Tichys Einblick
„Willkommen im falschen Film“

Monika Gruber oder eine Frau lässt sich nicht zum Schweigen bringen

Kabarettistin Monika Gruber hat Rassismus-Vorwürfe im Zusammenhang mit ihrem neuen Buch zurückgewiesen. Die angegriffene Passage nimmt sie nicht zurück, im Gegenteil: „Ich finde, ich war noch relativ harmlos …“

IMAGO

Monika Gruber zieht in ihrem Buch „Willkommen im falschen Film“ über eine mit Klarnamen genannte Nutzerin der Plattform X (vormals Twitter) her, die davor gewarnt hatte: „Rechtsextreme Frauen unterwandern aktuell aktiv auch die textile Hobbyszene (z.B. zum Thema Stricken). Bitte setzt Euch aktiv damit auseinander, wer was anbietet und wer Angebote bietet.“ Es ist Satire, die man nicht erfinden kann und die das Leben selbst schreibt. Aber darf man sich darüber lustig machen?

In Ihrem Buch nennt Gruber die Bloggerin Roma Maria Mukherjee eine Tugendwächterin. Überhaupt sei ihr ein Rätsel, was eine Frau dieses Namens in der textilen Hobbyszene treibe, schreibt Gruber. Gruber habe Roma Maria Mukherjee „eher beim tantrischen Shakren-Turnen oder einem veganen Urschrei-Seminar verortet“.

„Ich finde, ich war noch relativ harmlos angesichts der Tatsache, dass diese Dame am liebsten alle, die Stricken ihr Hobby nennen, per se ins rechte Eck drängen möchte, daher habe ich in diesem Fall keinerlei Unrechtsbewusstsein“, sagte Gruber der Augsburger Allgemeinen.

Mukherjee hatte öffentlich gemacht, dass sie diese Passage in „Willkommen im falschen Film“ als beleidigend, rassistisch und ehrverletzend empfinde – und viel Zuspruch enthalten. Auch die für sie völlig überraschende Verwendung ihres vollen Namens kritisierte Mukherjee, die als Praxismanagerin im Gesundheitswesen arbeitet und im Zuge der Debatte mit Hassnachrichten konfrontiert wurde.

Dass, wer laut in den Wald hineinruft auch mit dem Echo zurecht kommen muss, kommt ihr nicht in den Sinn. Wer sich öffentlich äußert, muss eben auch mit Ablehnung rechnen und damit umgehen.

Der Fall landet jetzt voraussichtlich vor Gericht. In jedem Fall hilft es „der Gruberin“. Auch Bayerns neuer Volksheld Hubert Aiwanger empfiehlt „der Gruberin“ per X:

„Ist ja lustig wie humorlos die linken Empörungsprofis reagieren, wenn sie mal selbst auf die Schippe genommen werden. Dann soll Satire plötzlich zensiert und der Kabarettist bestraft werden > linke spiessige Doppelmoral. Gruberin, halt ihnen weiter den Spiegel vor.“

Aiwanger hat seinen Sieg in der Landtagswahl mit einer Wutrede über die Berliner Ampel-Politik eingeleitet, die er auf einer von Gruber organisierten Veranstaltung im bayerischen Erding halten durfte. Beide gelten seither als die neuen bayerischen Volkshelden, die sich das Maul nicht verbieten lassen.


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