Tichys Einblick
Vorsicht, Glosse

Die zehn Christdemokraten, die Friedrich Merz als nächste abräumen muss

Hans-Georg Maaßen soll gehen. Am besten die ganze Werteunion. Friedrich Merz will in der CDU aufräumen. Die Partei soll woker und grüner werden. TE macht einige Vorschläge. Denn, wie wir alle wissen, ist nach Maaßen für Rot-Grün noch lange nicht Schluss.

IMAGO/Political Moments
Es erinnert an eine Revolution: Friedrich Merz will Hans-Georg Maaßen wegen dessen „Sprache“ aus der CDU werfen. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien möchte gleich die gesamte Werteunion hinterherschicken. Die Christdemokraten hacken sich selbst den rechten Flügel ab, um in die Auslage der Grünen zu passen. Das geht dann wie im Lied von den Zehn kleinen Schokoküssen. Einer fällt immer als nächster raus. Hier unsere Vorschläge, als Erster ist dran auf Platz…

10) Udo Witschas. Der Landrat von Bautzen hat die Asylpolitik der Ampel kritisiert. Eigentlich ist die Beweisfindung damit abgeschlossen. Doch da dies ein Satire-Beitrag mit einem formalen Gerüst ist, brauchen wir noch ein paar Zeilen. Witschas hat gefordert, Schulsporthallen müssten für Schulsport da sein, statt als Beweis für die These, wir hätten Platz. Wie abwegig kann man sein? Witschas wolle den sozialen Frieden nicht gefährden. Das war CDU-Generalsekretär Mario Czaja zu deutlich. Eine solche Sprache nutze die CDU nicht, maßregelte der Parlaments-Poet in spe den Mann aus der Praxis.

9) Kristina Schröder. „Die völlig überzogenen Maßnahmen von Masken für Sechsjährige über gestrichene Klassenfahrten bis zu eisigem Dauerlüften…“ So spricht Kristina Schröder über die Corona-Politik unserer Kanzlerin. Das ist Merkelstätsbeleidigung. So redet ein Hofnarr, aber keine Familienministerin a.D. von Ihrer Lichtgestalt Gnaden. Ohnehin ist Schröder ideologisch ein Wackelkandidat. Ihr Buch hat sie „FreiSinnig“ genannt. Geht’s noch? „Frei“ – der Kampfbegriff von Schwurblern, Covidioten und anderen Staatsfeinden. Mit Freiheit hat die CDU heute nichts mehr zu tun.

8) Mario Czaja. Der Generalsekretär wurde wegen Fahnenflucht verurteilt, weil er seiner Einberufung zur Bundeswehr nicht nachkam. So einer möge bitte ins Jahr 1983 zurückreisen, sich einen Parka überstreifen, vor US-Kasernen demonstrieren und sich dort mit Grünen die Birne wegkiffen. Aber heute ist doch so einer für Merz‘ Wunschpartner nicht mehr anschlussfähig. Heute wollen Grüne den Leoparden freilassen und mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann um Kriegsrhetorik und Bindestriche wetteifern. Wenn Czaja freiwillig geht, darf er immerhin Parlamentspoet werden.

7) Der Dingsda. Er hat sich schon im September 2015 verdächtig gemacht. Als er nicht bereit war, zum Bahnhof zu fahren und Teddybären zu werfen. Da ist er noch gewarnt worden. Der Dingsda. Aber er hat immer weitergemacht: Hat ermahnt, nur Leute ins Land zu holen, von denen wir wissen, wer sie sind. Hat gefordert, Straftäter ohne Asylanspruch wieder abzuschieben. Oder er wollte nachprüfen, ob ein 14 Jahre alter Vollbartträger wirklich erst 14 Jahre alt ist. Wir wissen nicht mehr, wer das bei der CDU war. Aber irgendeiner wird es schon gewesen sein. Der Dingsda halt, Sie wissen schon.

6) Ruprecht Polenz. Ja. Das ist unfair. Ruprecht Polenz hat alles richtig gemacht. Er hat die CDU schon grün gewaschen, als die sich noch gar nicht grün waschen lassen wollte. Der Kurzzeit-Generalsekretär hat so oft gezeigt, dass er sich dem Kern der CDU entfremdet hat, dass er eine derart wurzellose Partei eigentlich anführen müsste. Eigentlich. In einer Welt, die fair ist. Doch eine Revolution frisst halt irgendwann ihre Kinder. Und wenn du erst einmal auf einer Liste wie dieser stehst – Entschuldigung dafür –, dann stehst du unter Verdacht. Von da an ist der Weg zum Ausschluss kurz.

5) Kai Wegner. Der Berliner Spitzenkandidat hat einen bösen Fehler begangen. Er hat Mario Czaja nicht zu einem sicheren Listenplatz für die Bundestagswahl verholfen. Daraufhin machte Czaja, was Czaja halt so macht: Er wandte sich an den roten Tagesspiegel und wandte die grüne Taktik an, dem Gegner einen gefährlichen Rechtsruck zu unterstellen. Wenn Wegner nun auch noch Rot-Rot-Grün quält, indem die CDU in Berlin stärkste Partei wird, ist er endgültig raus. Es sei denn, er unterstützt Czaja in dessen Bewerbung als Parlamentspoeten.

4) Christoph Ploß. Was denkt der Ploß sich bloß? Okay. Zugegeben. Der war jetzt arg flach und aus dem Flachland kommt nichts Gutes. So wie die Hamburger CDU. Die will jetzt das Gendern verbieten. „Ein scheinliberales Milieu möchte die Gendersprache gegen den Willen einer großen Mehrheit der Deutschen durchsetzen. Häufig werden Andersdenkende unter massiven Druck gesetzt, ebenfalls zu gendern“, begründet das der Landesvorsitzende Christoph Ploß in der Bild. An dem Statement ist alles nicht mehr merzdemokratisch: Scheinliberale attackieren, mit der Bild reden, sich an der Mehrheit orientieren – und am schlimmsten von allem: zugeben, dass es so etwas wie Andersdenkende überhaupt gibt.

3) Armin Laschet. Nein. Dass er die Wahl verloren hat, ist kein Problem. Damit hat Armin Laschet den Weg freigemacht für die Ampel und die grüne Läuterung der CDU. Das könnte ihm noch als Verdienst gegengerechnet werden. Aber jetzt sagt er zur Außenministerin Baerbock Dinge wie: „Die Einschätzung, dass wir im Krieg mit Russland sind, teile ich nicht“, oder Kriegsrhetorik sei unangemessen. So redet ein anständiger Christdemokrat nicht über eine Grüne. Da ist höchstens ein, die Entschlüsse hätten schneller kommen und konsequenter ausfallen müssen, erlaubt. Aber auch das nur mit einem „mit Verlaub“ vorneweg versehen. Sonst sieht das am Ende noch nach Kritik an den Grünen aus und das will die CDU nicht.

2) Julia Klöckner. Die ehemalige Landwirtschaftsministerin hat einen bösen Fehler begangen, den ihr auch TE nur schwer verzeihen kann: Sie hat einen Beitrag von TE auf Twitter geteilt: Es ging zwar um ihr Bundesland Rheinland-Pfalz. Der Text behandelte mit der Ahrflut ein Thema, das sie selbst bearbeitet hatte. Und obendrein kannte sie den Autor persönlich. Doch der Spiegel-Aktivist Jonas Schaible erinnerte sie daran, wie böse es ist, Artikel von Medien zu teilen, die der Spiegel nicht freigegeben hat. Aber es kam noch schlimmer. Klöckner knickte nicht ein. Zumindest nicht sofort. Also sprang das übliche Twitter-Empörungs-Geschwader Schaible zur Seite und erhöhte den Druck. Seitdem hat Klöckner diesen Fehler nicht wiederholt. Aber jemand, der dem Spiegel widerspricht, statt sich zu entschuldigen, passt einfach nicht mehr in die CDU von Friedrich Merz.

1) Friedrich Merz. Irgendwann trifft es sogar Danton. Und ganz am Schluss Robespierre. So ist das mit Revolutionen. Fängt einer an, die anderen auszuschließen, dann ist am Ende auch er dran. Wenn Friedrich Merz alle rausgeschmissen hat mit Ausnahme derer, die Muttis Mitläufer waren, die mit den Grünen in eine Koalition wollen und die ihre Seele nicht an den Teufel verkaufen können, weil sie die schon gegen einen schlechtsitzenden C&A-Anzug eingetauscht haben – wenn alle anderen raus sind, glaubt Merz dann wirklich, dass diese Verbleibenden ihn als ihren Anführer wollen? Weil er ihnen bei der Frauenquote geholfen hat vielleicht? Merz kann sich so oft für den „Sozialtourismus“ entschuldigen, wie er will. Für die „kleinen Paschas“. Für seine Zeit bei BlackRock. Seinen Flug nach Sylt. Alles unnütz. Da doch das Gesinnungsblatt FR schon sein „Sündenregister“ öffentlich führt. Merz mag sich dafür so oft er will in den Dreck werfen. Irgendwann nutzen seine Gegner das nur, um über ihn hinwegzugehen – ohne eine Spur von Dankbarkeit dafür, dass er ihnen den Weg frei gemacht hat.

Anzeige