Tichys Einblick
Mangelnde Wertschätzung für Handwerker

Klempner verdienen deutlich weniger als Mitarbeiter von Politikern

Installateure verdienen im Schnitt 1.400 Euro weniger als Erwerbstätige mit einem Bachelor-Abschluss. Dass es dann an Nachwuchs-Klempnern mangelt, die sich regelmäßig mit verstopften Toiletten auseinandersetzen müssen, wundert wenig.

IMAGO / Panthermedia
In Deutschland fehlen Fachkräfte, vor allem Handwerker wie Klempner: Der „Zentralverband Heizung Sanitär Klima“ schätzte im letzten Jahr, dass in der Heizungsbranche 60.000 Installateure fehlen. In Deutschland gibt es einen großen Bedarf an Fachkräften, die zum Beispiel Verstopfungen aus Toiletten lösen, Heizungen und Waschbecken montieren, Abflussrohre anbringen oder Duschen anschließen.

Aber das Gehalt, dass Installateure für ihren intensiven Arbeitsalltag bekommen, ist ernüchternd: Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass Erwerbstätige mit einer Ausbildung in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik im April letzten Jahres durchschnittlich knapp 3.400 Euro brutto verdienten. Erwerbstätige mit einem Bachelor-Abschluss verdienten hingegen im Schnitt fast 4.800 Euro – also fast ein Drittel mehr als Klempner.

Klempner verdienen somit deutlich weniger als Beschäftigte, die einen Bachelor in beispielsweise Betriebswirtschaftslehre – oder gar „Gender Studies“ – gemacht haben und drei bis vier Jahre in Universitäten sowie Bibliotheken verbracht haben, um zu lernen, wie sie Geschlechterverhältnisse untersuchen. Viele solcher Geisteswissenschaftler arbeiten nach ihrem Abschluss dann als Mitarbeiter von Politikern.

Das bedeutet: Die Leistung der Mitarbeiter von Politikern und anderen Geisteswissenschaftlern wird mehr wertgeschätzt als die Leistung derer, die bereits während ihrer Ausbildung dafür sorgen, dass verstopfte Rohre wieder frei fließen und Wohnungen mit defekten Heizungen wieder warm werden. Die Differenz dieser Wertschätzung: 1.400 Euro. Aber nicht nur das Gehalt von solchen Sanitär- und Heizungs-Installateuren unterscheidet sich deutlich von dem derjenigen mit einem Bachelor. Auch der Durchschnittsverdienst aller Personen mit einem Ausbildungsabschluss liegt rund 1.000 Euro unter dem von Bachelor-Absolventen.

In sämtlichen Ausbildungsberufen mangelt es an Wertschätzung für die Beschäftigten. Immerhin führt ein höheres Gehalt zu einem Gefühl von mehr Wertschätzung, wie die digitalen Recruiting-Plattform „The Stepstone Group“ auf ihrer Internetseite schreibt: „Ein gutes Gehalt kann motivieren, weil es (die) Leistung wertschätzt. Es deckt im besten Fall nicht nur (die) Lebenshaltungskosten, sondern schafft auch finanzielle Freiräume.“

Installateure und andere Handwerker können allerdings eine Meisterprüfung ablegen, um ihr Gehalt aufzubessern: Aber selbst dann verdienen sie im Schnitt nur rund 5.000 Euro brutto pro Monat – also 200 Euro mehr als Beschäftigte mit einem Bachelor-Abschluss. In Studiengängen wie Medizin, Jura und Psychologie nützt den Studenten ein Bachelor-Abschluss kaum etwas: Sie brauchen einen Master oder ein Staatsexamen, um in einen entsprechenden Beruf starten zu können. Mit solchen Abschlüssen verdienen sie in Deutschland durchschnittlich mehr als 6.400 Euro, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen – also durchschnittlich fast 1.500 Euro mehr als Personen mit einem Meister-, Techniker oder Fachschulabschluss.

Diese Differenzen des Gehalts und somit auch der Wertschätzung machen eine Ausbildung zum „Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik“ also nicht gerade attraktiver. Ganz im Gegenteil: Sie tragen dazu bei, dass es an 60.000 Installateuren mangelt. Der „Zentralverband Heizung Sanitär Klima“ hat die Imagekampagne „Zeit zu starten“ ins Leben gerufen. Mit dieser Kampagne unter dem Motto: „#WirSindRelevant“ möchte der Verband Nachwuchs für Ausbildungsberufe in dieser Branche finden und schreibt dazu auf seiner Website, die Berufe in Sanitär, Heizung und Klima seien in den zurückliegenden Jahren im Schnitt um ungefähr 1 Prozent gewachsen: „Allerdings reicht dies bei weitem nicht aus, den Fachkräftebedarf zu decken.“

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