wir haben 1 Milliarde in die Hand genommen“, wollen „ganz viele andere Dinge“ tun. Grundsätzlich „muss jeder VW möglichst so sein, wie es versprochen wurde. Deshalb haben wir extra eine Sammelklage-Möglichkeit eingeführt“. Und „ein neues Gesetz auf den Weg gebracht“, so darf jeder „bis 270mg in die Stadt rein“. Nachrüstungen „soll zu 100% der Hersteller zahlen“.

Soll. „Wir haben uns doch schon weitgehend gefügt“, klagte Diess, „obwohl das Unsinn ist!“ Die Belastung nehme ab, durch bessere Ampelschaltungen würde „Stop and Go“ vermieden – Halt! Die rote Welle haben doch rotgrüne Städte eingeführt, um den Autofahrern das Leben zu versauen! – und wenn ab 2020 jeder einen neuen E-VW kaufen würde, gäbe es überhaupt keine Probleme mehr (Spatenstich war gerade bei VW in China!).

Cem wusste vor lauter Vorlagen gar nicht mehr, wo das Tor war. Eine Blaue Plakette will er, und dass wir „grundsätzlich neu nachdenken über den Städtebau.“ Die hören nie auf, die Sozialarbeiter, Romanschriftsteller, Religionsstudenten und Tümpelforscher, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht. Dazu Cems falscher Patriotismus „Ich will, dass deutsche Autos weiterhin die besten sind.“ Ohne Emissionen und Nebenwirkungen, mit Batterien aus dem 3-D-Drucker wahrscheinlich.

Weil Cem nicht so der Technische ist, saß Unterstützung von der Süddeutschen (die mit dem Prantl-Blick) am Tisch. Cerstin Gammelin fährt kein Auto, hat mal Maschinenbau studiert, und erzählte, dass sie vor Jahren in Brüssel darauf angesprochen worden sei, dass die deutschen Autobauer bei Tests betrügen würden. Von wem sagte sie leider nicht, so müssen wir uns das denken.

Damit die Dramatik der Verschmutzung auch jedem klar wird – schließlich leben wir nicht in China und kriegen das eigentlich gar nicht mit – wurde noch Frau Claudia Traidl-Hoffmann (Du kannst die Klischees nicht erfinden!) befragt, die so faktenfrei wie überzeugt von 6.000 Dieseltoten schwätzte, wusste von 40% Allergikern zu berichten (dann hätte es in der ersten DDR 100% davon geben müssen!), selbst Diabetes komme vom Dieselfahren. Dann gab sie uns noch den medizinischen Warnhinweis mit: Das ganze Leben ist gefährlich!

Das Publikum bejubelte wie befohlen den Cem und auch die Cerstin, deshalb erhält jeder ein Probeabo von der SZ. „Worüber reden wir hier eigentlich“, fragte Cerstin Gammelin irgendwann mal empathisch. Ja, das haben wir auch nicht verstanden.


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