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Auswertung der Quoten

Zuschauer strafen ARD für grünen Aktionstag ab

Die ARD bespaßt ihre Zuschauer am Montag mit einem grünen Aktionstag. Nur die sagten: nein danke. Diesem PR-Angebot wird sogar die x-te Wiederholung einer Uralt-Serie in einem Spartenkanal gefährlich.

Screenprint: ARD / Mediathek
Olaf Scholz ragt aus dem Bild heraus. Unter ihm sind Robert Habeck, Christian Lindner und Annalena Baerbock zu sehen. Alle gucken streng. Sie sind im Profil zu sehen. Nur nicht der Finanzminister. Der dreht dem Zuschauer den Rücken zu. Schon das Plakat zu „Ernstfall – Regieren am Limit“ ist spektakulär.

Assoziationen werden wach. An die Serie Southpark, in der Eric eine Christ-Rock-Band gründet. Die schaut fürs Cover genauso tiefgründig nicht in die Kamera. Denn Rocker sind schwermütig und geheimnisvoll, die gucken nicht in die Kamera. Aber das unscharfe Schwarzweiß, die angerissenen Gebäude – und davor Panzer. An irgendeinen anderen Film erinnert das Plakat von „Ernstfall“ auch noch?

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„Ernstfall“ begleitet Scholz, Lindner, Habeck und Baerbock bei ihrer Arbeit nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine. 50 Prozent Grüne, dazu zwei Koalitionspartner. Für ARD-Verhältnisse gilt das als Ausgewogenheit. Und auch sonst ist der Thementag auf die Lieblingspartei des Ersten zugeschnitten: mit „Hart aber fair“, das die wirtschaftliche Krise als Zwischenschritt der „Transformation“ framt und der Dokumentation „Die Revolution der Erneuerbaren“. Unter Revolution machen Grüne es nicht mehr. Das sieht man schon an dem ernsten Blick auf dem „Ernstfall“-Plakat – der nicht in die Kamera geht.

Alles ist bereitet für einen grünen Themenabend in der ARD. Fehlt nur noch eins: die Zuschauer. Die bleiben aber weg. Ernstfall hat zur besten Sendezeit nur 1,91 Millionen Zuschauer. Zum Vergleich: Wer wird Millionär? holt 2,41 Millionen Zuschauer, der ZDF-Film „Unter anderen Umständen“ 5,42 Millionen Zuschauer. Inspector Barnaby reicht fast an die ARD-Dokumentation ran, mit 1,67 Millionen Zuschauern. Die Serie läuft in Dauerschleife auf dem Spartensender ZDF Neo – und ist 25 Jahre alt.

Selbst „Hart aber fair“ lässt mit 2,07 Millionen Zuschauern „Ernstfall“ noch schlecht aussehen. Dabei holt der Lebensgefährte von Luisa Neubauer mit seinem grün-nahen Talk oft weniger Zuschauer als die Sendung vor ihm. Dieses Mal ist es umgekehrt. Für die Erneuerbaren-Doku galt um Elf dann: Stell dir vor, es ist Revolution und der Fernseher läuft nur noch bei Leuten, die zwischendrin eingeschlafen sind.

Das Standardprogramm rettet die Gesamtbilanz der ARD noch halbwegs: Das Ritual „Tagesschau“ erreicht 4,42 Millionen Zuschauer, das Quiz „Gefragt – Gejagt“ 2,19 Millionen Zuschauer. 280.000 mehr um 18 Uhr als „Ernstfall“ zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Diesen beiden Sendungen zum Dank belegt die ARD bei allen Zuschauern am Montag Platz zwei mit 9,8 Prozent Marktanteil. Im Schnitt ist das Erste in diesem Bereich zweistellig. Bei den Zuschauern unter 50 Jahren reicht es mit 7,6 Prozent Marktanteil für Platz drei – hinter Vox und der Investorenshow „Die Höhle der Löwen“.

Deren Erfolg zeigt doch, dass es der Wirtschaft in Deutschland gar nicht so schlecht geht. Der Lebensgefährte von Luisa Neubauer sagt das auch. Und doch erinnert dieses Plakat aus dem „Ernstfall“-Alltag von Habeck, Baerbock und ihren Statisten an etwas? Etwas Unheilvolles mit dieser diffusen schwarz-weißen Optik samt Panzer … Richtig. An „Der Untergang“. Jener Jahrhundertleistung des göttlichen Bruno Ganz: „Bringen Sie mir Fegelein! Fegelein! Fegelein! Fegelein!“ Für die deutsche Wirtschaft, für die Statistik der ARD und für die Wahlergebnisse der Grünen gilt: Vielleicht greift ja Wenk noch ein.

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