Tichys Einblick
Datensatz als mangelhaft offenbart

Nach TE-Anfrage muss das RKI seine Impfstatistik korrigieren

Das Robert Koch Institut wies über 2.000 Zweitimpfungen aus, die am angegebenen Tag nicht stattgefunden haben können. RKI-Statistiker haben das jetzt eingeräumt. Wenn aber offenbar Impfungen nicht richtig gezählt werden, stellt sich die Frage nach der Zuverlässigkeit anderer Corona-Zahlen.

IMAGO / Rüdiger Wölk

Der Lockdown sei eine Sache der Wissenschaft, so versichern die Bundeskanzlerin und andere Herrschende immer wieder. Jeder Zweifler kann jederzeit mit Zahlen, Grafiken und Modellen zugeworfen werden, die meist aus dem staatlichen Robert Koch Institut (RKI) stammen. Doch diese Zahlen des RKI werfen zunehmende Zweifel auf. Nicht weil dort bewusst falsch informiert würde, sondern weil die Datenlage schlicht nicht besonders verlässlich ist.

Immer wieder werden in den ausgewiesenen Statistiken über zwei Monate rückwirkend Daten angepasst. Neuinfektionen oder Impfungen werden in wochenalten Tagesdaten plötzlich nach unten korrigiert. Und das ist nicht ausnahmsweise, sondern immer wieder der Fall. Mit jeder neuen Teststatistik des RKI werden verlässlich die letzten 10 Wochenwerte angepasst – und das nicht nur in belanglosen kleinen Größen, sondern durchaus substanziell.

Test kann Infektiosität nicht bestimmen
Österreich: Verwaltungsgericht erklärt PCR-Test als Grundlage für Demoverbot für unrechtmäßig
Im RKI-Impfmonitoring vom Mittwoch tauchen für den 27. Dezember letzten Jahres (also den ersten Tag der Impfung in Deutschland) 137 Zweitimpfungen auf. Insgesamt 2.853 Zweitimpfungen finden in der Statistik zu einem Zeitpunkt statt, zu dem sie eindeutig nicht stattgefunden haben können – die Biontech-Zweitimpfung darf frühestens 19 Tage nach der Erstimpfung verabreicht werden.

TE fragte beim RKI nach, ob denn tatsächlich 137 Personen an ein und dem selben Tag gleich zweimal geimpft wurden. Die Antwort: „Diese Meldungen liegen uns aus einigen Bundesländern im Digitalen Impfquotenmonitoring DIM genau so vor; wir haben das den betreffenden Bundesländern bereits seit einigen Wochen zurückgespiegelt und um Korrekturen gebeten“. Insbesondere Nordrhein-Westfalen falle hier mit insgesamt 2.573 Zweitimpfungen zwischen 27.12.20 und 16.01.21 auf. Bisher seien trotz RKI-Nachfragen leider keine Korrekturen erfolgt.

Man legt sich aber fest: „Diese Impfungen haben sicher auch stattgefunden – aber entweder an einem anderen Impftag, mit einer anderen Impfdosis oder auch mit einem anderen Impfstoff.“ Wohlgemerkt: Man ist nicht in der Lage, für über zweieinhalb Monate zurückliegende Impfungen anzugeben, um welchen Impfstoff es sich handelt.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Immerhin: Wie in der Antwort angekündigt, hat das RKI im heutigen Impfquotenmonitoring die Daten vor dem 15. Januar alle auf 0 gesetzt – und einen Disclaimer beigefügt: „In den Gesamtsummen der Zweitimpfung und der täglichen Gesamtzahlen sind n=2.183 Impfungen enthalten, die entsprechend der vorliegenden Meldedaten nicht plausibel einem Impfdatum zugewiesen werden können.“

Es ist zwar schön, dass wir helfen konnten, die Impfstatistik des RKI zu verbessern. Aber wenn das RKI nichts über den Verbleib von ganzen 2.183 durchgeführten Impfungen von Dezember letzten Jahres weiß, stellt sich die Frage, ob die täglich gemeldeten Infektions- und Todeszahlen, Inzidenzen und R-Werte möglicherweise ähnliche Mängel aufweisen.

Anzeige