Tichys Einblick
Keine Vorzugsbehandlung für Geimpfte

Merkel salomonisch: Keine Normalität ist für alle da!

Die Bundeskanzlerin lehnt es ab, Geimpfte anders zu behandeln als Nicht-Geimpfte. Allzu sehr sollen wir uns wohl doch nicht nach der schnellen Impfung sehnen. Der Grund dafür ist offensichtlich.

Angela Merkel

IMAGO / IPON

Die Bundeskanzlerin hat ein geradezu salomonisches Wort gesprochen. „Solange die Zahl der Geimpften noch so viel kleiner ist als die derjenigen, die auf die Impfung warten, sollte der Staat beide Gruppen nicht unterschiedlich behandeln“, sagte die Bundeskanzlerin in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Das ist nur konsequent. Da Merkels Regierung den allermeisten Bürgern ohnehin so bald keine Impfung anzubieten hat, ist es auch nicht angesagt, sie mit der Aussicht auf die Wiedererlangung der Grundrechte schmackhaft zu machen. Allzu starke Sehnsucht nach schneller Impfung kann Merkel nicht gebrauchen: Schließlich war es ihr Wille, die Impfstoffbeschaffung an die EU-Kommission zu delegieren, die dabei bekanntlich vollkommen versagte.

Die Zahl der Geimpften wird also dank Merkel’scher Politik noch viele Monate „viel kleiner“ bleiben als die der Ungeimpften. Also wird der deutsche Staat beide Gruppen bis auf weiteres gleich behandeln – nämlich gleich unfrei. Da werden nicht nur bei Merkel alte Erinnerungen an den real existierenden Sozialismus wach werden: Da ging es auch allen (zumindest fast allen) gleich – gleich schlecht.

Merkel weiter: „Wenn wir genügend Menschen ein Impfangebot gemacht haben werden und sich einige partout nicht impfen lassen wollen, wird man überlegen müssen, ob es in bestimmten Bereichen Öffnungen und Zugänge nur für Geimpfte geben soll. Aber da sind wir noch nicht.“ Merkel macht also klar, dass die Bürger nichts zu entscheiden, sondern zu warten haben, bis ihnen die Gnade der Impfung zuteil wird. Dann allerdings sollen sie diese nicht verweigern dürfen, falls sie ihre Grundrechte zurück haben möchten.

Dass es mit der Gleichheit in Unfreiheit dann in der Praxis doch nicht so weit her sein könnte, macht Merkel aber auch vorsorglich schon mal klar: Wo es um private Vertragsverhältnisse gehe, „können wir uns von staatlicher Seite wenig einmischen“. Das sagt die Frau, die eine komplette Volkswirtschaft zur Energiewende veranlassen kann. Wie hieß es noch in Orwells „Farm der Tiere“: Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.

Die Kanzlerin selbst will übrigens das harte Brot der Ungeimpften auch teilen. Sie werde sich nicht frühzeitig impfen lassen, weil sie schließlich Abstand halten könne: „Eine Erzieherin in der Kita, ein Grundschullehrer kann das nicht. Das sind die Menschen, die vor jemandem wie mir drankommen sollten.“

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