Tichys Einblick
Anwachsende Unzufriedenheit

Leserstimmen zu: „ARD und ZDF: Warum es nach der „Umweltsau“ nicht mehr so weitergeht“

Auf Roland Tichys „kleine Rundfunkgeschichte“ zu "ARD und ZDF: Warum es nach der „Umweltsau“ nicht mehr so weitergeht", machten viele Leser ihrer Unzufriedenheit und ihrem Unmut mit dem ÖRR ein wenig Luft. Barbara Goergen mit einer kleinen Auswahl.

ARD und ZDF – zwei Riesen wie Goliath, öffentlich-rechtliche Sendeanstalten. Mit öffentlichen Aufgaben betraute Institutionen im Auftrag und Eigentum des Staates. Allein der Begriff ‚Anstalt‘ lässt hellhörig werden, hat für viele Menschen einen Beigeschmack: Volkserziehung, Meinungsmache? Wird der Bürger umerzogen wie ein trotziger Schüler? Nein, Frösteln und Gänsehaut sind keine Begleiterscheinungen der winterlichen Jahreszeit. Es ist das, was häufig gesendet wird, was jedem Aufmerksamen wie Schuppen von den Augen fällt, ihn erschaudern lässt, folgt man unseren Zuschriften.

So werden häufig Nachrichten zu Kommentaren, Dokumentationen zu Indoktrinationen. Auch wenn man manches als übertrieben verstehen mag – es ist ein Krisensymptom. Nicht nur Fakten zählen, sondern auch die Meinung über die Fakten.

Hören wir in einige Leserstimmen hinein. Das, was vor  sichgeht, hat nach Meinung der Leser System, zeugt von Machtmissbrauch, hat nichts mehr von Bildungsauftrag oder von nüchterner Information zum Zweck der Meinungsbildung. Die Bildung einer eigenen Meinung wird dem Zuschauer abgenommen, nicht mehr zugetraut. Es grenzt bisweilen an Manipulation:

Ein Leser schreibt: „Was die sogenannten „Öffentlich-Rechtlichen“ in den letzten Jahren betreiben, da geht es weder um Fehler noch um mangelnde Fehlerkultur, sondern um reinen Vorsatz. Die „vierte Macht im Staat“ ist von linksextremen Ideologen unterwandert und zur ersten Macht geworden, welche das Denken der Bürger mit systematischer Gehirnwäsche kontrolliert und Kritiker dieses Zustandes mit existenzbedrohenden Rufmordkampagnen einschüchtert. … Nur aus Sicht der linksextremen Ideologen war die „Oma-Sau“ tatsächlich ein Fehler, weil man bei der beabsichtigten Spaltung der Gesellschaft zwischen den Generationen zur „Erringung der Lufthoheit über den Kinderbetten“ letztlich doch zu dreist, zu aggressiv und zu leicht durchschaubar vorgegangen ist und die Sache deshalb nach hinten losgegangen ist… Das systematisch verfolge Ziel einer linksextremen Indoktrinierung der Jugend werden sie jedoch niemals freiwillig aufgeben.

Leser „Regenpfeifer“ kommentiert: „Die Hybris ist riesig beim WDR, denn, wenn ein Niemand wie Georg Restle hochoffiziell einen amtierenden Ministerpräsident Laschet vorführt, dann spricht das meines Erachtens Bände, wer hier im Land das Sagen hat.“

Ist überhaupt eine Heilung der Zustände möglich? Oder heißt es „Operation geglückt – Patient tot“?

Leser „Schweigende Mehrheit“ sieht wenig Hoffnung: „Die Frage muss also lauten: Ist der Patient zu retten? Oder sollte man ihm aktiv Sterbehilfe leisten? Sind da überhaupt noch Strukturen vorhanden, denen man wieder beibringen könnte, was Demokratie, Meinungsfreiheit, Fairness der Debatte, Vernunft und Ausgewogenheit bedeuten? Sorry, aber ich bin da abgrundtief pessimistisch. Der ungeheure (Standes-) Dünkel, der mit der Umweltsau-Debatte wieder einmal sichtbar wurde, ist nicht heilbar. Dieser Patient ist ein mausetoter Zombie.“

Mit nichts lebt es sich angenehmer als auf Kosten anderer. Die öffentlichen, hochdotierten Nutznießer haben das Sagen, sonnen sich im eigenen Wohlgefallen:

Aus Sicht des Lesers Stefan T. liest es sich wie folgt: „Hier zeigt sich doch genau, warum staatlich finanziert leider (fast) immer schief geht. Weil es eine Entkopplung von Entlohnung und Leistung gibt, und das Geld somit unabhängig von der Leistung fließt, denkt derjenige also, seine Leistung wäre gut. Weil das Gehalt so hoch ist, halten sich öffentlich-rechtliche Journalisten auch für die Krone der Schöpfung, während sie auf dem freien Markt keine Sekunde überleben würden. Und aus genau diesem Hintergrund heraus resultiert auch diese arrogante, abgehobene Haltung, weil einfach keine Qualitätsmaßstäbe vorhanden sind. Hier zeigt sich auch der grundlegende Architekturfehler in öffentlich-rechtlicher Finanzierung.“  

Diesem Gedanken folgen auch Leser „Sonny“ „Eine neue, moderne und vor allem e h r l i c h e Sendeanstalt in öffentlich-rechtlicher Hand wäre ein Traum – dafür müsste man aber erst mal die ganzen alten Personalbestände loswerden, wie man sieht, hat das ja schon mit den DDR-Kadern nicht geklappt. Ich hoffe wirklich inständig, dass dieses ganze Gebilde ÖRR in sich zusammenkracht und zwar so schnell wie möglich.2

…und „Croma“: „Was mich und wohl auch andere hier stört ist, dass der ÖRR ganz offensichtlich seinem Auftrag nicht mehr nachkommt und zum Propagandainstrument verkommen ist. Das ist wahrscheinlich nicht einmal primär politische Verschwörung (eigentlich haben die Politiker kein Interesse daran, sich vom ÖRR treiben zu lassen), sondern ist wahrscheinlich die Folge der Inkompetenz der Akteure (haben einen Presseausweis, sind aber keine Journalisten, sondern Aktivisten). Bedingungslose üppige Alimentierung verbunden mit einer noch üppigeren Pension fördert Inkompetenz offenbar ungemein. Wären sie dem freien Markt ausgesetzt würden sie schrumpfen wie die anderen Mainstreammedien auch. Das wäre demokratisch, weil die Widerspiegelung der Meinung der Menschen.

Selbstverliebt, kritikscheu, ohne Chance der Reformierbarkeit sieht „Lotus“ den ÖRR: Für ein Unternehmen in der freien Wirtschaft ist Kritikfähigkeit und das Sich-selbst-Hinterfragen geradezu überlebenswichtig. Die Konkurrenzsituation zwingt dazu, Anregungen und Kritik ernst zu nehmen. Ganz anders bei den von jedem lästigen Wettbewerbsdruck befreiten Zwangsgebühren-Finanzierten. Sie bieten ein grottenschlechtes Produkt. Auf die berechtigte Kritik reagieren sie, indem sie panisch in ihre Burg flüchten, die Zugbrücke hochreißen und laut schreien: „Hilfe, wir haben nichts gemacht und werden trotzdem von rechtem Mob bedrängt!“…Mit dem ÖRR ist es wie mit dem konservativen Islam. Beides ist nicht mehr reformierbar.“ 

Ein weiterer Leser pflichtet dem bei: „Der ÖR ist ein überaltertes Konstrukt, in dem sich eine Gesinnungsstruktur gebildet hat, die sich selber am meisten liebt. Sie denken ernsthaft, dass dieser Mist, den sie da ausstrahlen, noch wirklich jemanden erreicht. Die Links/Grünkolone benutzt unser Geld, um sich ihre Welt schön zu berichten und wer das nicht möchte wird sofort attackiert und in den Boden gestampft. Wer Leute wie Reschke, Restle, Kleber, Illner, Will, Plasberg usw. als ihr politisches Aushängeschild präsentiert, hat sich klar positioniert. In den heutigen Zeiten von PayTV und youtube sollten die ÖR wie alle anderen in den Wettbewerb treten und dies als Chance sehen sich zu reformieren und rehabilitieren. Wenn sie doch so vehement der Meinung sind, dass unser Land diese ÖR haben will, dann könnte ihnen als PayTV Sender doch nichts passieren, aber die Wahrheit ist, dass sie selber nicht daran glauben und sich nicht vom Tropf der Steuerzahler ablösen wollen bzw. eher können.“

Die Verantwortlichen lassen gern alles beim Alten, camouflieren:

Der Leser „AlNamrood“ dazu: „Die einzige Lektion, die der ÖR aus der Sache ziehen wird, ist, dass man ab jetzt nicht mehr so extrem öffentlich und offensichtlich vorgehen kann. Die Strukturen bleiben, weil keiner der Beteiligten ein Interesse hat sie zu ändern. Warum auch, man ist sich keiner Verfehlungen bewusst. Wirklich Druck gibt es auch nicht. Es wird nur eben mehr verschleiert werden um in Zukunft seine Ruhe zu haben.“

Objektivität und neutrale Fakten weichen Indoktrinierung durch selbsternannte Moralpostel. „LadyGrilka55“ meint: „Objektiver Journalismus und Ausgewogenheit waren ja ursprünglich auch die Aufgabe der ÖR. Und mit dem Bildungsauftrag gerade der Dritten war nicht politische Indoktrination gemeint. Es gab wohl auch mal die saubere Trennung von Meinung (Kommentar) und Bericht (Nennen von Fakten ohne Bewertung). Das alles gibt es bei den ÖR heute nicht mehr. Da wird nur noch indoktriniert und moralisiert bis zum Abwinken.

Für „Peter Silie“ verkehren sich die Dinge massiv ins Gegenteil: „Der WDR empfindet sich als Opfer. Das ist die sehr beliebte, mittlerweile bis an die Gerichte vorgedrungene, allgegenwärtige Täter-Opfer-Umkehr. Oder verallgemeinert: die Logik wird auf den Kopf gestellt. Aus der Lüge wird die Wahrheit gemacht, die Unvernunft wird zum gesunden Menschenverstand verklärt und aus Irrationalität wird Rationalität. Feminisierung, Emotionalität, Infantilität – das ist der Zeitgeist.“

Quantität statt Qualität. Uniformer Zwang versus freie Wunschauswahl. Vielleicht doch besser PayTV z. B. aus dem Supermarktautomaten nach Zuschauergeschmack – suum cuique!

„Seit 2013 die GEZ in eine Haushaltsabgabe umgewidmet wurde, arbeitet der ÖRR immer mehr in reinem Selbstbezug. Es spielt überhaupt keine Rolle mehr, ob in einem Haushalt ein Empfangsgerät vorhanden ist, bzw. ob es da Empfangswillige gibt. Die Sendenden müssen sich keine Mühe mehr geben, den Empfangenden Qualitätsstoff zu liefern. Da wird einfach ins Blaue gesendet, die Kosten sind so gut wie gedeckt. In den letzten Jahrzehnten erlebten wir, dass eine Vielfalt von fundierten Meinungen eine neue Diktatur praktisch unmöglich machte. Heute droht wieder die Einfalt, die durch manipulierte Berichterstattung herbeigeführt werden soll. Heute betrachtet der Bürger den Staat mittels „Fernbedienungen“, wählt mal dieses, mal jenes aus und verwechselt Meinung mit Identität und umgekehrt.“, schreibt Leser „cfp“.

„Odysseus“: Es wird vielleicht bald kommen, dass wir uns beim Aldi oder Lidl eine Chipkarte kaufen können. Mit der gehen wir zu einem Automaten und können dort eingeben, was wir die nächsten drei Monate sehen wollen. Der eine nimmt nur den Wetterbericht für 2.99. Der andere die Sportschau für 5€. Dann gibt es noch das Angebot der Woche: Wer Anne Will kauft, bekommt Maybritt Illner gratis. Wer auf die große Samstagabendshow nicht verzichten möchte, nimmt „Wetten dass“ mit Thomas Gottschalk und den Wildecker Herzbuben. Als internationaler Stargast singt Rita Pavone „Arrivederci Hans“. 

„Gruenauerin“: „Wenn wir das ganze Fernsehen betrachten, so ist m. E. die jetzige Form des ÖR tot, genauso wie das beitragsfreie Private. Der Trend geht doch ganz offensichtlich dahin, dass Filme, Serien und anderes in hoher technischer Qualität nur noch bei den Streamingdiensten auftauchen, bei denen sicherlich auch die Privaten ihre Anteile haben, so wie sie sich schon in große Onlinespiele und deren Streamingdienste eingekauft haben. Jeder bezahlt das, was er gerne sieht. Das ÖR sollte deshalb auch hinter eine Bezahlschranke gesteckt werden, so dass nur derjenige bezahlen muss, der diese Programme auch wirklich sehen will. Vielleicht hat die Abwesenheit von Geld eine reinigende Wirkung auf das ÖR und es könnte verkleinert zur Qualität zurückfinden oder diese überhaupt erst finden.“

„Sehr geehrter Herr Tichy, Ihr Bild für den ÖRR vom Lagerfeuer, um das herum sich die Bürger versammeln, ist liebenswert und poetisch, aber war doch im Grunde nie ganz zutreffend. Um ein Lagerfeuer herum sitzen in der Regel Gleichgestellte, die ein „Wir“ bilden (wollen). Jedenfalls kenne ich das so. In der heutigen Realität allerdings sitzen, um im Bild zu bleiben, wir Zwangsgebührenzahler einem Feuermeister gegenüber, der mit voller Rückendeckung durch die veraltete Gesetzeslage uns nicht nur zur Zahlung verpflichtet, sondern dafür auch noch unser Denken uniform prägen will… Wenn man es recht bedenkt, stellt sich sogar weitergehend die Frage, ob es überhaupt noch irgendeine Existenzberechtigung für einen zentralen öffentlichen Rundfunk gibt. Unser neues Lagerfeuer ist längst da, es heißt Internet, und trotzdem so zu tun, als bräuchte der dumme Bürger immer noch eine einzige quasistaatliche Stelle, und „die Wahrheit“ hören zu können, ist in etwa so anachronistisch, als würde man Taxifahrer zu einer regelmäßigen Abgabe für Pferdekutschen nötigen.“, so der Leser mit dem Namen „Kartoffelstaerke“.

Obwohl… trägt der Zuseher / Konsument auch eine gewisse Mitschuld, wenn er Gebotenes hinnimmt und alimentiert?

„Es ist mir bis heute völlig unbegreiflich, wie wenig Widerstand auf nahezu allen Ebenen erfolgt, obwohl schon lange die Hütte brennt und was die Art der Sendungen von fast allen Sendern anbelangt, so wird man schon über Jahrzehnte mit allen Unmöglichkeiten traktiert und die „Sau-Arie“ war nur ein weiterer Höhepunkt, nicht nur der Geschmacklosigkeit, sondern auch die Aggressivität, die dahinter steckt und als Konsument muss man sich wirklich fragen, ob die Zuschauer nicht alle bescheuert sind und dieses tägliche Schmierentheater überhaupt noch konsumieren, denn wer geht denn noch in den gleichen Laden zum Einkaufen, wenn die Angestellten auf gleichem Niveau ihre Kunden beschimpfen und dafür auch noch bezahlen müssen, was für ein Wahnsinn in dieser Gesellschaft und das wird sich erst ändern, wenn die Bürger wirtschaftliche Schwierigkeiten bekommen und sie dabei viel verlieren, vorher reiten sie das Pferd zu Tode, weil einfach der Verstand fehlt um nicht nur die Erkenntnis zu besitzen, sondern auch die Reaktion erfolgen müsste und zwar im eigenen Interesse.“, schreibt „Nibelung“.

„Alfonso“: „Die jüngere, wohlstandverwöhnte Generation ist sowieso fest links und grün geprägt. Von hier ist daher auch keinerlei Widerstand zu erwarten, sie können es daher gar nicht anders, weil sie die Welt ganz anders sehen, mangels historischer Schulbildung. Die große Überzahl der deutschen Bürger ist extrem obrigkeitshörig und Deutsche verfügen über kein Revoluzzer-Gen. (Wir können uns da fast alle an die eigene Nase fassen). Man bedenke, dass die Art Demokratie, die die BRD nach dem Krieg erhielt, nicht von den Bürgern selber erkämpft worden war, sondern dass diese uns von den Alliierten übergestülpt wurde. Was nicht selber erkämpft wurde, hat auch keinen großen Wert und man versteht auch nicht, damit umzugehen.“

Es bleibt ein ungutes Gefühl: ARD und ZDF haben viel Good-Will verloren und viel Ansehen. Aber Medien brauchen die Anerkennung durch ihre Nutzer. Der Unmut ist gewaltig, zu gewaltig für ein System, das über Zwangsbeiträge finanziert ist.

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