Tichys Einblick
Einäugige Justiz

Überfall auf Team der ZDF-„heute-show“: Milde Strafen – die Täter waren links

Ein Angriff auf das Team der ZDF-„heute-show“ 2020. Nun kommen die Täter mit Bewährungsstrafen davon. Aber die Aufregung dürfte ausbleiben. Die Täter waren links.

Symbolfoto

IMAGO

Rechte Demonstranten greifen Journalisten an. Das darauffolgende Szenario lässt sich leicht vorstellen. SPD, ARD, Grüne, ZDF, Linke und Süddeutsche Zeitung würden den Notstand ausrufen. Brennpunkt würde auf Brennpunkt folgen. Frank-Walter Steinmeier würde mit bedröppeltem Blick seine Betroffenheit erklären und Konzerte mit den „Bullen“-Verprüglern von Feine Sahne Fischfilet organisieren – um die Demokratie zu stärken.

Doch die Täter waren links. Also fällt alles zehn Nummern kleiner aus. 2020 haben die Täter im Alter zwischen 28 und 34 Jahren auf einer Corona-Demonstration in Berlin das Team der ZDF-„heute-show“ angegriffen und deren Mitglieder so stark verletzt, dass einer ins Krankenhaus musste. Drei Jahre hat sich das Amtsgericht Tiergarten für den ersten Verhandlungstag Zeit gelassen und dann gleich das Urteil raugehauen: zwei Jahre Haft auf Bewährung für drei Männer und eine Frau.

Das Berliner Gericht hielt ihnen zugute, dass die Täter geständig und nicht vorbestraft waren. Außerdem hatten sie eine Entschuldigung abgeben. Um zu unterstreichen, wie sehr sie persönlich dahinterstehen, ließen sie die Entschuldigung von ihren Anwälten verlesen. Das reichte der Richterin. Dass die Entschuldigung eher taktischer Natur war, die Täter sich nicht von Gewalt als politischem Mittel distanziert und auch an der weiteren Aufklärung des Falles nicht mitgewirkt haben, störte die Richterin offensichtlich nicht. Sie räumte laut DWDL ein, dass die weiteren Hintergründe des Angriffs somit unaufgeklärt blieben. Bei linken Tätern ist das anscheinend kein Problem für ein Berliner Gericht.

Nach den Erfahrungen im Umgang mit den Tätern der letzten Generation können Beobachter schon zufrieden damit sein, dass das Amtsgericht Tiergarten nicht die richtige Gesinnung der Täter gelobt hat. Oder Tipps gegeben hat für den nächsten Übergriff. Denn die Täter sagten vor Gericht, dass alles nur ein Missverständnis war. Sie wollten eigentlich keine ZDF-Mitarbeiter verletzen. Sie hielten das Team von Oliver Welke nur für Rechte. Kleiner Irrtum. Kann ja mal passieren. Schwamm drüber. Das nächste Mal die Richtigen verprügeln. Auf Bewährung frei.

Die Journalistengewerkschaft DJV gibt dazu eine bemerkenswerte Erklärung ab: „Klar war, dass sie nicht Journalisten verletzen wollten, sondern es offenbar auf Querdenker abgesehen hatten. Es habe eine Verwechslung gegeben, hieß es im Gerichtssaal. An den Schmerzen, die die Kollegen davontrugen, ändert das nichts.“ Das Problem sieht der Verband also eher darin, dass es Journalisten getroffen hat – bei „Querdenkern“ wäre das wohl überhaupt kein Problem gewesen.

Bei linken Tätern meldet sich nicht mal der Vorstand oder die Geschäftsführung des DJV zu Wort. Bei rechten Tätern hätten sie sich vermutlich überschlagen und im Steinmeierschen Sinn das Ende der Demokratie postuliert. Minimum. So aber sagt der DJV über die linken Täter: „Die Täter sollten ernsthafte Reue zeigen. Alles andere ist nicht akzeptabel.“ Klingt ein wenig nach ohne Nachtisch ins Bett.

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