Tichys Einblick
Linkes Weltbild – verkehrte Wirklichkeit

Deutschland soll am Tod von Afghanen schuld sein

Nach den Ereignissen in Afghanistan zeigt sich im innerdeutschen Diskurs, wie sehr der Blick auf die Wirklichkeit von neulinken Dogmen verstellt ist.

Demonstranten unter dem Motto "Luftbrücke jetzt! Schafft sichere Fluchtwege aus Afghanistan!", Berlin, 17.08.2021

IMAGO / Future Image

Die sozialen und linksgrünen Medien offenbaren erneut, wie stark die Achse der Realität verschoben wird, wenn es um das Thema Islamismus geht – angetrieben wohl von einem linken Weltbild. Der Satz „2015 darf sich nicht wiederholen“ wird nun dem, der ihn schreibt oder spricht, zum Verhängnis, denn, egal wie er gemeint ist: Er soll rassistisch sein – jedenfalls wenn es nach einigen Linken geht. Dass Armin Laschet diesen Satz sagte, entzündete in den sozialen Medien einen riesigen Aufreger. Man wollte wohl nur das sehen, was man sehen will: Einen gemeinen konservativen Laschet, der keine Flüchtlinge angeblich aufnehmen will.

Was Laschet wirklich sagte und meinte, ist obsolet. Völlig absurd wird es, wenn für viele nicht mehr die Taliban die bösen Islamisten sind, die Menschen in Afghanen töten, sondern die Deutschen die angeblichen Rassisten sind, die für den Tod der Afghanen verantwortlich seien. Die Debatte wird verzerrt auch von Journalisten wie Tilo Jung, die sich dafür aussprechen, die Taliban nicht mehr als „radikalislamisch“ zu bezeichnen, weil das angeblich islamfeindlich wäre. Über die wahren Fluchtursachen, den brutalen Islamismus, einen im Land weit verbreiteten radikalen Islam – darüber soll wohl nicht gesprochen werden. Die Realität stört nur. 

Laschet wird zum Flüchtlings-Gegner stilisiert

Der Furor der Linken entzündete sich an einen Satz des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet. Denn Laschets Satz „2015 darf sich nicht wiederholen“ wird nun unter einer lauten Empörungswelle falsch umgedeutet: als ob Laschet keinen einzigen Flüchtling aus Afghanistan aufnehmen wolle. Genauso tat es beispielsweise der Westdeutsche-Rundfunk (WDR): „Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet möchte keine Flüchtlinge aus Afghanistan in Deutschland aufnehmen“, er spräche sich für Hilfe vor Ort aus, twitterte „WDR aktuell“. Obwohl Laschet selbst forderte, dass Deutschland sofort gefährdete Menschen wie Frauen, darunter Bürgermeisterinnen und Aktivistinnen samt Familienangehörigen, sowie nichtdeutsche Ortskräfte retten soll. Der WDR bezieht sich auf eine Pressekonferenz, auf welcher Laschet aber keinesfalls sagte, dass er keine Flüchtlinge aufnehmen wolle; sondern, dass Deutschland nicht wie 2015 falsche Signale „aussenden sollte“,  jeden in Not befindenden Menschen aufzunehmen, stattdessen müsste „rechtzeitig, anders als 2015, humanitäre Hilfe“ geleistet werden. Zudem sollten in den Nachbarländern den geflüchteten Menschen Lebensmöglichkeiten wie Bildung ermöglicht werden. 

In Wirklichkeit sprach Laschet sich für ein frühe, gezielte Hilfe aus, wie sie 2015 nicht erfolgt war. Im Jahr 2015 machten sich aufgrund des syrischen Bürgerkrieges sofort tausende Menschen auf gefährlichen Wegen – mit kriminellen Schlepperbanden und übers Mittelmeer – auf nach Europa.  Seit dem Jahr 2014 sterben tausende Menschen jedes Jahr während ihrer Migration – bis zum 22. Juli 2021 sind es rund 22.200 Menschen, die im Mittelmeer ertrunken sind, so Statista. Dass Armin Laschet durch schnelle Hilfe vor Ort solches verhindern will, möchte offenbar nicht verstanden werden. Zudem gab es 2015 keine sicherheitspolitische Kontrolle, wodurch schwere Straftäter, Regime-Funktionäre oder Terroristen problemlos und unbemerkt nach Europa gelangen konnten. „Wir brauchen einen geordneten Schutz für die, die Richtung Europa streben“, sagte Laschet mit Betonung auf die benötigte humanitäre Hilfe in der Region. Sogar der „Deutsche Journalisten Verband“ (DJV) sprang auf die Umdeutung des WDR an, ohne es zu prüfen. Der WDR twitterte später eine „Klarstellung“, löschte aber nicht den Tweet, der sich weiter groß verbreitete. 

Die Deutschen sind die Rassisten, die Afghanen töten

In einem Spiegel-Artikel heißt es, der Satz „2015 darf sich nicht wiederholen“, sei „herzlos und zynisch“ und ein „apokalyptischer Chor“. „Ein Jahr kann sich nicht wiederholen. Wiederholen können sich aber der Rassismus, die Menschenverachtung und Überheblichkeit, die Kälte und Härte gegenüber Menschen, die um ihr Leben fürchten“, schreibt die SPIEGEL-Autorin. Nach dieser Logik ist jeder, der den besagten Satz sagt wohl ein Rassist – egal ob der Sprecher Flüchtlinge retten will oder nicht.

Die linksausgerichteten „Neuen Deutschen Medienmacher“ titeln sogar „Versagen und Rassismus“. Die Internet-Aktivisten Jasmin Kuhnke schreibt auf Twitter: „Rassismus tötet, dieses Mal wieder in Afghanistan“. Die Aussage, 2015 dürfe sich nicht wiederholen, sei eine „Einstellung“, die „tödlich für die betroffenen Menschen in Afghanistan“ wäre, legt sie dann sogar nach. Die Sozialwissenschaftlerin Jutta Ditfurth ordnete die Evakuierung der deutschen Regierung von nur sieben Personen ebenso als einen „uralten Rassismus“ ein, „der Menschlichkeit vergütet und Bürokratie beeinflusst“. Ein Mitglied der Grünen des Kreisverbandes Berlin Pankow, Sascha Krieger, twitterte, dass es nicht um eine falsche Lageeinschätzung der Regierung gehen würde, sondern es sei „systematisch. Und es ist beabsichtigt. #Rassismus“.

Deutscher Rassismus statt Taliban-Islamismus?

Was da passiert, ist eine Verschiebung der Achse der Realität. Nicht ein vermeintlich deutscher Rassismus tötet die Menschen in Afghanistan, sondern eine islamistische Terrororganisation. Nicht die Deutschen führen Todeslisten mit Afghanen, die mit dem Westen zusammen arbeiteten – sondern die Taliban führen diese Todeslisten und gehen seit gestern bereits von Tür zu Tür, um ihre Vergeltung auszuüben. Während auch schon gleichzeitig Listen über unverheiratete abarbeitet werden, um sie insbesondere mit Taliban-Kämpfern zwangszuverheiraten, schreibt der Journalist Tilo Jung auf Twitter: „Woher kommt die ständige Verwendung von ‚radikalislamisch‘ als Vorsilbe bei der Berichterstattung über die Taliban? (…) Warum muss scheinbar betont werden, dass um Muslime geht?“

Wenn es nach Tilo Jung geht, solle man nicht mehr „radikalislamisch“, sondern „ultrareligiös“ sagen – denn alles andere wäre „islamfeindlich“. Der renommierte Psychologe Ahmad Mansour klärt Tilo Jung auf: „Weil sie islamisch rein religiöse Motive haben“, twittert er. Doch viele Personen in der linken Bubble wollen beim Thema Afghanistan offensichtlich nichts von Islamismus und einem radikalen Islam wissen. Im Gegenteil: Es wird geleugnet, indem von radikalislamischen Phänomen mit dem Rassismus-Vorwurf an die Deutschen abgelenkt wird. Der Spieß wird also einfach umgedreht. Es ist leider trotz gewisser Fortschritte immer noch typisch im linksliberalen Milieu, dass jedwede Islamkritik sofort als islamfeindlich und rassistisch gebrandmarkt wird. Damit wird automatisch in der Folge ein Diskurs über einen weit verbreiteten radikalen Islam in Afghanistan blockiert. 

Werden teilweise bewusst der Satz „2015 darf sich nicht wiederholen“ und die Ereignisse um Afghanistan umgedeutet, um eine Diskussion über den Islam in Deutschland zu vermeiden? Wieso sprechen die meisten dieser Kritiker aus dem linken Milieu nicht über die Fluchtursachen der Afghanen, sondern über einen behaupteten allgemeinen deutschen Rassismus gegenüber jenen?

Diese linke Blase stößt damit eine ganz andere Debatte an, als wir sie jetzt eigentlich führen sollten. Normalerweise müssten die Talk Shows gefüllt sein mit den Zuständen rund um Afghanistan und die Taliban. Besonders heiß ist die dazugehörige Frage: Wie konnte es passieren, dass die Taliban innerhalb weniger Tage und Stunden die gesamte Herrschaft über Afghanistan erlangten? Wieso haben die Soldaten Afghanistans – ausgebildet von der NATO – viele Städte und Provinzen vollkommen kampflos den Talibans übergeben? Wieso haben sie nicht bis zum Schluss ihr Land für ihre Frauen und ihre Kinder gegen die Islamisten verteidigt? Denn diese Frage ist leider verbunden mit der – für Linke unbequemen – Frage nach den religiösen, kulturellen und ideellen Einstellungen der afghanischen Soldaten. Es sind alles Fragen, die dringend gestellt werden müssen. Darunter ganz vorne dran gestellt: Hätte die NATO bei dem Aufbau der afghanischen Armee freiheitlich-demokratische Werte und eine Aufklärung über einen – dort im Land tief verankerten – radikalen Islam vermitteln müssen? Es ist die Zeit, in welcher über gravierende Fehler gesprochen werden muss. Denn das was dort in Afghanistan passiert ist ein historischer Tiefpunkt für alle Menschen in Afghanistan und für den gesamten Westen!

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