Tichys Einblick
Problemblind

Unsicherheit in Städten: „Männer“ und „Unterführungen“ sind schuld

Eine Untersuchung von „Plan International“ kommt zu dem Schluss, dass viele Frauen sich in der Öffentlichkeit nicht sicher fühlen. Nur über die Ursachen will die Chefin der Organisation nicht konkret reden.

imago images / CHROMORANGE
Die Kinderhilfsorganisation Plan International befragte kürzlich gut 1.000 Mädchen und Frauen in Deutschland nach ihrem Sicherheitsgefühl in der Öffentlichkeit. Auf interaktiven Städtekarten setzten sie Markierungen an den Orten, die sie als sicher oder unsicher erlebt hatten. Von den insgesamt 1.267 gesetzten Ortsmarkierungen stuften die Teilnehmerinnen 80 Prozent als negativ ein: vor allem Parks, Unterführungen und die Umgebung von Bahnhöfen.

Maike Röttger, Geschäftsführerin von Plan International Deutschland, kommentierte die Untersuchung so: „Unsere Umfrage zeigt, dass Mädchen und Frauen sich in ihrer Stadt nicht wirklich sicher und frei bewegen können. Im Schnitt hat jede der Teilnehmerinnen einen unsicheren Ort in ihrem Umfeld markiert. Jede vierte Frau hat sexuelle Belästigung erlebt und jede fünfte wurde schon mal verfolgt, beschimpft und bedroht. Ein Ergebnis, das uns sehr zu denken gibt.“

Über die Plan International-Untersuchung berichteten etlichen Medien – bemerkenswerterweise meist, ohne dabei auch nur die Frage zu streifen, von wem genau das Unsicherheitsgefühl im öffentlichen Raum ausgeht.

In einem Interview in der ZEIT beschreibt Röttger das Problem ganz allgemein mit ‚Männer’: „Damit sind meistens Männer gemeint, die in Gruppen herumstehen, Alkohol oder Drogen konsumieren oder sich generell auffällig verhalten. Die zum Beispiel sichtbar unter Drogeneinfluss stehen, laut Sprüche klopfen, Frauen anstarren und ihnen hinterherrufen.“

Laut Röttger ist auch die Stadtplanung daran schuld:
„Bahnhöfe werden aufgrund ihrer Atmosphäre oft als bedrohlich empfunden. Dort treffen sehr unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen aufeinander. Der Hamburger Hauptbahnhof ist besonders eng und unübersichtlich…Im Stadtpark wiederum sind es schlecht oder gar nicht beleuchtete Wege und an der Alster hohe Büsche und Hecken, die das Gefühl vermitteln, im Notfall keine Hilfe zu bekommen.“

Als Lösung schlägt sie in der ZEIT vor, dass mehr „Mädchen und Frauen“ Stadtplanung betreiben sollen:
„Ich würde eher sagen, in der Vergangenheit fehlte die weibliche Perspektive. Was kaum überrascht, unsere Städte wurden schließlich von Männern geplant und gebaut. Umso wichtiger ist es nun, Mädchen und Frauen systematisch bei der Planung von großen Bauprojekten und bei der Quartiersgestaltung einzubeziehen.“
Das Problem sind also Unterführungen, zu wenig Licht, zu hohe Hecken – und natürlich Männer. Schon deshalb, weil überwiegend Männer bisher Städte geplant haben.

Statt hohe Hecken und dunkle Tunnel als Problem zu identifizieren, würde es sich lohnen, nach der Art der Männer im öffentlichen Raum zu fragen, die viele Frauen offenbar als bedrohlich empfinden. Der überdimensionale Anteil von nichtdeutschen Tatverdächtigen schlägt sich seit Jahren in der Kriminalstatistik nieder. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) von 2019 für das Vorjahr hatten 65,5 Prozent aller Tatverdächtigen die deutsche Staatsbürgerschaft, 34,5 Prozent waren Nichtdeutsche, 8,6 Prozent Zuwanderer. Zuwanderer machen allerdings nur 1,1 bis zwei Prozent der Wohnbevölkerung aus. Besonders signifikant ist das Übergewicht von jungen Asylbewerbern bei Sexualstraftaten. Schon 2018 stellte die bayerische Polizei einen Anstieg bei schweren Sexualdelikten von Zuwanderern um 91 Prozent fest.

Aber auch bei Gewaltstraftaten insgesamt spielen junge Zuwanderer eine überproportionale Rolle: Eine Untersuchung des Kriminologen Christan Pfeiffer kam 2018 zu dem Ergebnis, dass jede achte Gewalttat von einem Zuwanderer begangen wurde. Ein ähnliches Bild ergab sich nach den nächtlichen Krawallen in Stuttgart im Juni 2020: Unter 50 Tatverdächtigen waren nur acht Deutsche ohne Migrationshintergrund.

Die Zahlen allerdings werden von den meisten Medien umgehend relativiert: Die Kriminalität in Deutschland gehe insgesamt zurück, das Land sei sicher wie noch nie, Täter mit Migrationshintergrund seien meist sozial benachteiligt.

Screenprint: tagesschau.de

Oder das Problem schrumpft – wie bei der Plan International-Umfrage – von vor herein auf nicht näher genannte „Männer“ und „Unterführungen“ zusammen.

Eine Ausnahme stellt die neue Frauenbeauftragte von Neukölln Güner Balci dar. Sie gehört zu den wenigen, die sich nicht der Schleiersprache bedient. In dem Magazin „Emma“ sagte Balci:
„Ich kenne Fälle von arabischen Müttern, die selbst noch als Kinder verheiratet wurden, aber hier in Berlin ihren Töchtern erlaubt haben, frei zu leben. Sie mussten kein Kopftuch tragen, durften Abitur machen und so weiter. Auch die Väter hatten eingesehen, dass sie ihren Töchtern mehr Freiheit erlauben sollten. Diese Mädchen haben sich noch bis vor kurzem völlig frei bewegt. Und dann wurde in dem Viertel ein Flüchtlingsheim in einem alten Warenhaus eingerichtet. Da wurden 300 Männer untergebracht. Und schwuppdiwupp ändert sich die gesamte Stimmung in diesem Viertel. Weil diese Typen die Frauen auf der Straße derbe anmachen, und zwar auf Arabisch. Denn in dem Moment, wo ein arabisches oder türkisches Mädchen sich ‚wie eine Deutsche’ benimmt, ist die halt auch vogelfrei. Das bekommen die Eltern natürlich mit. Und das kennen sie aus ihren Herkunftsländern: Wenn man sich als Frau nicht den moralischen Anstandsregeln entsprechend verhält, muss man sich nicht wundern, wenn man belästigt oder vergewaltigt wird. Die Frau ist ja in diesen Ländern immer selber schuld, wenn ihr sowas passiert.“

Gegen Balcis Wahl machen Linke, Grüne und SPD-Politiker mobil. Sie unterstellen ihr unter anderem eine Nähe zu dem früheren SPD-Politiker Thilo Sarrazin und dem ehemaligen Neuköllner Bezirksbürgermeister Horst Buschkowsky.

Der Hauptvorwurf gegen sie lautet offenbar: sie spricht etwas aus, was die meisten anderen unter einer rhetorischen Decke halten möchten.

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