Tichys Einblick
Zerstörung des kollektiven Gedächtnisses

Wie mit Wikipedia Begriffe manipuliert und Politik gemacht wird

Die SPD-Vorsitzende hat mit ihrer Sympathieerklärung für die Antifa auch eine Nähe zu Schlägern und Gewalttätern offenbart. Das geht wohl sogar vielen Genossen zu weit. Jetzt soll ihr Ruf repariert werden - per Manipulationen bei Wikipedia. Das Lexikon-Projekt wird zunehmend zur Gefahr für das gesellschaftliche Bewusstsein.

imago / imago
US-Präsident Donald Trump will angesichts der offensichtlich gesteuerten Verwüstungen und Plünderungen in den USA die „Antifa“ als terroristiche Organisation verbieten. Vieles deutet darauf hin, dass der Mord an dem wegen Kleinkriminalität verhafteten George Floyd durch einen Polizisten nur der Anlass für die Ausschreitungen bildet.

Bemerkenswert, dass die SPD-Vorsitzende Saskia Esken sofort ihre Sympathie bekundet und der Parteivorstand der SPD brav nachgezogen hat. Er ersetzte allerdings Eskens Alter „58“ mit dem angeblichen Gesamtzeitraum der SPD; auch etwas großkotzig, denn die Gründung der SPD von vor 157 Jahren fiel deutlich zu früh aus für diesen Anspruch.

Damit kämpft die SPD seit ihrer Gründung 1867 gegen eine politische Richtung, die es tatsächlich und begrifflich erst sei 1919 gibt. Offensichtlich führt die SPD in ihrer jeweiligen Gegenwart einen Krieg gegen eine Geisterarmee der fernen Zukunft. Oder ist die früher so traditionsbewusste Partei einfach intellektuell überfordert?

Nun ist Antifa kein Club netter Jugendlicher, sondern ein Kampfbegriff, der von Stalin erfunden und in der DDR zur Staatsideologie erhoben wurde – damit sollte die „Volksfront“ unter Führung der Kommunisten begründet und  jeden Kritiker des mörderischen Sozialismus als „Faschisten“ denunziert werden. Es ist also ein historisch besetzter Begriff, und wer ihn verwendet, sollte über die Implikationen wenigstens halbwegs Ahnung haben. Hat sich Saskia Esken nur verplappert? Schon das wäre für eine Vorsitzende der SPD bereits schlimm genug, denn immerhin wanderten nach der Zwangsvereinigung von SPD und SED in der DDR Tausende von SPD-Genossen in Straflager und Gefängnisse, die dabei nicht mitmachen wollten. Esken hätte sich damit auf die Seite der Täter gestellt. Aber schlimmer noch.

Es ist auch ein Begriff, der den von Esken immer wieder verteidigten Sozialismus camouflieren sollte: Das Wort „National-Sozialismus“ diskreditierte mit der zweiten Worthälfte auch Eskens sozialistische Vorliebe für die totale staatliche Lenkung und Planung, wie sie in NS-Deutschland durchgesetzt worden war. Der Historiker Peter Hoeres dazu:

„In der DDR war der Antifaschismus Staats- und Geschichtsdoktrin; mit dem Begriff wollte man auch das leidige Wort „Nationalsozialismus“ umgehen. Es war ja kein Zufall gewesen, dass viele Nationalsozialisten von ganz links kamen. Joseph Goebbels wie die Strasser-Brüder gehörten einer dezidiert sozialistischen Richtung der NSDAP an. Goebbels „unterwarf“ sich dann dem „Führer“. Auch Hitler war offenbar eine Zeit lang Anhänger des Linkssozialisten Kurt Eisner gewesen, und es war nicht nur Taktik, dass er auf das Rot der Revolution auf der Parteifahne bestand.“

Die gesamte SPD also auf der neuen, alten Stalin-Linie und als treue Nachfolger der DDR-Staatsdoktrin? Und die gesamte SPD als Hintergrundorganisation für Schläger, Gewalttäter und Plünderer, die auch beim G20-Gipfel in Hamburg ganze Straßenzüge in Schutt und Asche gelegt haben? Das ging dann doch einigen zu weit.

Die jüngste Gewalttat liegt gerade zwei Wochen zurück: In Stuttgart prügelten linke Aktivisten, die der Antifa zugerechnet werden, einen Betriebsrat in´s Koma, aus dem er bis heute nicht erwacht ist; lebenslange gesundheitliche Folgeschäden sind zu erwarten. Ist es diese Sorte von politischer Gewalt, die die SPD und Saskia Esken in Person fordern?

Wenn schon Esken unbelehrbar ist, so muss doch wenigstens Wikipedia belehrt werden, als gigantisches Online-Lexikon so etwas wie das kollektive Gedächtnis der Welt. Und so machten sich die Manipulateure ans Werk: Wenn schon nicht Esken, so muss doch wenigstens der Begriff umgedeutet werden – Orwells „New Speak“ lässt grüßen. Wer Begriffe verändert, verändert das Denken. So wurde aus Antifa als „Oberbegriff“ für linke und linksradikale Gruppen scheinbar harmlos ein „Kurzwort für Antifaschismus“. So leicht scheint es, Geschichte zu manipulieren. Allerdings haben einige Beobachter dies bemerkt und notiert, dass der Manipulateur ein SPD-Funktionär und offensichtlich Medienberater ist.

Der Versuch ist aufgeflogen – allerdings folgenlos. Saskia Esken wurde von der Unterstützerin einer gewaltbereiten Gruppe mit kriminellem Vorgehen zur Kämpferin gegen das Böse. Wikipedia macht es möglich. Zur Fairness gehört: Konstantin von Notz, innenpolitischer Sprecher der Grünen, hat sich der Manipulation sofort dankbar zustimmend bedient.

So funktioniert das: Eine legt vor, einer manipuliert die begrifflichen Grundlagen, der Dritte führt das als Beweis ein. Selten wurde dieser Mechanismus anschaulicher präsentiert als in diesem Fall.

Vorher

Nun sind Manipulationen auf Wikipedia keine Seltenheit, im Gegenteil. Sie haben System. Ein Kreis von Aktivisten beherrscht das deutsche Netz-Lexikon; da Wikipedia offiziell keinen Sitz in Deutschland hat, sind Klagen weitestgehend zwecklos, Beschwerden meistens sinn-, aber nicht immer erfolglos (siehe das Urteil LG Berlin vom 28.08.2018, Az. 27 O 12/17). Wikipedia operiert in einem faktisch rechtsfreien Raum, der das Gedächtnis unserer Gesellschaft manipuliert. Die Organisation unterhält zwar hinter einer Stahltüre Büros am Berliner Landwehrkanal als Untermieter eines prominenten Sozialdemokraten und seiner Familien-Unternehmensgruppe, aber entzieht sich faktisch jeder Kontrolle. Ihre Manipulationsmethoden sind bekannt und bestens dokumentiert. Trotzdem sind die angeblich lexikalischen Einträge für Betroffene wie Rufmord, gegen die es kaum Verteidigung gibt. Alles dient einem imaginären „Kampf gegen Rechts“, der jedes Mittel der Lüge, Manipulation und Unterdrückung von Wahrheit rechtfertigt, finanziert von ahnungslosen Spendern. Zu Details empfehlen wir das „Schwarzbuch Wikipedia“.


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