Tichys Einblick
Interview TE-Magazin 02-2021

Ökonom Max Otte: Durch Corona bricht Mittelstand weg

Ökonom Max Otte fürchtet eine Zerstörung der Mittelschicht und eine Erosion des gesellschaftlichem Zusammenhalts als Folge der aktuellen Wirtschaftspolitik. Wirtschaftseinbruch real zwischen 10 und 15 Prozent

imago images / Emmanuele Contini

Frankfurt. Der Ökonom und Anlagespezialist Max Otte ist davon überzeugt, dass der von Wirtschaftsforschern und Instituten berechnete Einbruch der deutschen Wirtschaftsleistung von rund fünf Prozent völlig untertrieben ist und vor allem der Mittelstand die Folgen der Krise zahlen wird. „Fünf Prozent kann ich nicht nachvollziehen, die hatten wir schon 2009. Wir haben jetzt mindestens zehn, wahrscheinlich eher 15“, so Otte in einem Interview mit dem Magazin Tichys Einblick. Otte sieht die Wirtschaft in einem Great Reset. „Die Schulden auf der Welt waren schon vorher nicht rückzahlbar. Wir waren im letzten Jahr schon auf einem neuen Höchststand, vor Corona.“ Jetzt seien die Staatsschulden so extrem explodiert, dass eine Rückzahlung noch unwahrscheinlicher sei.

Der Staat sei gezwungen, Kapital zu vernichten, und das werde besonders den Mittelstand treffen. „Wir haben schon jetzt nur noch einen Restmittelstand. Die Mittelschicht war immer Deutschlands Stärke, ob das der industrielle Mittelstand war oder der Bäcker.“ Seit 40 Jahren laufe jedoch ein Konzentrationsprozess. „Wir sind längst am essenziellen Minimum des selbstständigen Mittelstands angekommen. Weniger geht nicht. Die Gesellschaft, wie wir sie kennen, ist so aber nicht mehr funktionsfähig. Und da steuern wir gerade darauf zu.“

„Gleichzeitig polarisiert sich der Jobmarkt, das heißt, es gibt immer weniger top bezahlte Jobs“, ist Otte überzeugt. „Und diese Mittelschicht bricht auch in der Ge­haltsstruktur weg. Das haben wir in den USA schon lange. Ein Lehrer, sagen wir mal ein Studienrat oder Oberstudien­rat, der konnte sich doch früher auch mit seinem Einkommen in einer Mittel­stadt ein Haus leisten und Urlaube und Familie. Das ist heute schwieriger.“ Noch schlimmer sei es für die junge Generation. „Kinder, die ohne materiellen Rückhalt starten, werden es schwer haben, auf ei­nen gesunden materiellen Standard zu kommen.“


Das ganze Interview können Sie in der neuen Ausgabe von Tichys Einblick lesen.


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