Tichys Einblick
Gewichtung

Ostern – für linke Politiker ein unbekanntes oder sehr fernes Fest

Mittlerweile ist es etablierte Praxis: während Vertreter von Grünen und SPD zu muslimischen Feiertagen mit Segenswunsch gratulieren, fällt ihnen zu dem christlichen Hochfest nichts Religiöses ein. Allenfalls, wenn überhaupt, nur Eier-Symbolik.

Wahlwerbung der SPD von 2017

IMAGO / teutopress

Viele Politiker der SPD, der Grünen, der Linken und der Union versenden Glückwünsche zu den wichtigen muslimischen Feiertagen über die sozialen Netzwerke, etwa zum Beginn des Ramadan und zum Fastenbrechen. Für religiöse Festwünsche an die Christen in Deutschland sehen viele Amtsträger offenbar keine Notwendigkeit mehr.

Im Frühjahr 2022 gehörte erstmals weniger als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland einer christlichen Kirche an. Aber etwa 49 Prozent sind trotz der anhaltenden Austrittswelle noch Mitglieder der evangelischen oder katholischen Kirche. Und deutlich mehr fühlen sich dem Christentum kulturell zugehörig. Um so bemerkenswerter erscheint deshalb die Gleichgültigkeit führender Politiker gegenüber der Mehrheitsreligion in ihrem Land: Viele, die mit ausgiebigen Glückwünschen an Muslime auffallen, verloren zu Ostern 2022 kein Wort. Und wenn doch, dann vermieden die meisten jeden religiösen Bezug.

Am 2 April 2022 verschickte beispielsweise Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die auch Heimatministerin ist, gute und betont religiöse Wünsche zum Ramadan:

„Liebe Musliminnen und Muslime, ich wünsche Ihnen allen zum heute beginnenden Ramadan eine gesegnete Zeit des Gebets und der Besinnung, des Innehaltens, der Freude und der Nächstenliebe! Und, dass Sie Zuversicht und Kraft aus Ihrem Glauben schöpfen können.“

Am 17. April twitterte Faeser dagegen nur eine allgemein gehaltene Botschaft, eine „gesegnete Zeit“ oder „Gebete“ oder den „Glauben“ erwähnte sie nicht – und nutzte als Illustration ein Bild von Ostereiern – so, als stünden vor allem bunte Eierhüllen symbolisch für das christliche Hochfest:

Auch der Grünen-Politikerin Renate Künast hielt zu Ostern die Eier-Symbolik für angemessen.

In ihren Ramadan-Grüßen hatte die Politikerin selbstverständlich die Muslime direkt angesprochen:

Die neue Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sparte sich auf Twitter jede österliche Botschaft, ebenso die grüne Außenministerin Annalena Baerbock. Zum muslimischen Opferfest 2021 hatte Baerbock noch Segenswünsche getwittert.

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckhardt (Grüne), im Jahr 2011 immerhin Präsidentin des Evangelischen Kirchentags, außerdem Ehefrau des früheren Vize-Kirchenamtspräsidenten der EKD Thies Gundlach, vermied es in ihren Ostengrüßen 2022 ebenfalls, Christen direkt als Gläubige anzusprechen und auf den christlichen Inhalt des Festes Bezug zu nehmen. Ihre Botschaft verknüpfte sie stattdessen mit den Themen „Krieg, Klimakrise, Artensterben, Pandemie“, als Illustration wählte sie ein Bild von sich selbst, das sie beim Wandern zeigt.

Ihre Ramadan-Wünsche am 2. April 2022 enthielten dagegen einen Segenswunsch:

Auf Twitter machte sie in den Ostertagen außerdem eine „Neiddebatte um Glückwünsche zu religiösen Feiertagen“ aus, und sorgte damit gleich für das passende Framing: Wer die auffällige Diskrepanz zwischen überschwänglichen Grußbotschaften an Muslime und der auffälligen Vermeidungshaltung führender Politiker zu christlichen Festen kritisiert, ist also nicht etwa ein irritierter Bürger, sondern ein Neider.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas fiel auf Twitter mit einer direkten Brüskierung aller Christen auf. Die Duisburgerin, die formal das zweithöchste Amt im Staat innehat, gilt schon seit ihrem auf der Plattform tiktok verbreiteten Kinderlied als wenig stilsicher. Zum Beginn der muslimischen Fastenzeit sendete die SPD-Politikerin opulente Glückwünsche an alle Muslime und wünschte einen „gesegneten Ramadan“.

Zu Ostern 2022 schickte die oberste Parlamentsrepräsentantin dagegen auf Twitter – nichts. Immerhin verschonte sie die Öffentlichkeit – anders als 2014 oder 2020 – mit ihrer sehr speziellen Art, den christlichen Feiertag zu würdigen.

In der Union sind Grüße zum christlichen Osterfest noch verbreitet. Eine entsprechende Botschaft twitterte beispielsweise der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz.

An die Christen wendet sich ausdrücklich Ismail Tipi:

Als selbstverständlich gelten sie aber auch in den Reihen der C-Partei nicht mehr.

Der gerade als saarländischer Regierungschef abgewählte Tobias Hans etwa verschickte am 1. April noch Ramadan-Grüße „an meine muslimischen Freunde“.

Zu Ostern fiel ihm auf Twitter nichts mehr ein: die Ramadan-Grüße sind derzeit überhaupt seine vorerst letzte Botschaft auf dem Kurznachrichtendienst nach den verlorenen saarländischen Landtagswahlen.

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