Tichys Einblick
„König Adolf Hitler“

Was Bremens Bildungssenatorin aus dem Arbeitsblatt-Desaster „lernen“ will

Nach einem skandalösen Arbeitsblatt für den Geschichtsunterricht verspricht Bremens Bildungsverwaltung „mehr Teamarbeit“ in den Lehrerkollegien. Ob das hilft?

imago Images/Michael Weber

„1933 bekam Deutschland wieder einen König. Er wurde auch Führer genannt.“ Solche und andere Ausführungen zur einer Art alternativer Geschichte standen auf dem Arbeitsblatt, das eine Lehrkraft an einer Bremer Grundschule kürzlich verteilt hatte. In dem Papier mit der Überschrift „Ich kann Daten aus der deutschen Geschichte aufsagen“ findet sich auch die Behauptung, der Zweite Weltkrieg habe 1938 begonnen. Die Wiedervereinigung verlegte die Lehrblatt-Autorin auf 1998.
Nach dem Ersten Weltkrieg sei das Deutsche Reich in „Republik Deutschland“ umbenannt worden, erst dann sei Deutschland demokratisiert worden: „Nun bekamen die Bürger im Land ein Wahlrecht.“

TE fragte bei der Bremer Schulsenatorin Claudia Bodegan (SPD) nach den Konsequenzen aus dem Desaster – denn das vor Fehlern strotzende Arbeitsblatt war an der Schule selbst zunächst nicht aufgefallen. Eltern hatten das Blatt gelesen, das Kinder aus dem Unterricht mitgebracht hatten, und alarmierten dann die Schulleitung.

„1933 bekam Deutschland wieder einen König"
Wenn die Bildungslücken in der Lehrerschaft ankommen
Bodegans Sprecherin Annette Kemp antwortete TE: „Das unmögliche und unfassbare Blatt ist in besagter Schule erstellt worden. Daraus folgt in ‚Konsequenz’ eine grundsätzliche Bearbeitung der Thematik im Gesamtkollegium, um die schon bereits bestehenden und etablierten Strukturen zur Sicherung der Fachlichkeit/Qualität/etc., wie Arbeit in Fachkonferenzen und Teamarbeit noch mehr zu nutzen und zu verbessern, damit so etwas soweit es geht ausgeschlossen werden kann. Es ist wichtig aus diesem dicken Fehler, der so nicht passieren darf, zu lernen.“

Auf TE-Anfrage bestätigte Kemp, dass das Arbeitsblatt von einer Lehrkraft erstellt wurde – also einer Person mit Abitur und Hochschulausbildung. Kemp deutet an, dass es sich um eine Referendarin handelt. Auf die Frage, ob die Arbeitsblatt-Verfasserin eine Pädagogin mit abgeschlossener Ausbildung sei, sagte Kemp:
„Fertig durchlaufen würde ich nicht sagen.“

Eine Entfernung der Lehrkraft aus dem Schuldienst ist nach Auskunft der Bildungsverwaltung bisher nicht vorgesehen.

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