Tichys Einblick
TE 12-2023

Weidel: Brandmauer fällt nach Wahlen im Osten

In einigen Ost-Bundesländern ist die AfD schon stärkste Partei. Und auch im Westen legt sie zu. Tichys Einblick im Gespräch mit der Vorsitzenden Alice Weidel über die Umbrüche in der Parteienlandschaft, ungeklärte Positionen – und Sahra Wagenknecht.

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Die Brandmauer der CDU gegen die AfD wird nach Ansicht der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel spätestens im nächsten Jahr nach den Wahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen fallen. Im Gespräch mit dem Monatsmagazin Tichys Einblick sagt Weidel: „Ich bin mir sicher, dass ein Umdenken bei den etablierten Parteien einsetzen wird. Ich höre auch aus der CDU vermehrt Stimmen, die sagen: Wir müssen das Kontaktverbot zur AfD kippen, wir wollen uns nicht länger von linken Koalitionsvarianten abhängig machen.“

Mit dem Blick auf die Stärke der AfD werde die Brandmauer die nächsten Wahlen in Ostdeutschland nicht überstehen. „Eine Brandmauer, eine Brandschutzwand, die ist dazu ausgelegt, einem Feuer etwa 90 Minuten standzuhalten. Das ist nichts für die Ewigkeit. Ich bin mir sicher, dass diese 90 Minuten spätestens im Herbst 2024, wenn die Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen geschlagen sind, vorbei sind. Dann stürzt die Brandmauer krachend in sich zusammen, da man an der AfD gar nicht mehr vorbeikommen wird.“

Weidel betont die Kompromissbereitschaft der AfD, um neue Bündnisse möglich zu machen. „Ein Koalitionsvertrag ist immer ein konsensualer Vertrag. Jeder muss dafür Abstriche machen. Ich glaube aber, dass das zwischen der CDU und der AfD überhaupt gar nicht so viele Abstriche sein würden“, so Weidel. Das bedeute aber nicht, dass die AfD nicht mehr kritisiere, dass es die Union gewesen sei, die „erst die Politik der offenen Grenzen als auch die Energiewende möglich gemacht hat“. Die heutige Ampel-Regierung sei für diese Politik nur „ein Beschleuniger“.

Nicht einmal eine Alleinregierung in einem ostdeutschen Bundesland mag Weidel derzeit ausschließen. „Ich halte es nicht für unrealistisch, dass wir weiter zulegen werden. Daraus ergibt sich ein mögliches Szenario, dass so viele Parteien an der Fünfprozenthürde scheitern, dass wir dann allein regieren könnten. Ich hätte es bis vor Kurzem nicht für möglich gehalten, dass es so eine Entwicklung gibt. Aber unvorstellbar ist diese Konstellation nicht mehr.“


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