Tichys Einblick
Öffentlich–Rechtliche

AfD-Abgeordnete besuchen Gedenkstätte Yad Vashem – das ZDF reagiert mit Framing

Im medialen Echo der Israel-Reise zweier AfD-Politiker zeigt sich ein grundsätzliches Muster: Egal, was Mitglieder der Partei tun – eine negative Einfärbung vor allem bei den Öffentlich–Rechtlichen ist ihnen sicher.

Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem

IMAGO / Xinhua

In der vergangenen Woche besuchten die beiden AfD-Bundestagsabgeordneten Matthias Moosdorf und Marc Jongen Israel, und dort auch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Mehrere Medien in Deutschland berichteten darüber – in der üblichen Einseitigkeit. Am weitesten ging dabei das ZDF: Der Sender zitierte die beiden Politiker mit keiner Silbe, dafür aber sehr ausführlich den Direktor der Einrichtung Dani Dajan, der auf Twitter über den Besuch der Parlamentarier schrieb: 

„Yad Vashem steht allen offen, vor allem jenen, die intensive Holocaust-Erziehung brauchen. Die AfD und ihre Mitglieder haben noch einen weiten Weg zum Verständnis des Holocaust und der Auseinandersetzung mit der deutschen Verantwortung für diese Vergangenheit vor sich.“

Etwas später schob Dajan ebenfalls auf Twitter nach, die Gedenkstätte stehe „auch Antisemiten offen“. Diesen Satz wählte das ZDF als Zwischenüberschrift des Nachrichtentextes auf seiner Online-Seite, und suggerierte damit, bei den beiden Abgeordneten handle es sich um Antisemiten. 

Screenshot / zdf.de

Die Methode der Berichterstattung folgt einem Muster, das sich vor allem in den öffentlich-rechtlichen Medien gegenüber der AfD zeigt: Alles, was ihre Mitglieder tun oder lassen, führt zu einer negativen Einfärbung. Hätten Moosdorf und Jongen bei einem Israel-Besuch nicht die Gedenkstätte besichtigt, wäre ihnen vermutlich genau daraus ein Vorwurf gemacht worden. 

„Ich hätte mir gewünscht, dass man sich anschaut, wen man hier des Antisemitismus bezichtigt“, sagt Moosdorf dazu. „Es war mein vierter Besuch der Gedenkstätte, und ohne Zweifel der eindrücklichste. Die Differenziertheit der gestrigen Führung durch einen von der Deutschen Botschaft in Tel Aviv organisierten Historiker hat einmal mehr die Notwendigkeit unterstrichen, die richtigen Dinge beim Namen zu nennen, jeglichen Versuch von Ausgrenzung und Verfolgung zu unterbinden.“ Der Politiker kritisierte auch den Gedenkstätten-Direktor Dajan für seine pauschale Aussage. „Ich selbst habe mich seit mehr als 30 Jahren und in über 60 Ländern für Frieden und Verständigung eingesetzt“, meint Moosdorf, der als Cellist des Leipziger Streichorchesters in zahlreichen Ländern gastierte. „Das“, so der Abgeordnete, „hätte Herr Dajan leicht herausfinden können.“

Am Freitag nutzte Moosdorf seine Redezeit beim Bundestags-Festakt zum 75. Jahrestag der israelischen Staatsgründung, um den kleingeredeten und teils sogar staatlich finanzierten israelbezogenen Antisemitismus in Deutschland beim Namen zu nennen. „Das Verstricken von Kapitalismuskritik, Antisemitismus und -zionismus ist das Kontinuum linker Weltanschauung“, meinte der Abgeordnete. „Berlin schaut nicht nur weg, wenn am Brandenburger Tor jedes Jahr Israel-Fahnen verbrannt werden. Es schaut zu, wie Muslime ihren Al-Kuds-Marsch zusammen mit linken und grünen Aktivisten organisieren. Der kuratierte Judenhass auf der Kasseler Documenta ist kein Versehen.“ 

Marc Jongen meinte: „Worin besteht hier eigentlich der Skandal? Bei näherem Hinsehen darin, dass wir es gewagt haben, der Erwartungshaltung und den bösartigen Klischees unserer politischen Gegner zu widersprechen.“ Über den Besuch in der Gedenkstätte sagte er: „Im Übrigen war ich tief beeindruckt und bewegt von der Ausstellung in Yad Vashem. Die Führung erfolgte in perfektem Deutsch durch einen jungen israelischen Forscher. Ein lebendiger Beweis, wie nach den monströsen Verbrechen, die im deutschen Namen begangen worden sind, heute wieder menschliche und kulturelle Bande zwischen Juden und Deutschen geknüpft werden.“ 

Einen bemerkenswerten Unterschied gab es zwischen der deutschen und israelischen Berichterstattung: Die linke israelische Zeitung Haaretz zitierte die Stellungnahme des Gedenkstättenleiters – aber auch Jongens Schilderung, wie er den Besuch in Yad Vashem empfunden hatte. Beim ZDF, in der ZEIT und anderen deutschen Medien kamen diese Sätze nicht vor.

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