Tichys Einblick
Taurus versus Scholz

KiKa und ZDF propagieren Taurus-Lieferungen im Kinderfernsehen

Ein Video aus dem ZDF-Kinderformat „Logo!“ schlägt derzeit hohe Wellen, denn darin lassen sich Marschflugkörper über den zögernden Olaf Scholz aus, der Taurus-Lieferungen an die Ukraine blockiert. Unreflektierte und unflätige Kriegspropaganda für die Zielgruppe ab 9 Jahre.

Screenshot via Twitter / Collage: Tichys Einblick

Man ist vom öffentlich-rechtlichen Kinderfernsehen ja schon einiges gewohnt. Selbst der Dauerbrenner „Sendung mit der Maus“ betreibt seit 2022 offen Transpropaganda und es gibt kaum einen Klassiker – wie zum Beispiel die Biene Maja –, der nicht schon längst einer woken Diversifizierungsbehandlung unterzogen wurde.

Nun aber bricht das Fernsehen ein neues Tabu: Obwohl Regierungskritik dieser Tage in vielen Fällen mit Hausdurchsuchungen und anderen Schikanen geahndet wird, erlaubte sich das Team von „Logo!“, einem Format des Kinderkanals KiKa, explizite Kritik an der Entscheidung von Kanzler Olaf Scholz, keine Taurus-Marschflugkörper in die Ukraine zu schicken, und wirbt stattdessen für eine Eskalation des Konflikts, indem selbst ein „Fehlschlag“ auf russisches Kernland gerechtfertigt wird.

Der Disput der sprechenden Waffen – neben Taurus kommen auch der französische (SCALP) und britische (Storm Shadow) Marschflugkörper, sowie ein polnischer (?) Leopard 2 zu Wort – handelt vom Frust des Taurus, nicht in der Ukraine mitmischen zu dürfen. Die Marschflugkörper müssten Olaf Scholz „mal ordentlich den Marsch blasen“. Der französische SCALP (nebenbei mit stereotyp französischem Frauenakzent, der den Verdacht der kulturellen Aneignung nahelegt) setzt den Ton sogleich mit einem deftigen Schimpfwort, das offensichtlich als Teil des Bildungsauftrags für die Jugend betrachtet wird, sowie der Replik, die Ukraine bekäme doch bereits die Marschflugkörper aus Frankreich und Großbritannien.

Als der Taurus sich selbstzufrieden als der „eindeutig bessere Marschflugkörper“ bezeichnet, zeigt der britische Storm Shadow, dass der verbale Ausrutscher beim SCALP kein Zufall war und kontert mit einem Wortspiel durch Subtraktion des ersten Buchstaben des Wortes Marschflugkörper. Das Land der Dichter und Denker lässt grüßen.

Öffentlich-rechtliche Regierungskritik? Geht doch, aber nur wenn’s für den Krieg ist

Nach dem rhetorisch geschliffenen Geplänkel (der leicht dümmliche Leopard mit Polenflagge – gar eine rassistische Spitze gegen die Polen? – rät Taurus, nicht gleich in die Luft zu gehen) kommt der französische SCALP zum inhaltlichen Teil. „Du darfst deshalb nicht in die Ukraine, weil euer Kanzler wieder mal zögert und zaudert?“ Storm Shadow springt zur Seite: „Der German Fachbegriff dafür ist scholzen.“ Genau, Olaf Scholz, hör doch mal auf das von Steuergeld bezahlte Kinderfernsehen, sei ein Mann und sorg’ endlich für mehr Krieg und mehr Tote!

Aber, so erklärt Taurus, es gab auch eine Begründung: Aufgrund der hohen Reichweite von Taurus habe Scholz Angst, dass der Marschflugkörper „übers Ziel hinausschieße und Russland treffe“. Man könnte auch sagen: Scholz vertraut – womöglich nicht zu Unrecht – den Ukrainern nicht, dass sie nicht versuchen würden, mit einem direkten Angriff auf russisches Gebiet eine Eskalation und einen Kriegseintritt Deutschlands herbeizuprovozieren.

Doch SCALP erklärt den Kindern ab 9: „Und was macht Russland seit zwei Jahren?“ Diese Frage wird im Clip aber nicht mehr genau erörtert, es soll wohl der instinktive Rückgriff auf bereits Gelerntes erfolgen.

Kriegspropaganda für die Kleinsten ist leider nichts Neues. Egal ob Sowjets, Nazis oder Amerikaner, sie alle nutzten bereits im 2. Weltkrieg Zeichentrickfilme und andere Kinderprogramme, um auch die Jüngsten auf den Krieg einzuschwören. Auch in Russland und der Ukraine laufen heutzutage Propagandavideos für die Jugend. Es ist allerdings bemerkenswert, dass das Staatsfernsehen eines Landes, das nicht offiziell Kriegspartei ist, gegen den Entschluss der Regierung und für eine mögliche Kriegsbeteiligung Propaganda betreibt. Da weiß man wieder, dass der Rundfunkbeitrag gut angelegt ist.

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