Tichys Einblick
Hass, Drohungen, Gewalt

Bei Anne Will: Der Anfang vom Ende der AKK

AKK zeigte bei Anne Will, dass sie nicht einmal den öffentlich-rechtlichen Fallenstellern gewachsen ist.

Screenshot ARD

Mein Gott, sie hatte doch alles! Ministerpräsidentin vom Saarland. Mehr geht nicht, wenn du aus dem Saarland kommst. Leben in Saus und Braus, hier ’ne Kirmeseröffnung, da ein leckeres Boeuf Tartare mit den französischen Freunden. Mit dem Dienst-Mercedes gelegentlich ins große Berlin zum Bundesrat, dann vielleicht noch einen Museumsbesuch dranhängen. Ansonsten schön zuhause (und was für ein feines Zuhause du bekommst!), Zeit für die Kinder und Elter 1, beziehungsweise Elter 2.

Weg. Alles hingeschmissen, weil sie weggelockt wurde von Angela Merkel, und wegen der Hybris, in Merkels Schuhe – wir kennen die Größe nicht –, zu passen, die sich nun für Annegret Kramp-Karrenbauer doch als zu groß erwiesen haben. Merkels Schuhe zu groß?, werden nun einige Merkel-Kritiker empört aufstöhnen, und AKK hatte sich das auch leichter vorgestellt. Aber Merkel verstand sich jahrelang darauf, ihre Sätze dermaßen zu verschwurbeln, dass fast jeder Zuhörer seinen Teil missverstehen konnte, und meistens kam sie damit durch.

AKK zeigte bei Anne Will, dass sie nicht einmal den öffentlich-rechtlichen Fallenstellern gewachsen ist. Die CDU-Vorsitzende war sich nicht zu schade, für den Lübcke-Mord sechs Millionen AfD-Wähler in Geiselhaft zu nehmen. „Jeder, der AfD wählt, muss wissen, wofür die AfD steht“, nach AKKs Lesart ist er mitverantwortlich für den Mord, dessen Umstände noch nicht geklärt sind. Will ließ AKK den Brei dann gnadenlos auslöffeln: Sie meinen, die sind mitschuldig? Da rudert die Frau, von der Biografen behaupten, sie habe Jura studiert, dahin, wo sie das Ufer vermutet: „Mitschuldig“ sei ein juristischer Begriff, der hier nicht zutreffend sei. Wir sind nun kein Absolvent einer juristischen Fakultät, sondern – wie Horst Seehofer – eher als Erfahrungsjurist unterwegs. Als solcher würden wir eine Klage wegen unlauterer und böswilliger Schädigung eines Mitbewerbers erwägen. Dass Hans-Georg Maaßen quasi live per twitter die Behauptung von AKK dementierte, er plädiere für eine Annäherung der CDU an die AfD zeigt zweierlei: Die Vorsitzende der CDU hat Schwierigkeiten mit der Faktenlage und der innerparteilichen Auseinandersetzung sowieso – also Pleite auf offener Bühne gegen den früheren Verfassungsschutzpräsidenten, den sie nun aus der Partei ausschließen will. Die CDU ist eben doch größer als das Saarland.

Von den anderen drei Vertreterinnen der Anklage war nichts anderes zu erwarten in dieser Abendveranstaltung, die an einen DDR-Schauprozess erinnerte, nur in Farbe. Katrin Göring-Eckhardt, die als grüne Ranküne bis zur EU-Wahl vorsorglich versteckt wurde, durfte nun im TV wieder einmal zeigen, dass ein Kirchentagsbesuch mitnichten zu Mäßigung, Nachdenken und Einsichten führt.

Zunächst solle die CDU ihre Aufarbeitung von 2015 gefälligst einstellen. Über den Mord in Kassel verschwörungstheoretisiert sie, „da müssen Netzwerke sein“, und der Verfassungsschutz müsse erneuert werden, weil der davon nichts mitgekriegt habe – als würde ein Ufologe die NASA auflösen wollen, weil die keine Ufo-Sichtungen bestätigt.

So nebenbei wird der ehemalige Verfassungsschutz-Präsident Maaßen einer Komplizenschaft verdächtigt. Und sie jammert über „den täglichen Rassismus, den Juden und Muslime erfahren müssen“, ohne hier einen inneren Zusammenhang auch nur ansatzweise erkennen zu können.

Weil das Thema „Hass, Drohungen, Gewalt – wie kann sich unsere Demokratie wehren?“ von der Ranküne-Runde auf Unmutspostings über die Flüchtlingspolitik und unverschämte Äußerungen ihrer Protagonisten erweitert wurde, wollen wir an ein Zitat erinnern, das hier sehr gut passt:

„Bei den drei hohen Herren (damals von Terroristen ermordete Repräsentanten des Staates, Anm. Autor) mag mir keine rechte Trauer aufkommen, das sage ich ganz offen für mich.“ Sprach der Grüne J. Fischer, später Außenminister nach den linken Terrormorden.

Als würdige Vertreterin des süddeutschen Wutwichtls Heribert Prantls hatte man die Gerichtsreporterin Annette Ramelsberger in die Will-Show entsandt, und auch die sah bereits „ein metastasierendes Gewaltgebilde“ im Wachsen begriffen. Zugleich sagte sie „noch einige Taten in nächster Zeit“ voraus, „wegen des Beifalls im Netz“. Die chirurgischen Maßnahmen griffen nicht, weil die „Behörden linken und rechten Terror gleichsetzen“, das sei falsch. Da hat sie sogar Recht, wenngleich aus völlig anderem Grund als intendiert. So wurde mit Zahlen herumjongliert, die wir aufmerksamen Journos und der Amadeu-Antonio-Stiftung (von Ex-IM-Kahane) verdanken, die, wenn sie auch nur annähernd stimmen würden, längst zu einem Dauer-Ausnahmezustand geführt hätten, wenn man sich die politische Hysterie nach dem Lübcke-Mord anschaut. Auch für die Süddeutsche sind die Behörden von rechtsradikalen Polizisten unterwandert, wie Annette am Beispiel Hessen nachweisen wollte, wo es 38 Ermittlungsverfahren gegen rechte Polizisten gebe …

An dieser Stelle durfte Markus Hartmann, Oberstaatsanwalt und Leiter der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime im Homeland NRW auch mal etwas sagen. Die 38 Ermittlungen seien doch gerade der Beweis, dass die Behörden … Als er gefragt wurde, ob er die Lieblingsthese der Moderatorin, dass Hasspostings im Internet direktemang zu Anschlägen, Mordtaten oder Messerangriffen führten, bestätigen könne, antwortete Hartmann, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit seinem Landesvater aufwies: „Aus den Daten lässt sich ein empirischer Zusammenhang nicht feststellen.” Weil er sich damit für die Anklage all derer, die mit der schwarzrotgrünen Flüchtlingspolitik unzufrieden sind, als unbrauchbar erwies, wurde ihm schnell unter die Nase gerieben, dass er zwar 200 Strafverfahren eingeleitet, davon aber nur drei abgeschlossen habe.

Der ganze Irrsinn der letzten Tage wurde nachgekaut, der Tauber-Stuss, die Koalitionsannäherung einiger CDUler an die AfD in Mitteldeutschland, und Ranküne Göring-Eckardt verortete sogar Erika Steinbach zu den Brandstiftern*, die als Replik auf den Satz des ermordeten Lübcke „Und wer diese (christlichen) Werte nicht vertritt (dass jeder ins Land darf, der will. Der Autor), der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er will“ den in keiner Weise zu beanstandenden Satz gesagt hatte: „Ich rate den Kritikern merkelscher Asylpolitik, die CDU zu verlassen und nicht ihre Heimat.“

Natürlich ham wir dat Henriette nit üvversin, dat Oberbörjermeisterin Reker aus Kölle am Rhing. Aber was sie da machte, das wissen wir auch nicht. Dimmen wir langsam das Licht schwächer mit Annegret Kramp-Karrenbauer. Wir befürchten, dass AKK nicht einmal am Ende dämmerte, dass nur bedingungsloser Gehorsam von den Zeitgeistern akzeptiert wird. Die Ehe für alle habe sie nicht unterstützt – und Witze über Gender-Aborte – pfui Teufel! AKK redete sich dann um Kopf und Kragen und schloss mit den Worten: „Dafür steht die Vorsitzende der CDU“. Wohl nicht mehr lange.

* Die Obskuranten von „Indymedia“ veröffentlichen einen Antifa-Besinnungsaufsatz unter dem Motto „Ende-Geländewagen“. Darin rühmen sich Pyromanen, in einer Kölner Auto-Niederlassung gerade „vier backfrische Porsche Cayenne“ abgefackelt zu haben (bei achgut).


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