Tichys Einblick
Vater-Sohn-Connection

Laschets Sohn organisiert fragwürdigen Millionendeal mit NRW-Regierung

"Ich habe Joe gesagt, dass er seinem Vater meine Nummer geben kann" sagt der Chef eines Maskenherstellers über das Zustandekommen eines Geschäfts mit dem Land NRW und die Rolle des Sohns des Ministerpräsidenten.

picture alliance / Eventpress

Jede Krise ist auch eine Chance. Der Nordrhein-Westfälische Modehersteller Van Laack hat das verstanden: In der Corona-Krise schwenkte das Unternehmen aus Mönchengladbach wie andere auch auf die Produktion von Masken um. „Im aktuellen Geschäftsjahr wird sich der Umsatz dank mehr als 100 Millionen verkaufter Masken und zwölf Millionen Kittel mindestens verdoppeln“, sagte Firmenchef Christian von Daniels. Van Laack produziert laut eigenen Angaben rund 15 Millionen Stoffmasken und vertreibt diese europaweit.

Auch das Bundesland NRW hat bei Van Laack eingekauft – im Wert von über 38 Millionen Euro. Pikant: Den Kontakt zwischen Landesregierung und Unternehmen soll Johannes „Joe“ Laschet hergestellt haben. Der 32-Jährige ist Modeblogger und arbeitete in der Vergangenheit bereits häufig mit Van Laack zusammen. Allein im November präsentierte der Sohn des Ministerpräsidenten Armin Laschet mehrfach Herrenmode des Mönchengladbacher Unternehmens auf seinem Instagram-Profil, einmal kennzeichnete er dies als bezahlte Werbung. Freimütig erzählt der Unternehmenschef im Interview mit der Rheinischen Post: „Ich habe Joe gesagt, dass er seinem Vater meine Nummer geben kann, wenn das Land Hilfe bei der Beschaffung von Masken braucht.“ Ministerpräsident Armin Laschet habe dann tatsächlich an einem Sonntagabend angerufen. “Zwei Tage später saßen seine Mitarbeiter bei uns im Konferenzraum und haben sich unsere Masken und Kittel angeguckt“. Damals galt das als gute, weil schnelle Tat, denn Masken waren knapp. Darf man in der Not zu so ungewöhnlichen Maßnahmen greifen?

Heft 12-2020
Tichys Einblick 12-2020: Lockdown im Kopf
Zwar ist es dem Staat erlaubt, in besonderen Notlagen auf Ausschreibungen zu verzichten – doch die Art und Weise, wie dieser millionenschwere Sonntagabendsdeal eingefädelt wurde, wirft Fragen auf, findet die Opposition im Landtag und man sieht den genießerischen Gesichtszug hinter den Masken der Betroffenheit. Die SPD spricht von „Influencer Marketing in der Staatskanzlei“ und will wissen, was genau da ablief – und ob es „Provisionen für Vermittlungstätigkeiten“ gegeben habe.

Die Landesregierung rechtfertigt sich. Ein Sprecher der Landesregierung sagte am Montag auf dpa-Anfrage: „Auf dem Höhepunkt des Infektionsgeschehens in der ersten Welle im März gab es auf dem Weltmarkt nahezu keine Schutzkleidung und -masken. (…) Die Landesregierung hat in dieser Zeit Kontakt zu Unternehmen aus ganz Deutschland gesucht, um hier schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen.“ Hinweise auf solche Firmen seien viele gekommen – jedem sei man nachgegangen: „Zum Teil persönlich durch den Ministerpräsidenten und weitere Mitglieder der Landesregierung.“

Die Staatskanzlei erklärte, alle Angebote würden und wurden von der zentralen Prüfstelle des Gesundheitsministeriums „auf ihre Tauglichkeit geprüft. Die Auswahl erfolgte über diese zentrale Prüfstelle.“ Ein sichtlich empörter Armin Laschet sagte während einer Pressekonferenz bei der Eröffnung eines neuen Impfzentrums in Düsseldorf : „Diffamieren gehört bei der SPD in NRW schon immer dazu.“ 

Der Beigeschmack des familiär gestützten Deals bleibt aber. Wer würde bei einem millionenschweren Deal, der nach Vermittlung eines Familienmitglieds zwischen Regierungschef und Unternehmer am Sonntagabend per Telefon geschlossen wird, nicht Böses wittern? Spötter könnten sagen, aus NRW wird das Familienunternehmen Laschet & Sohn. Wieviel da tatsächlich dran ist, will die SPD jetzt durch eine kleine Anfrage klären. Für Laschet ist das nicht angenehm – schließlich ist er einer der Bewerber um den Parteivorsitz der CDU und damit die Kanzlerkandidatur. Je länger das Rennen dauert, weil die CDU den Krönungsparteitag hinauszögert, umso länger werden die Kandidaten unter dem Mikroskop betrachtet.

Auch Jens Spahn, mit Laschet im Team um die Kandidatur, steht seit längerem in der Kritik, beim Ankauf von Masken fragwürdige Methoden angewendet zu haben. Dagegen nimmt sich Laschets Auftrag ziemlich mini aus. Beide standen unter Druck, irgendwie Masken beschaffen zu müssen. Die vaterländisch wertvolle Tat wird jetzt zum Stolperstein für ihre Zukunft.

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