Tichys Einblick
Antisemtische Gewalt an Jom Kippur

Geplanter Sprengstoff-Anschlag auf Hagener Synagoge? Syrer festgenommen

Erneut steht ein Syrer im Verdacht, eine islamistisch motivierte, antisemitische Terroraktion vorbereitet zu haben. Ziel soll die Synagoge in Hagen gewesen sein. Schlimmeres konnte zunächst verhindert werden. Von Sandro Serafin.

IMAGO / ecomedia/robert fishman
Schon wieder an Jom Kippur: Am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertages ist die Polizei zu einem Einsatz vor der Synagoge in Hagen ausgerückt. Der Spiegel berichtete am Donnerstagmorgen, es habe einen Hinweis eines „ausländischen Geheimdienstes“ zu einem Islamisten gegeben, der sich im Internet verdächtig verhalten habe. Demnach handle es sich um einen „16-jährigen Syrer“ aus Hagen, der auch konkret von einem Sprengstoffanschlag auf eine Synagoge gesprochen habe.

Laut Spiegel wurde am Donnerstagmorgen die Wohnung des Verdächtigen durchsucht, die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf habe Ermittlungen aufgenommen. Während die Bild-Zeitung von mehreren Festnahmen berichtete, bestätigte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul am Donnerstagmorgen gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: „Es wurde ein Jugendlicher festgenommen.“

Am Nachmittag war eine Hundertschaft der Polizei ausgerückt. Die Einsatzkräfte sperrten die Straße, in der sich die Synagoge befindet, sowie einen Abschnitt einer angrenzenden Straße ab. Anwohner mussten sich ausweisen. Fotos zeigen Einsatzkräfte mit Maschinenwaffen. Medienberichten zufolge wurden die Synagoge und ein benachbartes Gemeindehaus mit Sprengstoffhunden durchsucht.

Da die Polizei frühzeitig eingriff, konnte ein für den Abend angesetzter Gottesdienst abgesagt werden. Somit befanden sich keine Personen in dem Gebäude. Um 1:28 Uhr in der Nacht erklärte die Polizei, die Maßnahmen seien abgeschlossen, auch die Straßensperren wurden aufgehoben. „Es konnten vor Ort keine Hinweise auf eine Gefährdung festgestellt werden“, hieß es weiter. Ein Sprecher sagte den Ruhr Nachrichten allerdings, dass „im ganzen Land NRW“ Präsenzkräfte an jüdischen Einrichtungen „hochgefahren“ worden seien.

Der Vorfall dürfte das Unsicherheitsgefühl der Juden in Deutschland weiter verschärfen. 2019 hatte ein Deutscher in Halle versucht, in die Synagoge einzudringen, und anschließend zwei Menschen außerhalb erschossen. Doch auch abgesehen von solchen Großereignissen, die breite mediale Aufmerksamkeit bekommen, gehört der Antisemitismus in Deutschland fast schon zum Alltag. Erst im vergangenen Monat war in Köln ein Kippaträger aus einer Gruppe heraus geschlagen und getreten worden. Allein in Nordrhein-Westfalen wurden im ersten Halbjahr 2021 206 antisemitische Straftaten registriert, wie die Landesregierung Anfang August auf eine Anfrage der AfD hin mitteilte.

In Hagen selbst war es im Mai zu einem Vorfall gekommen: Die Stadtverwaltung hatte eine Israel-Fahne vor dem Rathaus wieder abgehängt. Innenminister Reul erklärte später im Innenausschuss des Landtages, zuvor hätten sich „verschiedene Vorsitzende der größten muslimischen Gemeinden“ bei der Polizei gemeldet und berichtet, „dass sich die Gemeinde darüber aufregt; ich sage es mal ein bisschen behutsam“. Daraufhin habe die Polizei die Stadt Hagen informiert, „dass Probleme entstehen können“. Anschließend wurde die Fahne eingeholt.


Sandro Serafin (22) studiert Geschichts- und Kulturwissenschaften in Gießen. 

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