Tichys Einblick
"Opferrolle"

„Methode der Nazis“ – wie Linke Attacken auf die AfD kleinreden, und sich als Opfer stilisieren

Nach dem mutmaßlichen Angriff beziehungsweise der Drohung gegen die AfD-Doppelspitze versuchen Politiker und Medien, die Vorfälle ins Lächerliche zu ziehen. Das Vorgehen hat Tradition.

IMAGO / Metodi Popow
Während sich die Hinweise verdichten, dass es eine Attacke auf den AfD-Vorsitzenden in Ingolstadt gab, die Staatsanwaltschaft ermittelt und zumindest als gesichert gilt, dass der Politiker wegen eines plötzlichen Zusammenbruchs ins Krankenhaus gebracht werden musste, reagiert der Thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) auf seine Weise. Auf X (vormals Twitter) verbreitete der Regierungschef eine Fotomontage, die eine Teigrolle mit blauer Füllung, das AfD-Logo und dien Schriftzug „Opferrolle“ trägt.

Darin schwingt zweierlei mit: erstens die Unterstellung, Chrupalla habe den Zusammenbruch nur simuliert und auf einen Mitleidseffekt gezielt. Zum anderen die Suggestion: wenn es sich wirklich um eine Attacke gehandelt haben sollte, dann hätte er sie verdient.

Das Anzweifeln und Kleinreden von Übergriffen auf AfD-Politiker hat bei linken Politikern und Medien Tradition. Obwohl die Schweizer Kantonspolizei bestätigte, dass es eine sicherheitsheitsrelevante Bedrohung für die Lebensgefährtin der AfD-Chefin Alice Weidel und den beiden gemeinsamen Kindern gegeben habe, verbreiteten Medien und Journalisten, sie sei „in Wirklichkeit“ auf Mallorca gewesen. Dort war Weidel mit Familie tatsächlich – aber nach dem Vorfall. Der RTL-Journalist Nikolaus Blome unterstellte ihr sogar, ihre Anhänger zu belügen.

Als im August zwei Männer den bayerischen AfD-Landespolitiker Andreas Jurca zusammenschlugen, so dass er schwere Hämatome im Gesicht und einen Bruch des Sprunggelenks davontrug, erhoben sich vor allen auf Twitter sofort raunende Stimmen, Jurca habe die Straftat vorgetäuscht. Ein „antifaschistischer Aktivist“ namens Gilbert Kallenborn stellte Strafanzeige gegen Jurca wegen „Vortäuschung einer Straftat und Volksverhetzung“. Kallenborn, der keinerlei gerichtsmedizinische Expertise besitzt, behauptete, Jurcas Verletzungen könnten unmöglich zu dem geschilderten Tathergang passen. Der Bayerische Rundfunk wiederum widmete dem Wichtigtuer und dessen Anzeige eine umfangreiche Berichterstattung. Inzwischen gab es eine Hausdurchsuchung bei zwei Männern, die offenbar als verdächtige in dem Körperverletzungsfall Jurca gelten. Der AfD-Politiker hatte geschildert, zwei Männer hätten ihn explizit gefragt, ob er ein AfD-Landtagskandidat sei, und dann zugeschlagen.
Screnshot/X
Ganz ähnlich reagierten viele Medien auch nach dem Überfall auf den AfD-Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz 2019, den zwei Täter, wie eine Videoaufnahme zeigte, hinterrücks überfielen und krankenhausreif schlugen. Journalisten unterstellten Magnitz, er habe den Überfall dramatisiert, indem er davon gesprochen habe, es sei dabei ein Schlagholz benutzt worden. Nur: Der erste Hinweis auf ein Schlagholz stammte gar nicht von Magnitz, der keinerlei Erinnerungen an den Überfall hatte – sondern von einem Zeugen und dann von der Polizei, die dieses Detail in ihre Pressemitteilung aufnahm. In der Videoaufnahme war zu sehen, wie einer der Täter dem anderen unmittelbar nach der Tat einen kleinen kompakten Gegenstand übergibt. Auf Nachfrage sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft später, er könne den Einsatz eines Schlagwerkzeugs weder bestätigen noch ausschließen. Die Täter wurden nie gefasst.

Mit dem Begriff „Opferrolle“ müsste Bodo Ramelow eigentlich Erfahrungen haben – in seiner eigenen Partei. Die Thüringen Linkspartei-Politikerin Susanne Hennig-Wellsow beklagte sich Anfang 2020 in der Talkshow von Markus Lanz über „faschistische Methoden“ der AfD-Abgeordneten im Landtag, um dann Beispiele aufzuführen: Eine Linken-Abgeordnete sei im Fahrstuhl von ihnen „angegrinst“ worden. Und: „Das andere Beispiel ist das extreme Gegenbeispiel, aber auch das eine Methode der Nazis: Übertriebene Freundlichkeit. ‚Gehen Sie doch mit uns Kaffee trinken‘, ‚Sollen wir Sie nicht da und dort mitnehmen und fahren‘ und so weiter.“

Die anderen Talkshow-Gäste, unter ihnen der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff, nickten schwer beeindruckt.

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