Tichys Einblick
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Merkel aus dem Hofbräuhaus gesehen

In den Zeitungen stand Merkels Antwort auf die wieder gestellte Frage, ob sie statt dieses Mannes aus Niederbayern Präsident der Kommission der EU werden will: „Ich sage immer noch Nein.” Engel Aloisius klärt unseren Autor auf.

© Odd Andersen/AFP/Getty Images

Auf den Engel Aloisius als Ahnherrn kann ich mich nicht berufen (wem das nichts sagt, bitte bei Ludwig Thoma nachlesen oder hier schauen). Ich gehöre nur zu seiner weitschichtigen Verwandtschaft. Aber als ich jetzt im Hofbräuhaus war, hat er mich tatsächlich an seinen Stammtisch gebeten. Und was sag‘ ich Ihnen, er hat mir verraten, was es bedeutet, was die (Merkel) aus der Gegend da unten im Norden, so weit weg vom Königreich Bayern hier oben, fast schon in Oberbayern, dort, ebenfalls ziemlich unten, in Brüssel eben in Wahrheit gesagt hat.

In den Zeitungen stand ja ihre (Merkel) Antwort auf die wieder gestellte Frage, ob sie statt dieses Mannes aus Niederbayern – der Name fällt mir nicht ein – Präsident der Kommission der EU werden will. Darauf die aus dem Norden da unten (Merkel): „Ich sage immer noch Nein.”

Pass auf, sagt Aloisius, der Engel, der lieber im Hofbräuhaus sitzt, als der Bayerischen Staatsregierung himmlische Ratschläge zu überbringen, das Worterl „noch” ist die Antwort, nicht das „Nein”. Aber das wär‘ ja hinterfotzig, entgegne ich meinem weitschichtigen Verwandten.

Du musst erstens alle Nachrichten lesen, mahnt mich Aloisius, der Engel, der Franzos‘ Emmanuel, dieser Macron hat doch erst die Tage von sich gegeben: „Wenn sie (Merkel) es machen wollte, würde ich sie unterstützen.” Du musst zweitens immer im Kopf haben, sich so ausdrücken, dass der Untertan etwas anderes versteht, als die Obrigkeit meint, darin besteht die Kunst des verträglichen Regierens. Wenn diese Person aus dem Norden da unten (Merkel) von hier oben aus Bayern wär‘, hätte sie antworten können, „nein, nie”, und einfach hinter ihrem Rücken die Finger kreuzen ?. Aber solche kuturellen Feinheiten beherrschen die da unten im Norden nicht wie wir hier oben, also müssen solch kulturell Grobe bei einem hinterfotzigen „noch” Zuflucht nehmen.

Doch, so der Aloisius weiter, wenn die aus dem Norden da unten (Merkel) sich dann aus allen Himmelsrichtungen der EU händeringend bitten lassen kann, das drohende Unheil in Brüssel abzuwenden, weil die dort noch Amtierenden auf Teufel komm raus niemanden finden, der den Juncker ablöst, dann fragt keine Sau mehr nach ihrem (Merkel) hinterfotzigen „noch”, sondern singen alle Hallelujah und Hosianna und lobpreisen sie alle für ihr (Merkel) Opfer auf dem Altar des mit der EU verwechselten Europa.

Am meisten froh wär‘ natürlich der Franzos‘, blinzelt mir mein weitschichtiger Verwandter verschwörerisch zu: Folgt die von da unten im Norden (Merkel) dem Juncker, wird ein Franzos‘ Präsident der EZB, das ist dem Macron eh viel wichtiger – und die von da unten im Norden (Merkel) macht sowieso, was der Franzos‘ will, wissen sie alle in Paris – in Berlin merken sie wie immer alle nix.

Und schau, sagt der Engel, nachdem er seine Maß ausgetrunken und über seinen Schnurrbart gewischt hat, die aus dem Norden da unten (Merkel) passt schon am besten nach dem Juncker, weil dann müssen sich alle nicht umgewöhnen, wo der doch in seinem persönlichen großherzoglichen Wappen stehen hat: „Wenn es ernst wird, muss man lügen.”

Des Engel Aloisius Kellnerin Kathi stellte die nächste Maß auf den Tisch. Prosit.

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