Tichys Einblick
Kardinal Gerhard Ludwig Müller

„Der LGBT-Ideologie ist es gelungen, aus einer verfolgten eine verfolgende Minderheit zu machen“

Der „Donald Trump der katholischen Kirche“ meldet sich anlässlich von LGBT-Ideologie bei der „Sendung mit der Maus“ zu Wort. Doch seine Kritik geht tiefer: Eine „Selbstverstümmelung an Geist, Seele und Körper“ gebe sich als „Selbstbestimmung“ aus, sei in Wahrheit aber eine schwere Versündigung am Wohl Heranwachsender.

IMAGO / Ulmer/Lingria

Am Sonntagvormittag pumpten Ideologen die traditionsreiche Kindersendung „Die Sendung mit der Maus“ mit LGBT-Propaganda voll. Da gab es den sympathischen „Herumtreiber“ Erik, der den Kindern aus der Vergangenheit vertraut war – und nun als „Katja“ wieder auf den Bildschirm trat. Die „Transfrau“ erklärte dann den Kindern, dass sie die Geschlechtsteile eines Mannes hätte, sich aber als Frau „fühle“. Dazu gab es Schleichwerbung für das kommende „Selbstbestimmungsgesetz“ der Ampel. In die Sendung führte Moderator Christoph Biemann sogar ganz offen mit LGBT-Flaggen ein. Reaktionen vonseiten der katholischen Kirche, die im Rundfunkrat sitzt? Keine. Im Gegenteil: Nicht der Affront gegen Eltern, sondern die Kritik am Skandal galt als skandalös in den Medien.

Müller kritisierte bereits in der Vergangenheit Corona-Maßnahmen, Impfpflicht und den WEF-Gründer Klaus Schwab

Mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat sich nun eine Stimme gemeldet, die schon in der Vergangenheit keine Kontroverse scheute. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis verlieh ihm deswegen 2019 den Titel eines „Donald Trump der katholischen Kirche“. Und setzte drauf: „Die einzigen beiden Menschen auf der Welt, die uns heute Klarheit geben, sind Donald Trump und Gerhard Ludwig Müller.“

Bereits im Mai 2020 warnte der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation davor, dass die Corona-Schutzmaßnahmen die Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt einschränken würden. Er wies damals schon auf die Möglichkeit von Zwangsimpfungen mit Impfstoffen ohne ausreichende Erprobung hin. Viele Vorsichtsmaßnahmen gegen die Pandemie seien anfangs sicher richtig gewesen, doch dürfe man damit nicht jegliches Verbot rechtfertigen.

Das ist eine Klarheit, die vielen Menschen nicht gefällt. Ähnlich war es, als Müller im Dezember 2021 nachlegte: „Leute, die auf dem Thron ihres Reichtums sitzen“, sähen eine Gelegenheit, ihre Agenda umzusetzen. Es gebe ein gewisses Chaos, „auch geboren aus dem Willen, die Gelegenheit zu nutzen, die Menschen jetzt gleichzuschalten, einer totalen Kontrolle zu unterziehen, einen Überwachungsstaat zu etablieren“. Namentlich nannte er etwa den Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab, oder den Microsoft-Gründer Bill Gates.

Papst Franziskus ging in der Vergangenheit auf Konfrontationskurs gegen Müller

Müller war unter Papst Benedikt XVI. Präfekt der Glaubenskongregation gewesen und gehörte damit zu den einflussreichsten Männern im Vatikan. Er saß an jener Position, die zwischen Rechtgläubigkeit und Irrlehre unterschied. Franziskus jedoch verlängerte die Amtszeit des ehemaligen Regensburger Bischofs im Jahr 2017 nicht. Das hat Spekulationen genährt, was das Verhältnis zwischen den beiden Männern angeht. Um ein Bonmot der Fürstin zu verwandeln: Franziskus ist ja eher der Barack Obama der katholischen Kirche.

Der renommierte Theologe zieht seitdem den Zorn des deutschen Klerus auf sich, weil er häufig dem Konsens der Bischofskonferenz widerspricht. Während deren Vorsitzender Georg Bätzing die Impfung als „Geschenk Gottes“ bezeichnete, hatte Müller betont, dass es wichtig sei, dass die Impfung freiwillig geschehen müsse: „Das Gewissen unter Druck zu setzen, das ist der falsche Weg.“

Selbstverstümmelung an Geist, Seele und Körper als angebliche „Selbstbestimmung“

TE hatte den Kardinal deswegen um eine Stellungnahme zur „Transmaus“ angefragt – und sogleich „müllerte“ es: „Wenn die Selbstverstümmelung an Geist, Seele und Körper ideologisch-politisch als angebliche ‚Selbstbestimmung‘ feilgeboten wird, dann ist das nichts weniger als eine schwere Versündigung am Wohl und Heil von Kindern und Jugendlichen, die sich in einem Prozess der Reife und Identitätsfindung befinden“, warnte der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation. Dem christlichen Glauben gemäß begriffen sich die Getauften in Jesus Christus als Söhne und Töchter Gottes.

Doch der Kardinal beließ es nicht dabei. Er ging vielmehr ins Grundsätzliche. Der LGBT-Ideologie gehe es nämlich nicht etwa um die Würde von andersgeschlechtlich empfindenden Einzelnen, sondern „um die Negation der Zweigeschlechtlichkeit des Menschen überhaupt“. Ihr sei es gelungen, aus einer verfolgten eine verfolgende Minderheit zu machen; man habe sich „in Politik, Justiz, Universitäten und Medien eine totalitäre Machtposition verschafft, die die Religionsfreiheit zerstört, den Rechtsstaat untergräbt und die Wissenschaftsfreiheit mit Füßen tritt“.

„Totalitäre Machtposition“ der LGBT-Ideologie untergräbt den Rechtsstaat

Der Unterschied von Mann und Frau sei positiv, sowohl für das Individuum als auch für die Gemeinschaft, auch in der Folge der Generationen. Die Geschlechtlichkeit könne man „nicht wesenhaft verändern“, sondern sich in ihr entweder „positiv entwickeln oder zu unserem Schaden dagegen rebellieren“. Der Mensch könne „nur frei entschieden, ob er selbstzerstörerisch sich ganz entleiben oder zum Teil verstümmeln will“. Stattdessen müssten Heranwachsende lernen, ohne Minderwertigkeitskomplexe ‚Ja‘ zu sich selbst zu sagen.

TE gibt die Worte des Kardinals vollständig wieder:

„Der Mensch wird geboren als Mensch und nicht als Tier, Pflanze oder Rohstoff, ohne dass ihn vorher jemand um Zustimmung gebeten hat. Wir existieren personal als leibhaftige Wesen und können nicht entscheiden, ob wir als reiner Geist oder Engel existieren wollen.

Da die männliche oder weibliche Geschlechtlichkeit zur Ausprägung unseres individuellen Körpers gehört, können wir sie auch nicht wesenhaft verändern, sondern in ihr uns entweder positiv entwickeln oder zu unserem Schaden dagegen rebellieren. Der Mensch kann nur frei entscheiden, ob er selbstzerstörerisch sich ganz entleiben oder zum Teil verstümmeln will. Die entscheidende Aufgabe in der Zeit unseres Heranwachsens als Kind und junger Erwachsener ist es, ohne Minderwertigkeitskomplexe ‚Ja‘ zu sagen zu sich selbst in der Ganzheit von Leib und Seele.

Der Unterschied von Mann und Frau ist positiv, sowohl für das Individuum als auch für die Gemeinschaft (auch in der Folge der Generationen). Die Zweigeschlechtlichkeit ist die Voraussetzung, dass zwei Menschen sich lieben und zueinander sagen: Nur Du allein und für immer, bis der Tod uns scheidet. So werden sie sich wechselseitig Mann und Frau; und dann, wenn Gott es so will, auch Vater und Mutter ihrer gemeinsamen Kinder.

In der LGBT-Ideologie geht es nicht um die Würde von andersgeschlechtlich empfindenden Einzelnen, sondern um die Negation der Zweigeschlechtlichkeit des Menschen überhaupt, wie sie von Gott in die Schöpfung eingezeichnet wurde. Der LGBT-Ideologie ist es gelungen, aus einer verfolgten eine verfolgende Minderheit zu machen. Man hat sich in Politik, Justiz, Universitäten und Medien eine totalitäre Machtposition verschafft, die die Religionsfreiheit zerstört, den Rechtsstaat untergräbt und die Wissenschaftsfreiheit mit Füßen tritt.

Wenn die Selbstverstümmelung an Geist, Seele und Körper ideologisch-politisch als angebliche ‚Selbstbestimmung‘ feilgeboten wird, dann ist das nichts weniger als eine schwere Versündigung am Wohl und Heil von Kindern und Jugendlichen, die sich in einem Prozess der Reife und Identitätsfindung befinden. Hoffentlich haben diese gute Eltern und Freunde, die ihnen Mut machen, sich selbst als Mensch in der Weise von Mann oder Frau zu bejahen. Dem christlichen Glauben gemäß begreifen sich die Getauften in Jesus Christus als Söhne und Töchter Gottes, ihres Schöpfers, Erlösers und Vollenders.“

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