Tichys Einblick
Was sollen wir nur tun?

Apokalyptische Nachrichten: Buhrow droht mit Programmkürzungen

Nicht auszudenken, was uns blühte, wenn ARD-Chef Tom Buhrow seine Drohung wahrmachte. Erst kündigt der Spiegel an, die Bento einzustellen. Jetzt wollen die Öffentlich-Rechtlichen das Programm kürzen, was kommt als nächstes - „Merkel droht Rücktritt an“?

picture alliance/dpa | Oliver Berg

Es ist ein Schock – ein Schock, mit dem Deutschland nicht gerechnet hätte. Nachdem die Erhöhung des Rundfunkbeitrags an Sachsen-Anhalt gescheitert ist, droht der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Buhrow mit Programmkürzungen. Auf der Straße irren verwirrte Menschen umher und fragen sich, ob das die 86 Cent wirklich wert waren. Was ist, wenn die Fernsehmacher das Programm abends abschalten? Was machen wir denn dann, wenn wir nur noch 20 andere Sender, Amazon Prime, Netflix und YouTube zur Verfügung haben? Was ist, wenn der Tatort gekürzt wird – was sollen die ganzen Zeitungen machen, die darüber jede Woche je drei Rezensionen schreiben. Oder – Gott bewahre – die Nachrichten werden gekürzt? In unserer Zeit ist es doch beinahe unmöglich, sich anderweitig zu informieren, geschweige denn so qualitativ hochwertig.

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Wir stehen vor einer Krise, einer Katastrophe, ach was rede ich – der Apokalypse unserer Zeit! Und doch, er hat es wirklich gesagt: „Eines ist klar: Wir haben mit vielen Reformen, Kürzungen und Sparmaßnahmen im Großen und Ganzen ausgeschöpft, was man hinter den Kulissen tun kann.“ Weiter sagt Buhrow der Nachrichtenagentur dpa: „Wir sind jetzt an einem Punkt: Wenn die von der zuständigen Kommission KEF errechnete Beitragsanpassung nicht kommt, wird man es im Programm deutlich sehen und hören.“

Was nun? Erst kündigt der Spiegel an, die Bento einzustellen. Jetzt wollen die Öffentlich-Rechtlichen das Programm kürzen, was kommt als nächstes – „Merkel droht Rücktritt an“?

Aber Buhrow ist nicht der einzige Rundfunkmann, der so abscheuliche Dinge androht. Der ZDF-Intendant Thomas Bellut ließ ähnliches verlauten: „Das ZDF könnte seine Wirkung als größter Auftraggeber auf diesem Markt nicht mehr wie bisher entfalten“, da das Scheitern der Beitragsanpassung „die ohnehin von der Pandemie gebeutelte Branche massiv und nachhaltig“ treffe. Und jetzt ist der Punkt erreicht, wo ich es wirklich endgültig mit der Angst zu tun bekomme – denn Illner wird vom ZDF produziert. Und nicht nur sie. Was würden wir tun, wenn Markus Lanz sich nicht mehr bei den Politikern für uns einschleimen würde? Und dann auch noch Logo!, die Kindernachrichten des ZDF.

Dabei verbinde ich so zahlreiche Erinnerungen von Kindesbeinen an mit dem ZDF. Als ich endlich alt genug war, länger als für das Sandmännchen nötig aufzubleiben, da durfte ich endlich Logo! gucken. Nach langem Quengeln wurde es mir endlich erlaubt und ich hatte keine Ahnung worum es ging. Denn Logo! fördert ja schließlich die Kinder, darum werden dort auch anspruchsvolle Themen wie der Israelkonflikt und der Schattenkrieg zwischen Russland und der Ukraine erklärt. Ich wusste weder so wirklich, wo die Länder sind, noch was diese Konflikte in der Realtität genau bedeuten. Aber als Kind hat man noch diese ausgeprägte Vorstellung von Gut und Böse, schwarz und weiß.

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Ich hatte mit meinen sieben Jahren vielleicht kein Fachwissen, aber mir wurde vermittelt: ich muss mich für eine Seite entscheiden. Und das ZDF hat ziemlich deutlich gemacht, für welche Seite ich mich entscheiden soll: so wurden die Figuren, die die Palästinenser darstellen sollten, immer mit traurigen, besorgten Gesichtern dargestellt. Die Israelis, die ja böserweise im palästinensischen Gebiet siedeln, hatten immer böse Gesichter mit zugezogenen Augenbrauen. Aber die kleine Elisa um acht Uhr Abends vor dem Fernseher hatte ihre eigene Methode, sich für eine Seite zu entscheiden. Und so hatte ich schon lange vor diesen Prpagandaerklärungen entschieden, dass Israel viel schöner klingt als Palästina, und so prallten die Bilder einfach an mir ab. Ich war schon enttäuscht von meinen Israelis, aber man wechselt nicht mitten im Spiel das Team. Also wer weiß, wenn ich damals nicht so naiv und oberflächlich gewesen wäre, vielleicht würde ich dann heute mit einem Salafistentuch rumlaufen.

Ich habe noch so viel mehr zu verdan-, nein, eigentlich war es das schon … Nachdem ich aus dem Logo!-Alter raus war, gab es keinen Grund mehr, ÖRR-Fernsehen zu schauen.

Meine Eltern haben ab und zu mal die Abendnachrichten geschaut, aber auch nur höchst selten. Ansonsten war mein Papa vor seiner Zeit. Wir haben nämlich zig Lautsprecher und Bässe im Wohnzimmer verteilt und dafür eignen sich nur gekaufte Filme und Serien. Und nachdem die GEZ für alle eingeführt wurde, hat mein Papa eh alle Kabel getrennt, mit denen wir Fernseh-Signale empfangen könnten. Die Zukunft der Unterhaltung und Informierung findet im Internet statt – auch für die, die den ÖRR tatsächlich noch schauen. Auf den Tatort und die Abendnachrichten kann man nach etwas umgewöhnen auch verzichten, den Ersatz dafür findet man auch woanders. Die Jüngeren schalten aufs Internet um, die Älteren auf den nächsten Sender. Also seien wir ehrlich: die einzigen, denen so eine leere Drohung Angst macht, sind die Politiker, die befürchten ihren Wahlkampf in Zukunft wieder selbst organisieren und finanzieren zu müssen.

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