Tichys Einblick
Achtung, Glosse

SPD: Satirische Partei Deutschlands

Die SPD hat Sehnsucht nach Vergänglichkeit: Die desaströsen Reaktionen auf ihr Eigenlob über das „Selbstbestimmungsgesetz“ beantwortet sie nicht etwa mit Demut, sondern mit einer verstörenden Trotzkampagne. Selbst dem Ex-Chef bleibt da nur noch ein Stoßgebet.

IMAGO, Screenprint: X - Collage: TE
Ja, ähm, also… Jetzt ist es soweit. Sie erwarten das nicht von mir, ich weiß. Und ich tue es auch wirklich nur in allerhöchstem Maße ungern. Auch möchte ich vorsorglich um Vergebung bitten. Aber es geht einfach nicht anders:

Ich stimme Sigmar Gabriel zu.

„Um Himmels Willen“: Das ist sein verzweifeltes Stoßgebet. Denn die Partei, deren Vorsitzender er mal war, setzt ihren politischen Selbstmord fort.

Tatwaffe ist erneut das neue, fälschlicherweise „Selbstbestimmungsgesetz“ (SBGG) betitelte Transsexuellenförderprogramm der Ampel-Koalition. Das hat die Bundesregierung ja gerade auf den Weg gebracht.

Zur Erinnerung (falls jemand genauso vergesslich sein sollte wie unser Kanzler): Chef dieser Bundesregierung ist derzeit Gabriels Parteifeind Olaf Scholz. Es ist also nicht unredlich, die SPD als Hauptschuldige am SBGG zu sehen.

Und die rote Bundestagsfraktion hat sich den Schuh auch angezogen. Das war der erste Teil des Polit-Selbstmords: Bei Twitter hat sie das SBGG am Mittwoch jubilierend und stolz beworben. Die Reaktionen waren… nun ja, wie soll man das sagen… ach, es hilft ja nichts: desaströs. Verheerend. Katastrophal.

Viele hundert extrem kritische Antworten hat die Social-Media-Abteilung der SPD-Parlamentarier noch gelöscht. Dann wurden es einfach zu viele, nach 1.200 Posts wurde die Kommentarfunktion kalt abgeschaltet.

Doch was ein richtiger Sozialdemokrat ist, der hört nun nicht etwa damit auf, sich das eigene Grab zu schaufeln – nein, er schaufelt ein tieferes Loch.

Diesmal rückt das Social-Media-Team des Parteivorstands aus. Die armen Mitarbeiter der Bundestagsfraktion sind von der Welle der Ablehnung am Mittwoch vermutlich noch zu traumatisiert. Wer ständig nur in der eigenen woken Blase unterwegs ist, der verkraftet den Kontakt mit echten Bürgern halt nicht so gut.

Jedenfalls, zweiter Teil des Selbstmords: Diesmal schickt die SPD drei Transsexuelle vor, die das SBGG in einem Videoclip verteidigen. Wie das aussieht, kann man wirklich schlecht beschreiben. Man muss es selbst gesehen haben:

Auch der völlig unvoreingenommene Beobachter kann womöglich mit einiger Berechtigung leise Zweifel anmelden, ob das jetzt der geeignete Weg ist, um den von der SPD wohl erwünschten Umschwung der öffentlichen Meinung in der Angelegenheit herbeizuführen.

Ebenfalls scheint – sagen wir mal: nicht abschließend gesichert, dass die Partei mit ihrer Politik in dieser Sache insgesamt auf Zustimmung in der Bevölkerung hoffen oder gar ihre Anhängerschaft vergrößern kann.

Ähnliche Überlegungen scheint auch der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel angestellt zu haben. Und das Ergebnis seiner Selbstkonsultation ließ er halt in einen Satz fließen:

„Um Himmels Willen.“

Die SPD deformiert sich selbst täglich mehr zu einem Satireprojekt. Und je mehr Menschen dieser eingeschlagene Weg vertreibt, umso schneller scheint die Partei ihn gehen zu wollen.

Oder anders: Er hat so recht, der Siggi.

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