Eigentlich hatte sich Deutschland nach zwei Jahren Corona-Krise so etwas wie „Normalität“ in diesem Sommer erhofft. Aber nicht nur die Eskalation der außenpolitischen Lage in Osteuropa macht solchen Hoffnungen einen Strich durch die Rechnung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat klar gemacht: Eine Entwarnung gibt es auch für den Sommer nicht, was sein Lieblingsthema anbelangt.
„Wir müssen mit einer Sommerwelle rechnen“, sagte Lauterbach am Samstag der Funke-Mediengruppe. Selbst bei gutem Wetter seien Delta- und Omikron-Variante immer noch so infektiös, dass es durch die vielen Kontakte wieder zu steigenden Infektionszahlen kommen könnte, wenn es keine Einschränkungen gäbe. Das sagte Lauterbach eine Woche, nachdem er in Berlin an einer Großdemonstration gegen den Ukraine-Krieg mit mehr als 100.000 Personen teilgenommen hatte.
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) February 27, 2022
Lauterbach streicht das „Freedom“ aus dem „Freedom Day“
Lauterbach plädierte daher dafür, dass das Infektionsgesetz darauf „ausgerichtet“ werden müsse, dass die Bundesländer in der Lage seien, frühzeitig zu reagieren. „Es sollte möglich sein, Obergrenzen für private Treffen und öffentliche Veranstaltungen festzulegen sowie Zutrittsregeln etwa für die Gastronomie, also 2G- oder 2G-plus-Regelungen“, sagte Lauterbach. Auch die Maskenpflicht zähle zu den Maßnahmen, die auch nach dem 20. März erforderlich seien.
Der SPD-Politiker unterstreicht damit die Farce, die der sogenannte „Freedom Day“ am 20. März darstellt. Während die Briten und Skandinavier unter diesem Motto ihren Bürgern die Rückerstattung ihrer Freiheiten versprochen haben, besteht ein solcher Tag hier nur auf dem Papier. In Dänemark oder Norwegen war der Fall der Maskenpflicht das Symbol, mit dem das Ende der Maßnahmen deutlich vorgeführt wurde. In Deutschland ist derlei nicht einmal denkbar. Offenbar gibt es zwischen der deutschen und der dänischen Definition von Freiheit große Unterschiede.